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Mordsonate

Mordsonate

Titel: Mordsonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O. P. Zier
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Chef.«
    »Na, dann nichts wie herein mit ihm.«
    Gerlinde fühlte sich sonderbar, als sie sich bei Petra Weger nach dem Verbleib ihres Mannes erkundigte und Hans’ Frau ihr Misstrauen nicht verbergen konnte. Obwohl Gerlinde sich in diesem Moment der Frau näher fühlte als Hans, vermochte sie der Versuchung nicht zu widerstehen, ihr noch schnell zu verraten, dass ihr Mann auch gestern schon ohne Angabe von Gründen frühzeitig das Büro verlassen und eine wichtige Sitzung versäumt habe. Petra Weger brachte darauf hin nur ein »Ja, natürlich, ja« heraus, als Gerlinde sie bat, ihr Mann möge sich sofort in der Direktion melden, sobald er heim käme.
    Zu Mittag, als Peter Aberger mit einigen Kolleginnen und Kollegen wie gewohnt ein nahe gelegenes SB-Restaurant aufsuchte, schaffte er es zuerst noch immer nicht, seine große Sorge anzusprechen. Ihm sei nicht wohl, rechtfertigte er sich dafür, dass er anstatt des Menüs nur eine Gemüsesuppe nahm. Und er versuchte mitzulachen, als darüber gewitzelt wurde, dass er am Vorabend wohl wieder einmal zu tief ins Glas geschaut habe. Nur die beiden Kolleginnen blickten ihm ernst in die Augen, weil sie spürten, dass ihn etwas bedrückte. Sie vermuteten wahrscheinlich jenes Schicksal, das hierzulande fast jeden zweiten Verheirateten zumindest einmal ereilte und das die Rosmarie aus dem Verkauf im Vorjahr selbst durchgemacht hatte. Als diese dann auch noch tröstend ihre Hand auf seinen Arm legte, konnte sich Peter nicht mehr zurückhalten.Stockend berichtete er von Birgits Verschwinden, um sich gleich selbst dafür zu bezichtigen, dass seine Tochter gestern nicht wie gewohnt heimgekommen war. Seine Kolleginnen und Kollegen reagierten betroffen und versuchten ihm Mut zuzusprechen. Dass sie ihm nicht helfen konnten, war Peter ohnehin klar – ihre Anteilnahme tat ihm trotzdem gut, auch wenn sie seine Qual nicht zu lindern vermochte, sich auch selbst nicht zu helfen zu wissen.
    Die Mitarbeiterbesprechungen dienten in diesen ersten Tagen seit Dr. Labers Dienstantritt in Salzburg immer noch vorwiegend dem gegenseitigen Abtasten; erst recht, weil im Moment kein größerer Fall in Arbeit war. Sein Vorgänger hatte den erfreulichen Ehrgeiz verspürt, vor seinem Pensionsantritt Ungelöstes noch zu den Akten zu legen und eine sauber aufgeräumte Abteilung zu übergeben, wie es der Leiter des Landeskriminalamts ausgedrückt hatte, als Oberst Bermadinger mit dem neuen Chefinspektor nach der Vorstellungsrunde durch die zehn Ermittlungsbereiche und die acht Assistenzbereiche endlich in der Abteilung des Chefinspektors angelangt war. Bevor Erich in leitender Funktion mit seinem ersten großen Fall konfrontiert sein würde, mit dem er und seine Beförderung zwangsläufig auf dem Prüfstand stünden, wollte er ein möglichst hohes Maß an Gewissheit darüber erlangen, auf welche Personen seines Teams er sich hundertprozentig verlassen konnte und von wem allenfalls Sand im Getriebe zu erwarten war. Zu Letzterem gab ihm das offene Abwehr signalisierende Verhalten des Gruppeninspektors Koller Anlass, das dieser bereits beim ersten Händeschütteln an den Tag gelegt hatte.
    Nach über zwei Jahrzehnten hatte der neue Chefinspektor in diesem Beruf natürlich schon vieles miterlebt. Erkonnte eine Reihe von Fällen aus seiner Dienstzeit in Linz aufzählen, in denen die Arbeit massiv durch ein einziges Teammitglied behindert worden war, weil es sich etwa bei einer Beförderung übergangen gesehen oder private Probleme gehabt hatte. Vertrauen und Verlässlichkeit innerhalb der Abteilung, im Idealfall in einem eingeschworenen Team, das waren für Dr. Erich Laber wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ermittlungsarbeit. Er war fest davon überzeugt, dass dieses gegenseitige Vertrauen nicht nur motiviere und die Leistungsbereitschaft steigere, sondern auch Begabungen frei setze und ein fantasievolles und unkonventionelles Herangehen an Probleme begünstige. Denn bei allen noch so bedeutenden Fortschritten, welche die Kriminaltechnologie allein im letzten Jahrzehnt gemacht hatte und auf die Erich nie verzichten wollte, hatte ihn seine Erfahrung in Linz gelehrt, dass Fehler und Fehleinschätzungen seitens der ermittelnden Beamten wie eh und je die Hauptursache dafür waren, dass die Aufklärung eines Gewaltverbrechens verzögert oder im ungünstigsten Fall sogar unmöglich gemacht wurde, da selbst die beste Technologie immer noch ein Werkzeug war, das nach Maßgabe der Ermittler an der falschen

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