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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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entschieden worden, ohne dass ich mitzureden gehabt hätte. Meine Eltern waren zufrieden, seine Eltern waren zufrieden, er war zufrieden. Was spielte es da schon für eine Rolle, was ich empfand?
    Aber ich glaubte, dass es gut werden würde. Geborgen. Er wirkte zuverlässig, und ich wollte von zu Hause weg. Schließlich war es bei uns zu Hause mit drei Brüdern und einem Vater und einer Mutter, die ständig arbeiteten und nie lachten, auch nicht so überwältigend.

    Wir zogen also in eine kleine Wohnung, und ich war noch einige Wochen berufstätig, aber dann kamen die Jungen recht rasch hintereinander, und er bekam diese Arbeit bei dem Bauunternehmen. Deswegen sind wir dann auch nach Stockholm gezogen. Bereits da war mir aufgefallen, dass er aggressive Züge hatte. Er scheuchte mich rum. Ich sollte ihn bedienen, als sei ich sein Dienstmädchen. Es war meine Pflicht, ihm jeden Tag ein Essen zu kochen, obwohl er nicht fand, dass ich eine sonderliche Begabung sei, weder in der Küche noch im Bett, wie er sich ausdrückte. Außerdem musste ich Haus und Garten in Ordnung halten, seine Hemden bügeln und dafür sorgen, dass der Kühlschrank immer gefüllt war. Ich weiß nicht, ob der ganze Alkohol, den er trank, alles noch verstärkte, aber ich hatte den Verdacht, dass er nicht nur psychisch krank war, sondern auch süchtig. All die Jahre habe ich versucht, ihm das zu sagen. Dann brüllt er immer nur, dass er dafür sorgen wird, dass eher ich in die Irrenanstalt komme, bevor er dort landet.«
    Vor der Tür hörte Mari das Klappern von Kaffeetassen und Gläsern. Die Gäste trafen so langsam zum Mittagessen ein. Vielleicht waren auch Gottfrid und Bela dabei, die Stammgäste, die das Fristaden und Anna liebten und während des Essens gerne Schach spielten. Vielleicht war auch die Frau gekommen, deren Hund an einen Wischmopp erinnerte, oder diese heruntergekommenen Jugendlichen … aber niemand von ihnen konnte ahnen, dass im Hinterzimmer ein Mord an einem gewalttätigen, aber ansonsten eigentlich unschuldigen Rentner besprochen wurde. Unschuldig, dachte sie. Wer mit Worten verletzt, kann nicht haftbar gemacht werden, aber wer dazu ein Messer benutzt, wird bestraft. Ich weiß, wie sich das anfühlt. Als sie diesen Gedanken gedacht hatte, wusste sie, was sie tun wollte. Elsa Karlsten würde ihre Zigarren und ihr Negligé bekommen. Sie sollte lernen dürfen, richtig zu fliegen.

    Inzwischen waren Elsa Karlstens Wangen noch eine Nuance dunkler geworden, doch nicht vor Wut, wie sie meinte, sondern vor Scham. Die Angst war von Selbstverachtung abgelöst worden, als sie fortfuhr.
    »Ich schäme mich. Ich schäme mich vor mir selbst dafür, dass ich mein Leben vergeudet habe, statt etwas zu riskieren. Ich habe nie Angst vor harter Arbeit gehabt, und mit dieser Einstellung hätte ich überall überleben können. Ich hätte umziehen können. Ich hätte ein Restaurant eröffnen und Mädchen anstellen können, die Hilfe brauchen. Stattdessen habe ich vor einem Schwein von Mann gekuscht. Ich kann mir das nicht anders vorstellen, als dass er mir irgendwie eine Gehirnwäsche verpasst haben muss. Er hat mich hypnotisiert und mir eingeredet, dass ich weder etwas tauge noch etwas will. Und dann habe ich nach dem Gespräch mit Anna erkannt, wie dumm ich war … wie unglaublich dumm«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
    »Warum habe ich mich überhaupt darauf eingelassen? Ja, glaubt ihr nicht, dass ich mich das nicht auch gefragt habe? Ich weiß nur, dass ich zu Hause gelernt hatte, nicht aufzugeben. ›Du hast das Feuer entfacht, jetzt beklage dich nicht, wenn dir Rauch in die Augen steigt‹, sagte meine Mutter immer, wenn ich es wagte, ihr zu erzählen, was in meiner Ehe los war. Die einzige Rettung war, dass mein Mann recht viel in der Arbeit und unterwegs war. Wenn ich allein mit den Kindern zu Hause war, ging es gut. Es war zwar nicht ohne, drei Jungen allein zu erziehen, aber wie gesagt, vor harter Arbeit scheute ich mich nie. Deswegen nahm ich mich auch zusammen, wenn er nach Hause kam und brüllte, weil er mit irgendetwas unzufrieden war, und verlangte, dass ich ihn bediene. Irgendwie muss er es klug angestellt haben, denn manchmal geschah es, dass ich dachte, er habe recht. Nichts, was ich täte, sei etwas wert, ich sei zu dumm, einer richtigen Arbeit nachzugehen, und die ganze Verantwortung laste auf ihm. Ich kann fast verstehen,
dass mich meine ältesten Söhne dafür verachten, dass ich nicht die Kraft hatte, mich zu

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