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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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und sich mutiger verhalten, als plötzlich ein Schatten inden silbrigen Lichtschein des Mondes fiel. Sofort kauerte sie sich hinter einen antiken Wäscheschrank, den sie in weiser Voraussicht genau an der richtigen Stelle platziert hatte – besonders günstig, wenn man sich vor einem plötzlich aufgetauchten Schatten verstecken wollte.
    Der waghalsigere Teil ihres Gehirns bot ihr die Lösung an, es könnte Doherty sein, der vor seinem Zimmer auf sie wartete. Ein anderer, wesentlich vorsichtigerer Teil, der Teil, der sie veranlasste, nach rechts und links zu schauen, ehe sie die Straße überquerte, nie unter einer Leiter durchzugehen und blühende Weißdornzweige 12 ins Haus zu tragen, riet ihr nun, sich zurückzuhalten.
    Es ging ihr auch kurz durch den Kopf, dass sie vielleicht Lindsey doch geweckt hatte und dass diese ihr hierhergefolgt war. Aber die hätte ihr ihre Gegenwart mit einem vorwurfsvollen Satz angezeigt: »He, wohin bist du denn zu dieser Stunde unterwegs? Als wüsste ich das nicht genau!«
    Es sei denn, schrecklicher Gedanke, Lindsey schlich hier mit ganz anderen Absichten herum.
    Honeys Hals schnürte sich zu, als ihr die schlimmste aller Möglichkeiten einfiel. Lindsey and Jake Truebody, ein Paar? War das möglich?
    Auf keinen Fall wollte sie, dass ihre Tochter glaubte, sie spioniere ihr nach. Andererseits wüsste sie wirklich zu gern, ob da zwischen den beiden ein kleines Techtelmechtel lief. Mehr als ein kleines, wenn ihre Tochter sich wirklich ins Zimmer des Professors begeben wollte.
    Was nun? Sollte sie aus der Deckung stürzen und angreifen, wer immer da war?
    Die Größe und Form des Schattens waren schlecht einzuschätzen. Schatten wirken oft so verzerrt, je nachdem, wo sich die Lichtquelle befindet. Da kann schon mal aus einem gedrungenen Zwerg eine dünne Bohnenstange werden.
    Verzweifelt strengte sie ihre Hirnzellen an, um einen logischen Gedanken zu fassen. Erinnerte sie der Schatten an jemanden, den sie kannte?
    Kann ich Atemgeräusche hören oder nicht?
    Eher nicht. Sie hörte und sah niemanden, war aber trotzdem davon überzeugt, dass sie nicht allein war.
    Plötzlich vernahm sie ganz leise Schritte auf dem Teppich. Jemand stand da im Dunkeln und wartete, lauschte vielleicht auch, weil er sie wahrgenommen hatte.
    Honey hielt die Luft an.
    Wenn es nicht Lindsey und nicht Doherty oder ein schlafwandelnder Hotelgast war, dann musste es ein männlicher Eindringling sein. Denn insgesamt neigten Frauen eher nicht dazu, sich als Einbrecher zu betätigen. Zu viel Kletterei und immer eine Strumpfmaske über dem Gesicht, das gab nur Laufmaschen und brachte einem die Frisur durcheinander.
    Wer immer es war, er hatte sich zum Weitergehen entschlossen. Leider in ihre Richtung.
    Honey drückte sich noch fester an die Wand und hinter den Wäscheschrank, kauerte sich noch tiefer hin und hoffte auf unverzügliche Unsichtbarkeit, obwohl sie fürchtete, dass ihre durch Pralinen an Umfang erweiterte Gestalt sie verraten könnte. Und wo war die Polizei, wenn man sie mal brauchte? Lungerte in der Hochzeitssuite herum.
    Dann ruf ihn doch an!
    Sie tastete nach ihrem Telefon. Ihre Finger erspürten es in einer Bademanteltasche. Sie suchte verzweifelt nach der Taste für die Kurzwahl, konnte sich aber nicht daran erinnern, wo sie auf dem Handy war. Honey fand sie jedenfalls nicht.
    Der Schatten bewegte sich nah an ihr vorüber. Wer es auch war, gleich würde er sie sehen. Sie hatte keine Wahl. Sie würde zur Hochzeitssuite rennen, und dann konnte Doherty sich um den Eindringling kümmern.
    Aber wie es mit den ausgefeiltesten Plänen oft war, erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Ihr Handy klingelte.
    Der Mann, der den Schatten geworfen hatte, hörte die ersten Noten von Bohemian Rhapsody und fuhr auf dem Absatz herum. Queen hatten ja schon laut geplärrt, aber Honeys Schreie ins Telefon waren wesentlich lauter. Doherty war am anderen Ende.
    Honeys Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als große Hände sie bei den Armen packten und mit Gewalt gegen die Wand warfen. Dann spürte sie einen schweren Schlag und sackte benommen in sich zusammen, sah Sterne in allen Farben. Verschwommen nahm sie wahr, dass jemand gekommen war, um sie zu retten, dass ringsum Türen aufgingen und dass schließlich Doherty da war.
    »Geht es ihr gut?«
    Diese Frage stellte Jake Truebody.
    »Bis auf eine Beule am Kopf«, antwortete Doherty.
    Auch Patricia Pontefract schaute zu ihr herunter. »Dann suchen Sie was

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