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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Ernestam
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würdest. Drei Millionen. Eine Million für jeden.«
    »Es macht sich.«
    »Hast du sonst nichts zu sagen?«
    Miranda beugte sich zum Spiegel vor und verteilte das Make-up gleichmäßiger, sodass der Übergang vom Falschen zum Richtigen nicht mehr zu sehen war. Ihr Gesicht nahm den ganzen Spiegel ein, und er konnte sein eigenes nicht mehr sehen.

    »Du hast dich da draußen geschämt, nicht wahr? Du hast dich für das Fata Morgana und für alles, wofür wir stehen, geschämt. Du hast dich für alle einfachen und verkleideten Männer geschämt.«
    »Gar nicht wahr! Dafür gab es keinen Grund. Mari ist eine der tolerantesten Frauen, die ich kenne. Sie würde mich nie verurteilen.«
    »Das Schlüsselwort lautet ›Frau‹, Fredrik. Nicht ›tolerant‹. Ich weiß durchaus, dass du gerne eine sogenannte richtige Frau an deiner Seite hättest. Aber das ist dir nicht geglückt, stattdessen bekamst du mich.«
    Er packte die blonden Locken und zog sie zur Seite. Die Perücke fiel zu Boden, und das kurzgeschnittene Haar darunter kam zum Vorschein.
    »Mehr Frau wirst du nicht bekommen, Fredrik. Aber was ist schon eine richtige Frau? Für die da draußen bin ich die personifizierte Weiblichkeit. Nach der herkömmlichen Definition bin ich vielleicht ein Mann, aber ich bin an deiner Seite. Ich werde dich nie verlassen. Ich weiß, was du denkst und fühlst. Und ich denke und fühle mit dir. Du und ich sind zu Großem bestimmt. Weil wir uns so ähnlich sind und weil wir einander helfen. Solidarität. Ist das nicht auch eine Form der Liebe? Was ist übrigens schlimmer? Sich zu verstellen und sein richtiges Ich zu verstecken, oder eine Perücke zu tragen und man selbst zu sein? Seine Persönlichkeit ganz und gar auszuleben? Ich bin die perfekte Illusion, Fredrik. Das weißt du. Und ich werde dafür sorgen, dass du das nie vergisst. Niemals. Solange du lebst.«

KAPITEL 18
    S ie stand im weißen Kittel auf dem Krankenhauskorridor und dachte darüber nach, dass die Aussage, die Welt oder das Leben ließe sich mit der Bühne eines Theaters vergleichen, nur teilweise zutraf. Theater, ja, aber Maskerade wäre noch passender. Obwohl die Kleider eigentlich keine Rolle spielten. Worte und Gedanken zählten. Sie mussten oft genug versteckt oder maskiert werden, damit man nicht aus der Rolle fiel.
    Welche Rolle hatte sie eigentlich in den letzten Tagen gespielt? Welche Kleider hatte sie getragen? Ganz gewöhnliche natürlich. Die, die keine Aufmerksamkeit erregten, und so ihre Trauer, Angst und Verzweiflung verbargen. Die verbergen sollten, dass sie ständig einen schreckerfüllten Dialog mit Gott führte. Weshalb mutest du mir das hier zu, obwohl du weißt, dass mich nichts mit größerem Grauen erfüllt?
    Am Tag nach der Beerdigung hatten sie sich alle drei im Fristaden getroffen und überlegt, was zu tun sei. Sie hatten erwogen, sowohl mit Elsa Karlsten als auch mit Martin Danelius zu sprechen. Alle Karten auf den Tisch zu legen und dann weiterzusehen. Die Frage der Schuld übergingen sie dabei geflissentlich, aus der vagen Rücksicht heraus, niemand solle zum Schluss mit diesem schwarzen Peter in der Hand dasitzen müssen. Auch vom Geld war nur sehr am Rande die Rede. Routinemäßig versicherten sie einander, »das ergibt
sich«. Floskeln, Ausreden und reine Lügen schienen das neue Gebäck zu sein, mit dem das Fristaden lockte.
    Doch Schreie, Tränen und Beschuldigungen hatte es ebenfalls gegeben. Manchmal hatte sie sich gefragt, ob das, was da an die Oberfläche kam, wirklich nur ein Ergebnis der schrecklichen Ereignisse der letzten Wochen war. Es war jedoch gut möglich, dass sie es sich in all den Jahren, die sie sich nun kannten, im Namen der Liebe nie gestattet hatten, allzu gründlich nachzufragen. Vielleicht hatten sie sich einander ja immer nur mit Maske gezeigt?
    Ein wirkliches Glück, dass sie an dem Abend, an dem er in das Café kam, alleine war. Sie hatte die Fenster öffnen, lüften, Kaffee mahlen und in aller Unschuld einen Schluck trinken wollen. Einen Moment lang hatte ihre Panik die Güte besessen, sich zurückzuziehen und sie in Frieden zu lassen. Dann hatte es an der Tür geklopft, und sie hatte ihn durch das Fenster gesehen. Ein älterer Mann, dessen Körper jünger wirkte als sein Geist, in Kleidern, die nicht so wohlhabend wirkten, wie er es ihren Informationen nach war.
    Sie hatte die Tür geöffnet, und er war eingetreten. Sie hatte ihm etwas zu trinken angeboten, und er hatte sich dankbar mit einem belegten Brot

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