Mordlast
sind, den Täter zu finden. Meistens sind es wohl Ausländer, die das geklaute Metall gleich wieder an den nächsten Schrotthändler verkaufen. Unmöglich, da eine Spur zu verfolgen, wenn man die Diebe nicht auf frischer Tat ertappt.«
»Also eine Sackgasse«, kommentierte der jüngere Kollege vom LKA.
»Sie bemühen sich, den Dieb zu finden.« Engbers Stimme war aggressiver als beabsichtigt.
»Ich habe versucht Kontakt zu den Kollegen vom österreichischen Bundeskriminalamt aufzunehmen, um etwas mehr über Alfons Propstmeyer zu erfahren. Irgendwie müssen wir die Lücke ja schließen.«
»Den Kreissektor.« Engbers grinste. »Und?«
»Bis jetzt haben sie noch nicht zurückgerufen.«
11
S ie waren durch einen schmalen Durchgang mit einer kurzen Schranke in einen Hinterhof gelangt. Davídsson hatte den Straßennamen vergessen. Es war schwierig, ihn sich zu merken. Irgendein seltsamer Name aus Osteuropa steckte da mit drin.
Sie hatten bis jetzt nicht herausfinden können, was Bernd Propstmeyer in Charlottenburg gemacht hatte. Warum ihn Evelyn Schrauder dort abholen sollte. Vielleicht war es ja eine falsche Spur, die er legen wollte, oder sie hatte sie einmal mehr belogen.
Der Hinterhof war ebenso schmal wie der Durchgang, aber er öffnete sich nach hinten zu einem dreistöckigen Gebäude, das von außen aussah wie ein Wintergarten auf drei Ebenen.
Engbers ließ die Tür auf der unteren Ebene von einem Schlosser öffnen, aber durch die großen Fenster konnten sie schon von außen erkennen, dass es sich bei dieser Ebene um ein Atelier für moderne Kunst handelte.
Die Installationen waren bunt und schrill.
Ólafur Davídsson konnte mit dieser Form der Kunst nichts anfangen, aber er wusste, dass die Szene in Berlin immer populärer wurde. Auch international zog der Berliner Kunstmarkt zahlungskräftige Kunden an, während sich die meisten Berliner diese Kunst immer weniger leisten konnten.
Der Schlosser hielt sich für die nächste Ebene bereit, aber Engbers wollte sich zunächst im Atelier umsehen. Er blieb vor zylindrischen Skulpturen stehen, die in einer langen Reihe vor einer Fotowand aufgestellt worden waren. Irgendwie harmonierten diese beiden Objekte sogar in Davídssons Augen.
Er sah sich die rotierenden Bilder an, die auf eine gelbe Wand projiziert wurden. Im Grunde war es eine Diashow mit immer anderen Farben, die auf der Wand jedoch alle einen Gelbstich erhielten, wie die Aufnahmen von alten Filmen.
Die zweite Ebene war eher schmucklos. Obwohl es die gleiche Grundfläche hatte wie das darunterliegende Atelier, wirkte das Büro jetzt größer. An der einzigen Wand ohne Fenster standen niedrige Regale mit Aktenordnern und davor ein schwarzer, langer Schreibtisch, von dem man einen perfekten Blick auf den Innenhof und die gegenüberliegenden Häuser hatte. Über ihnen hing eine einsame Reihe Neonröhren, die ein fades Licht verbreiteten.
»Bei so einem Licht könnte ich nicht arbeiten«, sagte Engbers. Er setzte sich für einen Moment auf den Bürostuhl und starrte nach draußen.
Es war dämmrig geworden und in den umliegenden Gebäuden wurde langsam das Licht angeschaltet. Ein warmes, gemütliches Licht, das eher zur Jahreszeit passte als das kalte Licht in diesem Raum.
Davídsson betrachtete die großflächigen Bilder über der Regalreihe. Es waren einfache Schwarz-Weiß-Fotos hinter Glas. Er blieb vor einem Bild stehen, das den Hamburger Hafen bei Nacht zeigte.
Jetzt hatte er wieder das Gefühl, dass etwas nicht zusammenpasste.
Im oberen Stockwerk war die Wohnung. Engbers gab dem Schlosser eine Visitenkarte, auf die er eine Tagebuchnummer geschrieben hatte, bevor sie die Wohnung betraten. Der Mann verabschiedete sich überschwänglich. Drei geknackte Schlösser, und Auftraggeber war die Polizei – das bedeutete einen satten Umsatz. Grund genug, die typische Berliner Griesgrämigkeit gegen Freundlichkeit einzutauschen.
»Wenn wir dem in einer halben Stunde auf der Straße begegnen, kennt er uns nicht mehr«, sagte Engbers, der offensichtlich dasselbe gedacht hatte wie Davídsson.
Engbers war kein Berliner und er hatte sich auch erst langsam an die Eigenheiten der Menschen in der Hauptstadt gewöhnen müssen.
Die Wohnung von Bernd Propstmeyer war eine Mischung der beiden Ebenen unter ihnen. Als Engbers auf einen Schalter drückte, um das Licht einzuschalten, blieb die Deckenbeleuchtung dunkel. Stattdessen leuchtete ein rot geschwungener Schriftzug an der Wand auf:
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