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Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Mordsschnellweg: Kriminalstorys

Titel: Mordsschnellweg: Kriminalstorys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Ard , Reinhard Junge
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anzugraben. ’ne Schülerin. Basten kam dazwischen.«
    »Und hat sich nach einem Jahr gerächt?«
    Maeder zog die Schultern hoch.
    »Passt nicht ganz, ich weiß. Aber Sommer war geil. Geld, Karriere, Frauen. In dieser Reihenfolge. Wer garantiert, dass er es nicht noch mal versucht hat? Daniela Basten ist ein ausgesprochen hübsches Kind …« Erneut zuckte er mit den Achseln: Ich sag euch nur, was ich weiß, macht ihr daraus, was ihr wollt.

    »Sagen Sie«, meldete sich Feldhoff. »In meiner Liste steht, dass Herr Basten dreiundsechzig ist. Meinen Sie, der hätte eine Chance gegen einen, der fünfundzwanzig Jahre jünger ist?«

    »Ja«, sagte Maeder, ohne lange nachzudenken.
    »Und wieso?«
    »Der Mann ist topfit. Läuft jedes Jahr beim Köln- und Berlin-Marathon mit. Degenfechter mit zwei Olympia-Einsätzen. Offizier bei den Fallschirmjägern. Und die lernen noch ganz andere Sachen als die Rekruten bei den Panzergrenadieren …«

     
    6

    »Klar hätte ich ein Motiv«, gestand Basten ohne Umschweife. Der Chemielehrer wirkte noch fitter, als der Sozialwissenschaftler ihn beschrieben hatte. Kerzengerade, die Hände auf den geschlossenen Knien, saß er hinter dem Tisch und blickte den Hauptkommissar aufmerksam an. An seiner graublauen Anzugjacke glänzte es golden. Es sah nicht so aus, als hätte er das Abzeichen beim Karneval in der Dortmunder Westfalen halle erobert.
    »Der Sausack …«
    »Sie meinen Sommer?«, vergewisserte sich Steigerwald.
    »Jawohl. Der Sausack hat meine Nichte befummelt. Und keiner weiß, wie das ausgegangen wäre, wenn ich nicht noch einen Rundgang durch die Schule gemacht hätte …«
    »Gehört das zu Ihren Pflichten?«
    »Nein. Aber ich wollte Daniela nach dem Fest nach Hause bringen. Und als sie nicht zum Parkplatz kam, habe ich sie gesucht. Im Theaterkeller fand ich sie – und Sommer ging ihr gerade an die Botanik.«
    Einen Augenblick lang überlegte Steigerwald, was der Träger des Goldenen Sportabzeichens unter Botanik ver stand. Doch dann fragte er: »Und was haben Sie unternommen?«
    Die Goldrandbrille des Chemikers bewegte sich leicht von rechts nach links und zurück: »Was schon – ihr habe ich ein paar gefegt und ihn habe ich verwarnt … Damit keine Missverständnisse aufkommen: Mit wem dieser Mensch ins Bett geht, ist mir egal. Aber Schülerinnen sind tabu. Und wenn es sich dazu noch um meine Nichte handelt …«
    »Was haben Sie ihm angedroht?«
    Basten hob leicht seine Brauen: »Das Einzige, was bei ihm zog: ihm die Karriere zu verhageln. Er hat sich ja lange genug den Arsch aufgerissen, um befördert zu werden. Eine einzige Meldung nach Arnsberg an die Bezirksregierung – und er hätte alle Träume vom Aufstieg zum Schulleiter vergessen können.«
    »Hat Sommer es noch einmal versucht? Vielleicht bei anderen?«
    »Mir ist nichts bekannt.«
    »Und wer könnte noch ein Motiv haben?«
    »Hier?« Der Chemiker lachte spöttisch. »Fast jeder zweite. Sommer war ein Schwein. Er hat alle über den Tisch ziehen wollen. Und er war hinter den Weibern her wie Nachbars Lumpi. Einmal …«
    Steigerwald zwang sich, nicht nachzufragen.
    »… da hat er mit Nehls Frau angebändelt. Nach einem Kollegiumsfest, als ein paar Leute privat weitergefeiert haben. Sozio-empirische Forschungen nennt man das heutzutage wohl. Nehl hat die beiden aus dem Schlafzimmer geholt und Sommer ein blaues Auge verpasst …«

    Basten verstummte. Er sah an dem Kommissar vorbei durchs Fenster, als würde er sich die Situation in Nehls Schlafzimmer auf seiner inneren Leinwand ausmalen. Jedenfalls lächelte er plötzlich und nickte zufrieden.
    »Ich will Ihnen noch eins sagen!«, meinte er dann. »Vor hundert Jahren hätte man Typen wie Sommer herausgefordert und das Problem mit Degen, Säbel oder Duellpistole geklärt …«
    »Florett!«, korrigierte Steigerwald.
    »Wie bitte?«
    »Der Täter bevorzugte Florett …«
    Der Chemiker schwieg verwirrt.
    »Genauer gesagt: In Ermangelung eines Floretts bediente er sich eines rostigen Skistocks. Die Winterausrüstungen stehen ja im Nachbarraum.«
    Basten grinste. Sommers Ende war ganz nach seinem Geschmack.
    »Noch eins. Die Sache mit dem Veilchen. Woher wissen Sie davon?«
    »Von Nehl selbst. Sie können ihn ja fragen …«
    Steigerwald schaute zu Feldhoff hinüber – manchmal fielen dem Burschen ganz kluge Sachen ein. Aber der Lange schüttelte kaum merklich den Kopf.

    »Gut, Herr Basten. Sie können gehen.«
    Der Lehrer stand auf, nickte dem Polizisten

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