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Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Titel: Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Notarzt eintraf, bemerkte er gleich, dass es schlimm aussah, doch er wollte die alte Dame nicht erschrecken. Der Kranke wurde auf dem schnellsten Weg ins Hospital gebracht, doch er war nicht mehr zu retten. Zehn Minuten nach der Einlieferung wurde er für tot erklärt. Eine Obduktion ist in einem solchen Fall obligatorisch, und die Ärzte im Krankenhaus meinten, es könne sich um eine Vergiftung handeln. Tut mir Leid, Sir, aber das sind im Augenblick alle Informationen, die ich aus dem Büro des Coroners erhalten habe. Ich glaube nicht, dass man dort mehr weiß. Wir warten alle auf die Ergebnisse von Dr. Fuller und Dr. Painter.« Markby überflog stirnrunzelnd das Blatt mit den mageren Informationen.
    »War schon jemand draußen auf Fourways House?«
    »Ich glaube, einer der Beamten des Coroners war dort, um die Bewohner – zwei alte Schwestern – wissen zu lassen, dass die Polizei eingeschaltet wurde. Ich wollte heute im Verlauf des Tages selbst hinfahren.« Markby erhob sich hinter dem Schreibtisch und nahm die Barbourjacke vom Haken. Während er sich hineinmühte, sagte er:
    »Ich fahre besser selbst hin, Dave. Ich kenne die Oakley-Schwestern. Sie sind sehr alt und höchstwahrscheinlich sehr betroffen. Fahren Sie bitte nach London, zur Konsularabteilung der polnischen Botschaft. Wir müssen sie informieren, dass einer ihrer Staatsbürger gestorben ist. Fragen Sie, ob man Ihnen irgendetwas über Jan Oakley sagen kann. Sein Verhalten nach seinem Eintreffen in England war nicht gerade das, was man sich wünschen würde, und sein Hintergrund ist möglicherweise nicht ganz sauber. Wir werden all das überprüfen müssen, und es wird nicht leicht werden, Dave.«
    »In Ordnung«, sagte Pearce.
    »Es wird für Sie ebenfalls nicht leicht, Sir, habe ich Recht?«
    »Dave, Sie erweisen sich heute Morgen als ein Meister der Untertreibung«, informierte Markby seinen Inspector.
    Die Oakley-Schwestern boten ein Bild der Trauer, als Markby auf Fourways House eintraf. Damaris trug einen dunkelgrauen Rock und einen hellgrauen Pullover. Florence hatte einen tiefschwarzen Rock gefunden und ihn mit einem dunkelroten Pullover kombiniert. Sie saßen Seite an Seite auf dem abgewetzten Samtsofa, das früher einmal hellgrün gewesen und mit der Zeit zu einer golden-moosigen Farbe ausgeblichen war. Markby schätzte, dass das Möbelstück gut und gerne hundert Jahre alt war.
    Genau wie auch alles andere im Salon – abgesehen von einem Fernsehgerät, das merkwürdig fehl am Platz erschien – aus der Vergangenheit stammte. Die elektrischen Lampen stammten, nach den Bakelitschaltern und den Fassungen zu urteilen, aus den Dreißigern, und aus den Wänden ragten sogar noch die Anschlussstutzen der Gaslampen aus einer noch früheren Periode. Die Oakleys hatten einfach in dem Haus weitergelebt, das ihnen von ihren Eltern vermacht worden war, hatten die gleichen Ornamente abgestaubt, die Zeit von der gleichen laut tickenden Kaminuhr abgelesen, die gleichen verblassten Vorhänge mit den abgewetzten Säumen am Abend zu- und am nächsten Morgen wieder aufgezogen. Nichts hatte sich verändert in all den Jahren seit Markbys Kindheit.
    Markby erinnerte sich schmerzhaft an die Besuche auf Fourways House. Sie hatten in diesem Raum stattgefunden. Er war stets verängstigt gewesen, nicht zuletzt, weil der alte Mr. Oakley zu jener Zeit noch gelebt hatte und dabei gewesen war. Für den Knaben Alan war der alte Mann ein richtiger Methusalem gewesen. Er muss, schätzte der erwachsene Markby rasch, wenigstens im gleichen Alter gewesen sein wie seine Töchter heute, hoch in den Achtzigern. Er war ein Invalide gewesen und an einen Rollstuhl gefesselt, der neben dem altmodischen Gaskamin gestanden hatte. Das Gasfeuer brannte auch jetzt, auf der kleinstmöglichen Stufe. Sämtliche Zimmer, erinnerte sich Markby, waren mit ähnlichen Gasöfen ausgestattet. Es war die einzige Form von Heizung auf Fourways House. Die Feuer wurden angezündet, wenn jemand ein Zimmer betrat, und ausgedreht, sobald man es wieder verließ. Diese Art von Heizen trug nicht gerade dazu bei, die klamme, kalte Atmosphäre des Hauses zu vertreiben. Auch daran hatte sich seit Alans Kindheit nichts geändert.
    Der alte Mr. Oakley hatte, obwohl er so nah am Feuer saß, stets eine helle, bunte Häkeldecke über den Knien gehabt. Seine Wirbelsäule war verkrümmt, sodass das Erste, was man von ihm zu sehen bekam, die rosige Haut seiner Glatze war. Seine Hände ruhten bewegungslos auf den Armlehnen

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