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Mordskerle (German Edition)

Mordskerle (German Edition)

Titel: Mordskerle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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hatte?
    Über Seebüll wurde der schwarze Himmel immer wieder von grellem Wetterleuchten aufgerissen, und jedes Mal wirkte die Region noch feindseliger und Furcht einflößender. Der Regen prasselte in unverminderter Heftigkeit gegen die Windschutzscheibe, die Scheibenwischer arbeiteten pausenlos. Im Licht der Scheinwerfer sprangen einige Kaninchen über den Weg, der plötzlich eng und damit bedrohlich für den Porsche wurde.
    Lenas Hände, allmählich schweißnass, klebten am Lenkrad. Es gab einen kurzen unangenehmen Augenblick, da sehnte sie sich nach Hause zurück, in die Berechenbarkeit ihres Lebens. Weniger denn je verstand sie, warum sie das alles so leichtfertig hinter sich zurück gelassen hatte.
    Nur, weil ihre Mutter wieder einmal eine ihrer „Ideen“ gehabt hatte?
    Doch alle Zweifel waren schnell vergessen, als in einem weiteren grellen Wetterleuchten für den Bruchteil einer Sekunde ein einsames Haus auftauchte. Bedauerlicherweise war dies allerdings auch der Moment, da Lena in einem Anfall jäher Euphorie angesichts dieses Erfolgs alle Vorsicht vergaß. Sie gab Gas, in der Absicht, die Distanz, die sie jetzt noch von Max Breidbach trennte, so schnell wie möglich zurück zu legen.
    Im nächsten Moment krachte der Porsche in ein mächtiges Schlagloch, das Lena gar nicht gesehen hatte. Noch ehe sie begriff, was geschah, versank ihr Auto langsam, aber stetig bis zur Vorderachse im Morast wie in einem Fass ohne Boden.
    Gleich würde sie anfangen zu weinen, ahnte Lena wütend und hilflos zugleich, und weil außer ihr und Max Breidbach sonst niemand da war, auf den sie hätte wütend sein können, richtete sich ihr Zorn natürlich auf Breidbach. Wieso musste der Mann auch in dieser Einöde leben? Wenn er schon Einsamkeit suchte, wieso zog er nicht in eine Menschen freundlichere Gegend, die man jederzeit über eine komfortable Straße erreichen konnte?
    Nachdem sie ausgestiegen und einmal um ihren Wagen herum gegangen war, gab es keinen Zweifel mehr. Es war sinnlos, noch etwas retten zu wollen. Der Regen rann ihr inzwischen in den Mantelkragen, es würde nur noch ein paar Minuten dauern, bis sie bis auf die Haut durchnässt war, und gleichzeitig versank der Porsche tief wie im Zeitlupentempo in der riesigen Wasserlache.
    Im nächsten Moment erzitterte die Dunkelheit unter einem mächtigen Donnerschlag. Lena biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte sich auf keinen Fall ängstlich zeigen, wandte sich deshalb entschlossen um, ließ den Porsche im Stich und eilte über einen schmalen, ausgetretenen Weg auf das Haus zu.
    Natürlich wäre alles einfacher gewesen, wenn Dr. Max Breidbach sie in der Haustür stehend erwartet hätte. Wenn er sie aber schon nicht mit offenen Armen empfing, so hoffte sie doch wenigstens, dass er zu Hause war und die Höflichkeit besaß, ihr Klopfen nicht zu ignorieren.
    Das Haus – es war eigentlich eher eine Hütte – lag in befremdlicher Dunkelheit. Aus dem Schornstein stieg kein Rauch, stellte Lena fest, während sie darauf zuging.
    Als sie dort endlich atemlos ankam, geriet sie in der Finsternis ins Stolpern, weil sie zwei Stufen übersehen hatte, die zur Eingangstür hinauf führten. Vorsichtshalber zerbiss sie einen Fluch auf den Lippen. Bloß jetzt keine falsche Bewegung, kein falsches Wort oder sonst irgendetwas, das ein Missverständnis herauf beschwören konnte. Ihre erste Begegnung mit Breidbach konnte andernfalls ziemlich tragisch enden, indem er sie für einen Einbrecher hielt und in der Dunkelheit erschoss…
    Vor der Tür stehend, die Hand bereits gehoben, um anzuklopfen, spürte Lena eine Bewegung, ein Geräusch hinter sich in der Finsternis, kaum wahrnehmbar und dennoch vorhanden. Als sie sich hastig umdrehte, stockte ihr Atem. Ihre Kopfhaut zog sich in hässlichem Erschrecken zusammen, denn da war etwas, da war jemand, sie wusste nur nicht, wer oder was.
    Gleich werde ich ohnmächtig, dachte sie noch, während im gleichen Moment etwas Kaltes, Feuchtes ihre herunter hängende Hand berührte. Sie wollte schreien. Vielleicht schrie sie sogar, ohne ihren eigenen Schrei zu hören, weil das Tosen und Rauschen in ihren Ohren sie für alles andere taub machte.
    Als sie erneut versuchte, einen Ton von sich zu geben, war es weiter nichts als ein kleines, hysterisches Lachen, das sich nicht stoppen lassen wollte. Sie lachte immer wieder, denn an ihrer Seite war ein großer, schwarzer Hund aufgetaucht, der sich nun ruhig, beinahe würdevoll vor der geschlossenen Haustür

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