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Mordlast

Mordlast

Titel: Mordlast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Guzewicz
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schützen. Sie hat ihn schon einmal betrogen.«
    »Aber wo soll er sie versteckt haben?« Engbers sah nach den Bauarbeitern.
    Seit zwei Tagen war die Baustelle verlassen und er hatte niemanden mehr gesehen, der die blaue Toilettenkabine auf der anderen Straßenseite benutzt hatte. Zunächst war es eine Erholung für die Ohren aller, die in dieser Straße arbeiteten oder wohnten, aber jetzt fragten sich die Ersten, wann der Lärm weitergehen würde.
    »Wie weit ist Rach mit der Auswertung der Geschäftsunterlagen aus Bernd Propstmeyers Wohnung?«
    »Meinst du, dass es wirklich so einfach ist?«
    Davídsson dachte nach.
    Iris Schrauder hatte das Foto in einer einfachen Schublade gefunden. Vielleicht genügte es Bernd Propstmeyer tatsächlich, die Sachen in einem dieser Ordner zu verstecken.
    »Denkst du, er hat geahnt, dass Iris Schrauder von seinem Doppelleben wusste?«
    »Wieso?« Engbers drückte die Zigarette auf dem Sims aus und warf die Kippe in die Grube zu all den anderen Zigarettenstummeln.
    »Wenn er es geahnt hätte, würde ich sagen, dass er ein anderes – ein besseres Versteck für diese wichtigen Unterlagen gesucht hätte.«
    »Du könntest Recht haben. Ich hätte sie jedenfalls besser versteckt, wenn ich es geahnt hätte.« Er setzte sich wieder auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch. »Andreas Rach kommt voran, aber er hat wohl noch nichts Bestimmtes. Vielleicht sollten wir ihn auf die Bankunterlagen ansetzen.«
    »Für den Fall, dass Bernd Propstmeyer ein Schließfach gemietet hat.«
    »Ja. Wenn er etwas geahnt hatte, musste er sichergehen. Ich rufe bei der Spurensicherung an.«
    »Es gab mehr als 1.500 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die in der Steiermark an dem Elektrostahlwerk bauen mussten, das einmal als Herzstück der Rüstungsindustrie geplant war. Viele haben es nicht überlebt.«
    »Und deren Söhne und Enkel hatten alle mehr oder weniger einen Grund, sich an Alfons Propstmeyer zu rächen. Sie haben sich alle auf die Spurensuche nach ihrem ehemaligen Peiniger begeben und einer hat ihn schließlich gefunden und seinen Sohn.«
    »Alfons Propstmeyer ist 1997 an einem Herzinfarkt gestorben. Es war eine natürliche Todesursache. Die österreichischen Kollegen haben damals eine Obduktion durchführen lassen, weil sie einen ähnlichen Verdacht hatten.«
    »Das klassische Motiv. Rache. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal gewesen.«
    »Vielleicht hat es ja länger gedauert.«
    »Was?«
    »Die Suche nach Alfons Propstmeyer. Und er war bereits friedlich gestorben und man konnte sich nicht mehr dafür rächen, was geschehen war.«
    »Deshalb ermordet man dann seinen Sohn an seiner Stelle? Das war vorhin eigentlich nicht ernst von mir gemeint.«
    »Sippenhaftung. Das Wort wurde zur Zeit der Nationalsozialisten neu definiert. Nach dem Attentat am 20. Juli 1944 wurden nicht nur die unmittelbaren Angehörigen von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Wessel Freytag von Loringhoven in Sippenhaftung genommen, sondern auch die gesamte weitverzweigte Familie der Schenken von Stauffenberg. In den meisten Fällen bedeutete das die Einweisung in ein Konzentrationslager. In der DDR gab es so etwas auch, und sogar in der Schweiz hat die Schweizerische Volkspartei beim Wahlkampf im Jahr 2007 gefordert, dass die Haftung für eine Straftat auch auf Familienangehörige übertragen werden kann, wenn die Kinder noch nicht strafmündig sind.«
    »Und der Schwerbelastungskörper war ein symbolischer Ort für dieses Elektrostahlwerk in Österreich?«
    »Das könnte sein. Wie du gesagt hast: Rache ist ein starkes Motiv.« Davídsson rückte den Stuhl vor Engbers Schreibtisch. »Und da ist noch etwas: Alfons Propstmeyer hat sowohl an der Errichtung des Schwerbelastungskörpers gearbeitet als auch an diesem Elektrostahlwerk. Diese Verbindung ist mir schon einmal aufgefallen. Ich muss unbedingt noch einmal mit diesem Werner vom Denkmalamt sprechen. Vielleicht kann er in den Akten etwas finden, das unsere Vermutung stützt. Womöglich ist bei dem Bau des Schwerbelastungskörpers auch jemand durch Alfons Propstmeyer gestorben. Vielleicht kam ja seine grausame Ader schon damals zum Vorschein.«
    »Wenn überhaupt etwas dran ist an den Behauptungen von Iris Schrauder. Mit der Wahrheit hatte sie ja manchmal so ihre Probleme.«
    »Die Verbindung zu Alfons Propstmeyer in beiden Fällen ist aber nicht wegzudiskutieren.« Ólafur Davídsson sah auf sein Handy, aber Martina Krug hatte ihn nicht angerufen, seitdem er

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