Mordsmäßig fit
Restaurant mit einem intimen Speisesaal, den der extravagante, schnauzbärtige Besitzer Carlo Stefano ohne Extrakosten und Verzögerung für »meinen noblen Gast und seine ebenso noble Freundin«, sie hatte ihn noch nie gesehen, öffnete.
Nachdem der Wein bestellt und eingeschenkt war, lehnte sich Hector mit vielsagendem Blick zurück. »Für deine männlichen Kameraden kann ich mich nicht sonderlich begeistern, meine Süße. Letzten Donnerstag Langbein, der ganz klar mit einer Hand töten und mit jedem seiner Beine Ziegelsteine teilen kann. Heute nacht ein irrer, halsbrecherischer Hitzkopf.«
Sie machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Sie war zu müde. Und es war zu kompliziert. »Der Kerl im Auto hat im Club drei Frauen getötet.«
Seine Augenbrauen hoben sich. »Und wollte dich seiner Liste hinzufügen? Warum nicht? Aber bist du sicher?«
Sie warf den Kopf verächtlich in den Nacken und trank einen Schluck Wein. »Niemand glaubt mir.«
Er beugte sich vor. Wie immer war sie sich mehr als nur seiner Anwesenheit bewußt. »Wie auch immer. Wir sind beim Thema. Ich hatte vor, dich zu überreden, mit mir zu sprechen, bevor du in deine Wohnung gehst. Glücklicherweise hatte ich Rudolpho gebeten, dir zu folgen.«
»Ich kann es nicht leiden, verfolgt zu werden.«
»Wie ich dir schon mal gesagt habe, wir wissen oft nicht in unserem Leben, was gut für uns ist.«
»Ich hoffe, das hier ist nicht ein neuer Versuch, mich -«
»Ich habe heute vom jüngsten Todesfall im Club gehört. Deshalb dachte ich, es sei das beste, dir einen geschäftlichen Rat zu geben.« Er nippte an seinem Wein, hielt das Glas gegen das Licht. »Du könntest dir mich als Berater nicht leisten, das versichere ich dir. Aber im Interesse unserer Freundschaft und mehr, gebe ich dir meinen Rat umsonst. Hör gut zu!«
Sie runzelte die Stirn. Das hatte sie nicht erwartet.
»Also gut. Fang an!« Hinter ihr rührte sich ein Lautsprecher. Musik. Die ersten Takte kannte sie. Das Schubert-Quintett. Nicht das. Nicht heute nacht. Ihr wurde klar, bis zu welchem Grad Hector und Carlo Verschwörerwaren. Sie schüttelte den Kopf. »Hector, nicht das. Heute ist nicht einer jener Abende. Nicht einmal annähernd. Aus. Bitte.«
Er machte eine Handbewegung. Es gelang ihm beinahe, seine Verärgerung zu verbergen. Innerhalb von Sekunden war Schuberts Quintett gegen neapolitanische Lieder ausgetauscht. »Es sieht mir fast so aus, als ob diese drei unglücklichen - laß sie uns Begebenheiten nennen! - tödlich sind für die Zukunft von South Harmon Aerobics, Pool and, Exercise Club, ob sie Unfälle waren oder Absicht. Kurz, SHAPE hat keine Zukunft.« Er sah sie forschend an. »Kannst du mir folgen.?«
»Ein paar Mitglieder sind schon ausgetreten, und einige Angestellte haben gekündigt.«
»Genau. Deshalb mußt du deinen Anteil verkaufen.«
»Wie bitte?«
»Sofort. Sein Wert ist schon gesunken, meine Liebe. Die Zeit, in der du höheren Verlusten vorbeugen kannst, fliegt davon. Sollte es noch mehr Ärger geben, dann könntest du alles verlieren, was du investiert hast.«
Sie starrte ihn an. Ihre Augen weiteten sich. Natürlich! Das war’s! Sie hatte die ganze Sache nur noch nicht aus geschäftlicher Sicht betrachtet. »Und was wäre dein Vorschlag?«
»Ich habe es dir schon gesagt. Biete Peter an, deinen Anteil zu kaufen. Nimm jedes vernünftige Angebot an! « Er hob sein Glas in der Erwartung, daß sie mit ihm anstieß. Die Gläser klirrten mit weniger Eleganz als die papierdünnen Kristalle in seinem Liebesnest. »Erlaube mir, für viele vor uns liegende Jahre für dich zu sorgen.«
Sie stellte das Glas hin. »Hector...«
»Du mußt!«
Sie runzelte ihre Stirn, schaute ihm in seine dunklen Augen. »Der Club bedeutet mir zu viel. Ich kann ihn nicht einfach so aufgeben.«
»Er wird untergehen, während du zuschaust. Das garantiere ich.«
»Garantie? Du gebrauchst komische Worte.«
»Einige geschäftliche Dinge sind voraussehbar«, sagte er schnell.
Trotz all seiner Argumente, die reichten, bis die Flasche leer war und länger, und seiner Irritation, die wie eine häßliche Blume aufblühte, blieb sie bei ihrer jüngsten Offenbarung: Der Club war ihr das Wichtigste in ihrem Leben. Sie hatte nicht vor, ihn aufzugeben. Sie würde dafür kämpfen, ihn zu behalten und dafür, daß er erfolgreich war.
»Dummkopf!« sagte er. »Das wird dir leid tun. Da bin ich sicher.«
»Ich nicht! Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich deinen Rat schätze.«
Er
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