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Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Titel: Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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wiedersehen?« Nicht, wenn ich es vermeiden kann!, dachte Meredith und wandte sich ab, um zu ihrem Wagen auf dem Bahnhofsparkplatz zu gehen. Wie sich jedoch schon bald herausstellte, war ihre Hoffnung umsonst gewesen. Als sie langsam vom Parkplatz fuhr, sah sie eine einsame Gestalt an einem leeren Taxistand stehen, einen Rucksack zwischen den Füßen. Sie verlangsamte ihre Fahrt. Er erkannte sie und kam zum Wagen.
    »Alle Taxis sind besetzt«, sagte er und blickte sie hoffnungsvoll an.
    »Ich muss warten, zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde, bis wieder ein Wagen frei ist.«
    »Ich bringe Sie hin«, sagte Meredith resigniert.
    »Packen Sie Ihren Rucksack auf den Rücksitz.« Er gehorchte ohne Zögern, warf den Rucksack nach hinten und nahm auf dem Beifahrersitz neben Meredith Platz.
    »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen«, sagte er, wie es ihr schien, ein wenig selbstzufrieden. Meredith antwortete nicht, sondern konzentrierte sich stattdessen auf den Verkehr und die anderen Pendler, die ungeduldig in ihren Wagen saßen und so schnell wie möglich nach Hause wollten. Nach einer Weile bemerkte Jan:
    »Sieht hübsch aus, dieses Bamford. Warum haben Sie gesagt, es wäre nicht interessant?«
    »Wahrscheinlich, weil ich hier lebe. Ich meine, sicher, Bamford ist ganz in Ordnung. Bleiben Sie länger hier?« Sie bemühte sich den Tonfall zu unterdrücken, der
    »Ich hoffe nicht!« besagte.
    »Kommt darauf an«, erwiderte er vage.
    »Vielleicht zwei Wochen, vielleicht auch drei.« Er saß tief in seinem Sitz, die Augen auf die Windschutzscheibe gerichtet, die Hände auf den Knien. Ein kleines goldenes Kruzifix an einem Halskettchen war unter dem T-Shirt hervorgekommen.
    »Was machen Sie denn so in Polen? Ich meine, was arbeiten Sie?«, erkundigte sich Meredith, um mehr über ihn zu erfahren. Bisher schien er allein das Gespräch gelenkt zu haben. Sie fühlte sich auf dem falschen Fuß erwischt und mochte es nicht. Dieser Handkuss beispielsweise – sie hatte das noch nie gemocht. Doch wenn er eine regelmäßige Arbeit hatte, musste er ja irgendwann nach Polen zurückkehren. Er konnte seinen Aufenthalt nicht ewig ausdehnen. Jan Oakley hob die Hände und breitete sie mit nach vorn zeigenden Handflächen aus. Das Kruzifix war nicht der einzige Schmuck, den er trug. Seine Armbanduhr sah kostspielig aus, und Meredith fragte sich, ob es eine Fälschung war – und wie viel von ihrem Besitzer echt war.
    »Ich kümmere mich um Pferde«, sagte er.
    »Pferde?« Das hatte Meredith nicht erwartet.
    »Ja. Zuchtpferde. Auf einem Gestüt. Wir züchten sehr gute Pferde in Polen. Sie sind ein wichtiger Exportartikel für unser Land.« Das erklärte sein gebräuntes Aussehen und seine Behauptung, ein
    »Landmensch« zu sein. Die Pferdezucht war tatsächlich ein großes Geschäft in Polen, erinnerte sich Meredith. Sie hatte in einer Zeitschrift einen Artikel darüber gelesen. Jan sprach gutes Englisch, bis auf den Akzent, und er wirkte ein wenig eingebildet. Trotz seines lässigen Erscheinungsbilds war es durchaus möglich, dass er einen wichtigen Job auf dem Gestüt hatte, wo auch immer das war. Zum zweiten Mal im Verlauf ihrer kurzen Bekanntschaft schien er ihre Gedanken gelesen zu haben.
    »Ich bin das, was Sie hier in England einen Veterinär nennen würden.«
    »Oh, ein Tierarzt also … sehen Sie, da sind wir schon. Das dort ist Fourways House!« Sie waren schneller angekommen, als Meredith vermutet hatte. Die Sonne stand bereits tief und näherte sich dem Horizont, während sie den Himmel in Rosa und Türkis tauchte. Vor dem Hintergrund dieser Farben sah das Haus malerisch aus, wie ein Stück Bühnenhintergrund zu einer aufwendigen Produktion, beispielsweise Lucia di Lammermoor oder etwas in der Art. Es war auf der Höhe der viktorianischen Gotik errichtet worden, mit hohen, schmalen Spitzbogenfenstern, die aus lauter kleinen Scheiben zusammengesetzt waren. Meredith wusste von früheren Besuchen, dass sie nicht sonderlich viel Licht ins Innere ließen. Unter den Dachgesimsen saßen Gargoyls, als Monster getarnte Wasserspeier, und an einer Ecke ging die Fassade in den merkwürdigen kleinen Zwiebelturm über, der das Dach überragte, als wäre er erst in allerletzter Minute zu der Konstruktion hinzugefügt worden. Jan Oakley beugte sich vor, die Hände auf dem Armaturenbrett über dem Handschuhfach, und starrte durch die Windschutzscheibe auf das Haus. Er war unübersehbar nervös, fast, als stünde er unter elektrischer Spannung.

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