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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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weil sie ihre Stimmenzuwächse dem massiven Auftreten gegen ebendiesen Postenschacher zu verdanken hatte. Aber noch lief Wegers Vertrag – leider.
    Wie widerte ihn das alles an! Er wollte gestalterisch tätig sein und sich nicht ständig über diese Dinge aufregen odersich mit Angelegenheiten wie der jüngsten Drohung Hans Wegers beschäftigen müssen, wonach er über Informationen zu den skandalösen Hintergründen der Anstellung von Gerlinde Brunner verfüge, die wie eine Bombe losgehen würden, falls er sie öffentlich machte. Der DI hatte sich darauf hin sogleich die Personalakte seiner noch unter seinem Vorgänger eingestellten Sekretärin durchgelesen und nichts Anrüchiges entdecken können. Denn dass die Frau direkt aus der Landesparteileitung der Konservativen gekommen war, würde in diesem Land keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken. Vor allem aber war der DI mit Frau Brunners Leistung vollkommen zufrieden, und das war es doch, was zählte. Für ihn zumindest. Und Gerlinde selbst hatte ihn, beiläufig auf ihren Wechsel in die ENAG angesprochen, nur mit großen, fragenden Augen angesehen.
    Nein, Hans Weger, der Vorstandsdirektor für Sonderprojekte, ist in der ENAG bald Geschichte, sagte sich Albert Himmelsauer mit einiger Genugtuung, nachdem er Luft geholt und sich wieder beruhigt hatte. Danach würde er alles in seiner Macht Stehende tun, um bei seiner Nachfolge endlich das verheerende Prinzip der negativen Auslese zu durchbrechen. Es musste doch möglich sein, auch von einer Partei einen brauchbaren Mitarbeiter vermittelt zu bekommen.
    »Telefon, Chef! Soll ich durchstellen?«, hörte er seine Sekretärin von draußen rufen.
    »Ist er es, der Weger?«
    »Nein, Baumeister Spittulini …«
    »Er soll ein bisschen warten oder es etwas später noch mal versuchen.«
    »Okay.«
    Birgit war der Angstschweiß ausgebrochen, als sich die Gummihandschuhe des Mannes um ihren Hals schlossen. Doch die Hände drückten dann nur ihre Schultern, als wollte er damit ihre volle Aufmerksamkeit einfordern.
    »Jetzt pass genau auf: Ich werde dir jetzt die Augenbinde abnehmen. Das Pianino steht an der Wand, und du siehst mich nicht, solange du dich nicht umdrehst. Und davor brauche ich dich wohl nicht noch einmal zu warnen! Schau auf die Noten und die Tasten, dann passiert dir nichts.«
    Bevor er die Binde entfernte, befahl ihr der Mann, die Augen danach noch so lange geschlossen zu halten, bis er ihr erlaube, sie zu öffnen. Das am ganzen Leib bebende Kind lauschte den sich entfernenden Schritten und hörte, wie sein Entführer offenbar wieder auf dem Stuhl Platz nahm. Lange Sekunden wartete es gespannt, bis er endlich sagte: »So, mach sie auf!«
    Birgit hatte mit schmerzender Helligkeit gerechnet, doch der Raum lag in dämmrigem Licht, das durch die Lamellen geschlossener alter Holzbalken fiel, wie sie aus den Augenwinkeln sah. Es war so, wie ihr gesagt worden war: Das Pianino stand an der Wand. Birgit rückte sich den Hocker zurecht. Mit zittrigen Fingern griff sie nach den Noten und atmete schneller, als sie sah, dass ihr Wettbewerbsbeitrag für Vilnius aufgeschlagen war: Mozarts c-Moll-Sonate, KV 457. Also wollte er ihr doch nichts Böses? Denn das Stück beherrschte sie doch so gut. Frau Professor Stelzmann hatte es ausgewählt, weil Birgit die Sonate so ausdrucksstark interpretierte. Darauf setze sie mehr als auf reine Artistik, hatte sie gemeint, denn einen technisch ziemlich schwierigen Chopin hatte sie mit Birgit auch einstudiert. Aber so, wie das Mädchen diesen Mozart spiele, eine Sonate, die immerhin für eine Schülerin Mozartskomponiert worden sei, so etwas habe sie bei einem Kind ihres Alters noch nie erlebt.
    Aber jetzt, mein Gott – wie sollte sie den Mozart jetzt auch nur annähernd so spielen wie sonst? Mit dem juckenden Rücken. Von den zitternden Fingern und der ständigen Angst vor ihrem Entführer ganz zu schweigen. Und so würde er sie – filmen? Aber doch hoffentlich nicht schon beim ersten Mal?
    Birgit wagte es nicht, ihren Kopf zur Seite zu drehen, doch aus den Augenwinkeln konnte sie keine Videokamera entdecken. Auch nicht, als sie den Kopf hob und zur Decke sah. Dabei müsste der Mann doch ihre Hände filmen. Wie sonst sollte er dann ihre Finger weltberühmt machen?
    Er wollte ihr also noch Zeit lassen. Und wenn sich ihre Aufregung erst einmal ein wenig gelegt hätte, könnte ihr vielleicht doch ein halbwegs gutes Spiel gelingen. Kaum war dieser Gedanke aufgetaucht, sah sie, wie ihre Finger

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