Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
Jahr dauernden Zurückgezogenheit so zurechtgelegt hatte, um seine eigene Schuld zu verringern. Er mußte ja irgend jemandem die Schuld geben. Dennoch blieb die beunruhigende Frage: Warum hatte Sabrina mir nicht gesagt, daß sie vor diesem Ereignis etwas miteinander gehabt hatten? In dieser Hinsicht schien er nicht gelogen zu haben. Aber vielleicht glaubte er auch nur an seine eigenen Wahnvorstellungen.
    Buster rollte auf das Wohnzimmer zu. »Ich beantworte dir gerne Fragen, wenn du welche hast.«
    »Warum hast du den Zeitungen gesagt, du seist vom Bahnsteig runtergefallen?«
    »Es ist erstaunlich, aber ich liebte sie immer noch. Ich gehe heute davon aus, daß mir die Situation noch nicht endgültig bewußt geworden war. Und außerdem fand der gute alte Dad, es wäre sicherlich sinnvoll, einen größeren Skandal zu vermeiden.«
    Ich war entsetzt, daß Sinclair Busters Geschichte kannte. »Dein Vater behandelt sie wie die Prinzessin auf der Erbse«, sagte ich ihm.
    »Das höre ich nicht sehr gern. Aber Geschäft ist Geschäft, und Dad hat das immer an erster Stelle gesehen. Warum, glaubst du, haben meine Eltern miteinander Schluß gemacht? Meine Mutter konnte es nicht mehr ertragen, daß er immer so viel arbeitete. Man kann diesen ganzen Tratsch, er hätte eine Affäre mit seiner Sekretärin gehabt, einfach vergessen. Die hatten kein Verhältnis, bevor meine Eltern auseinander waren.« Die Wahnvorstellungen zogen also immer weitere Kreise. »Der Grund, warum ich nach New York zurückgekommen bin — der einzige und wahre Grund — , ist, Sabrina noch ein einziges Mal zu sehen, ehe ich nach Whitecity zurückkehre.«
    Um Rache zu üben, fragte ich mich. Ich erinnerte mich, daß die Pistole auf einer der Laufplanken über dem Studio gefunden worden war. Buster konnte zwar nicht mit einem Rollstuhl da hochklettern, und auch auf Krücken hätte er von dort nicht schnell genug wegkommen können. Er hätte allerdings die Taranteln in Sabrinas Garderobe schicken können. Ich versuchte, weitere Informationen aus ihm herauszulocken. Ich sagte: »Du bist zurückgekommen, um sie umzubringen.«
    »Warum zum Teufel sollte ich denn so etwas tun?« fragte er vollkommen erstaunt. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich sie liebe. Oh ja, ich hatte die eine oder andere flüchtige Liebschaft in der Karibik im vergangenen Jahr. Aber ich habe nie das kleinste bißchen echte und ehrliche Leidenschaft empfunden.« Einen Moment lang wirkte er ganz umnebelt. »Wenn sie nur ja gesagt hätte.«
    »Was dann?«
    »Verzeihung?«
    »>Wenn sie nur ja gesagt hätte< — was wäre dann passiert?«
    »Ich weiß nicht. Wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir noch heute?«
    Ich dachte an Max. »Ich muß mal eben telefonieren. Ich habe eine Pistole. Versuch nicht, mich auszubooten.«
    »Ich könnte mir gut etwas von dem Tequila da genehmigen.«
    Schnorrer. »Bitte«, sagte ich.
    Ich hieb Max’ Nummer förmlich in die Tasten. Ich bereitete meine Rede vor, während das Telefon klingelte. Sie fing an mit den Worten: »Häschen, liebstes, ich liebe dich.« Von da aus geht es natürlich nur noch abwärts. Es klingelte und klingelte. Die Quatsche war abgeschaltet. Er ging mir aus dem Weg. Ich fragte mich, ob ich wohl egozentrisch sei. Schließlich konnte er auch einer Zweitfreundin aus dem Weg gehen wollen.
    Ich mußte also bleiben und schnappte mir deshalb die Flasche aus Busters Hand, um mir einen langen Schluck zu gönnen. Buster nahm auch noch einen. Ich auch. Es dauerte nicht lange, da waren wir beide betrunken. Gegen zwei Uhr morgens lag er unter dem Tisch — bildlich gesprochen.
    Ich ging seine Taschen durch, zunächst nur auf der Suche nach Zigaretten. Da ich keine fand, durchsuchte ich seine Brieftasche nach Kondomen. Ich fand zwei. Er hatte außerdem zwölfhundert Dollar in bar dabei. Es kostete mich einen unglaublichen inneren Kampf, sie in seinem Portemonnaie zu lassen. Nachdem ich noch einmal überprüft hatte, daß mein eindringlicher Besucher fest seinen Rausch ausschlief und das sicherlich die nächsten Stunden noch tun würde, ließ ich ihn in meinem Wohnzimmer in seinem >Schoß des Luxus< stehen. Ich ging ins Bett und stellte meinen Wecker auf acht Uhr. Ich schloß die Augen. Ich war hellwach. Was wäre, wenn Sabrina ihn in böser Absicht vor den Zug gestoßen hätte? Er wirkte zwar nicht wie der Typ, der irgendjemanden attackiert, aber mein Expertinneninstinkt konnte allerdings auch durch den Tequila durcheinandergebracht worden sein. Ich

Weitere Kostenlose Bücher