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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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verbergen konnte, zum Trotz, schon wieder so cool, dass er den Polizisten und seinem Freund mit himmelwärts verdrehten Augen bedeutete, wie peinlich der Auftritt seiner übertrieben besorgten Mutter einem Cowboy wie ihm klarerweise war.
    Revierinspektor Harlander und die Streifenpolizistin stellten sich der Frau vor und waren natürlich damit einverstanden, dass diese die Buben samt ihren Rädern sofort in den großen Van zu packen und schnellstmöglich von diesem schrecklichen Ort wegzukommen wünschte, zumal alle Formalitäten erledigt waren. Joe Harlander hatte gleich den richtigen Draht zu den Buben, und nach kurzer Unterhaltung war ohnehin klar gewesen, dass die beiden zu dem Fall nur ihren zufälligen Fund der Leiche beitragen konnten. Das sei wichtig genug, wie Harlander ihnen versicherte. »Ihr habt das alles ausgezeichnet gemacht, Burschen«, sagte er abschließend, »alle Achtung! Das bräuchten wir öfter in unserem Beruf.«
    Und als die Buben spontan beschlossen hatten, später auch zur Kripo zu gehen, hatte Harlander einen von ihnen darauf hin leicht gegen den Oberarm geboxt und gemeint: »Spätestens dann sehen wir uns wieder, Kollegen!«
    Allein den Fotografen, der den Leichenfund penibel zu dokumentieren hatte, beneidete Erich, dem es fast den Magen umdrehte, nicht. Der in Verwesung begriffene, aufgequollene Mädchenkörper war zur Gänze bekleidet, aberso, als hätte ein Metzger ein großes Fleischpaket hergerichtet, waren dem Kind die an den Ansätzen abgehackten Beine mit einer Schnur eng an den Leib gebunden worden. Nur so fand das Mädchen im Müllsack und dieser in der Aushöhlung des Siloballens Platz. Die aufquellende Ferse hatte die zu leichte Verschnürung des Sacks etwas geöffnet.
    Der auf die linke Schulter gedrückte Kopf des Opfers stak noch in jenem Nylonsack, mit dem das Kind offenbar erstickt worden war, wie die Gerichtsmedizinerin feststellte. »Genaueres nach Untersuchung.« Der ungefähre Todeszeitpunkt ließe sich nur über das Kleingetier an der Leiche bestimmen, erklärte die Frau salopp. Dann deutete sie auf die Handgelenke, die Spuren einer Fesselung aufwiesen. »Ich denke an Kabelbinder«, sagte sie. Der oder die Täter müssten nicht an die Veränderung der Leiche durch den Verwesungsprozess gedacht oder ihn geringer eingeschätzt haben, schaltete sich der Leiter der Spurensicherung ein, da der Heuballen ziemlich genau dem ursprünglichen Platzbedarf entsprechend ausgehöhlt worden sei, damit er seine äußere Form nicht verliere. »Es ging dem Täter natürlich auch darum, möglichst wenig Folie zu zerstören, damit die Öffnung mit Klebebändern verschlossen werden konnte. Wieder auf die Stirnseite gestellt, wirkte er unversehrt. Die Geruchsentwicklung hat der Täter nicht einkalkuliert. Oder er hat vielleicht gedacht, dass sie durch Heu und Folie nicht so markant nach außen dringen würde.«
    Den Händen fehlten jene Finger, die von Birgit Aberger im Stadtgebiet von Salzburg gefunden worden waren. Warum nur drei? Erich hatte so fix mit allen gerechnet. Oder wollte der Täter damit doch nicht kommunizieren? Vielleicht war er wirklich so gerissen, die Ermittler auf diese Weise hereinzulegen. Der Chefinspektor war froh,als in diesem Moment in seiner Blousontasche Eric Clapton loslegte und ihm einen Vorwand lieferte, sich zum Telefonieren von dem grauenhaften Anblick der verstümmelten Mädchenleiche zu entfernen, damit er endlich wieder richtig durchatmen konnte.
    Mühlbauer erkundigte sich, ob er noch hinausfahren sollte. Erich meinte, im Moment kämen Harlander und er ganz gut zurecht. Sollte Unvorhergesehenes eintreten, würde er sich melden, sagte Erich unkonzentriert, da ihm soeben etwas aufgefallen war.
    »Alles klar, Chef. Wenn sich im Büro noch etwas tut, rufe ich an.«
    Erich hatte beim Telefonieren ziellos in der Gegend herumgeschaut; dabei war sein Blick auf das kleine Haus am Ende des Feldes gefallen. Er trat zum Bauern – wieder ein guter Grund, sich von der Mädchenleiche fernzuhalten – und fragte ihn, ob das dort sein Hof sei.
    Der Landwirt lachte auf. »Nein, das ist nicht mein Hof.« Mit einer entsprechenden Kopfbewegung sagte er: »Meiner liegt in der anderen Richtung. Das kleine Häusel dort habe ich bekommen, wie ich dieses Feld dazugekauft habe. Die Erben waren an so einer kleinen Landwirtschaft nicht interessiert. Kann man ja auch verstehen. Springt doch nichts raus dabei. Außer Arbeit.«
    »Von hier aus schaut es unbewohnt aus. Lebt dort noch

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