Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
Dickson Carr oder dem vielbewunderten Ngaio Marsh!« Er rieb sich voller Vorfreude die Hände.
»Ich denke«, sagte Markby milde, weil er seinem Besucher diese naive Erwartung nicht verderben wollte,»ich denke, Sie werden herausfinden, dass wir uns ein wenig weiterentwickelt haben seit jenen Tagen.« Landowsky betrachtete Markby nachdenklich, dann war er plötzlich wieder ganz nüchtern.
»Wenn ich recht informiert bin, hatte er in England Verwandte? Dieser Jan Oakley, meine ich?«
»Das ist richtig. Zwei ältere Frauen. Zwei Schwestern.«
»Werden sie die Begräbniskosten übernehmen?« Markby zuckte betroffen zusammen und gestand, dass er bisher noch keinen Gedanken an Oakleys Bestattung verschwendet hatte.
»Wir müssen uns aber Gedanken darüber machen«, sagte Landowsky tadelnd.
»Ich würde es vorziehen, wenn die Kosten nicht zu Lasten des polnischen Staates gingen.«
»Vielleicht gibt es ja in Polen noch Verwandte, die seinen Leichnam nach Hause überführen mögen … wenn die Zeit gekommen ist?«, spekulierte Markby. Landowsky schüttelte den Kopf.
»Das ist höchst unwahrscheinlich. Einen Leichnam zu überführen ist eine sehr kostspielige Angelegenheit, und es gibt zahlreiche Vorschriften zu beachten. Der Sarg muss von einer ganz bestimmten Sorte sein. Er muss in einem gekühlten Raum gelagert werden. Das alles treibt die Kosten noch weiter in die Höhe.«
»Die beiden Frauen …«, berichtete Markby,»sie sind beide über achtzig und finanziell eher schlecht gestellt. Der Verstorbene war ein gründliches Ärgernis für die beiden während der gesamten Dauer seines Besuchs. Sie haben erst kürzlich von seiner Existenz erfahren. Sie unter Druck zu setzen, um Geld für Jan Oakleys Bestattung zusammenzukratzen … sagen wir es so: Rein technisch betrachtet könnten Sie es vielleicht. Die Schicklichkeit allerdings …« Landowsky starrte Markby düster an.
»Ich verstehe. Allerdings habe ich auch meine Aufgabe zu erfüllen. Vielleicht gibt es ja tatsächlich einen Verwandten in Polen? Obwohl dieser offen gestanden wahrscheinlich ebenfalls kein Geld haben wird.« Er dachte ein paar Augenblicke nach und fügte dann hoffnungsvoll hinzu:
»Aber wie steht es mit der englischen Sozialfürsorge?«
»Er war nur für ein paar Wochen hier in England«, entgegnete Markby ungehalten.
»Und um es deutlich zu sagen – er ist einer von Ihren Leuten.« Landowsky wusste, wann er verloren hatte. Markby würde nicht nachgeben.
»Nun ja, warten wir, bis der Leichnam freigegeben wird, und dann sehen wir, was sich machen lässt. Dürfte ich nach der Todesursache fragen?«
»Selbstverständlich. Jan Oakley wurde vergiftet. Mit Arsen.« Landowskys Miene erhellte sich augenblicklich.
»Arsen!«, hauchte er ehrfürchtig.
»Genau wie in der guten alten Zeit!« So konnte man es auch sagen.
KAPITEL 18
DER RUNDLICHE, kleinwüchsige Mr. Green, Verteidiger von William Oakley, hatte nach und nach den ernsten Ausdruck eines Kartenspielers angenommen, der wusste, dass sein Blatt gewinnen würde. Und nun spielte er seinen Trumpf aus. Er rief Mr. Joseph Baxter in den Zeugenstand, Apotheker in Bamford. Im Gegensatz zum Verteidiger wirkte Baxter geradezu nervös. Beim ersten Versuch zu reden versagte ihm nach wenigen Silben die Stimme, und er musste von vorne anfangen. Schließlich sagte er aus, dass er am fraglichen Tag Laudanum für Mrs. Oakley angemischt hatte und dass Mr. Oakley vorbeigekommen wäre, um das Medikament zu bezahlen und abzuholen.
»Es war genau nach Rezept!«, fügte Mr. Baxter nervös hinzu.
»Seit dem Pharmacy Act von 1868 dürfen wir keine größeren Mengen opiumbasierter Zubereitungen mehr herausgeben, es sei denn, der Arzt verschreibt sie. Und Dr. Perkins hat Mrs. Oakley schon früher hier und da Laudanum verschrieben. Die Lady Oakley hatte Zahnschmerzen. Laudanum wird immer noch sehr gerne verschrieben, wenn ein Patient unter Zahnschmerzen leidet.«
»Ganz recht«, sagte Mr. Green freundlich.
»Haben Sie Mrs. Oakley schon früher hin und wieder Laudanum gegeben?«
»J-ja«, stotterte Baxter und betrachtete den Fragesteller ängstlich.
»Sie verließ sich auf Laudanum als Schmerzmittel. Dr. Perkins hat es ihr schon früher regelmäßig verschrieben.«
»Und sie war auch selbst schon in Ihrer Apotheke, um das Medikament abzuholen, mit und ohne Rezept?«
»Nur winzige Mengen!«, rief der Apotheker erschrocken.
»Wir geben noch immer kleine Dosen an Leute heraus, die kein Rezept bei sich haben. Sie
Weitere Kostenlose Bücher