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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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denken ließ, das er noch vor wenigen Tagen gewesen war. "Wissen Sie,
dass Sie neulich hier aufgetaucht sind, hat mir dann doch einen ziemlichen
Schrecken eingejagt. Und dann dieser Blackout … nicht mehr zu wissen, ob ich
einen Menschen umgebracht habe oder nicht."   Er schüttelte den Kopf. "Das hat mich endlich
wachgerüttelt. Ich meine …", er schaute von Max zu Lina und wieder zurück,
"… ich habe Philip doch nicht getötet, oder?"
    Max zögerte, wenn auch nur kurz, doch das reichte, um Jensen
erbleichen zu lassen. "Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit, aber ich
persönlich glaube, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Herr Jensen."
    Das schien den Mann nicht zu beruhigen, mit nervösen
Bewegungen tastete er seine Hemdtaschen nach Zigaretten ab und steckte sich
eine an. Er tat ein paar tiefe Züge, bis er sich halbwegs wieder beruhigt
hatte. Schließlich sah er Lina an und beantwortete, etwas verspätet, ihre
Frage: "Ich ziehe nächste Woche aus." Er lächelte schief.
"Dieses Haus ist auf die Dauer nicht das Richtige für mich, wissen Sie
…" Er zog hastig an der Zigarette. "Ich gehe übrigens aus Hamburg
weg, ich hoffe, das ist in Ordnung? Meine Eltern haben in der Nähe von Hannover
ein Haus mit Einliegerwohnung, da kann ich erst einmal unterkommen. Wer weiß,
vielleicht klappt es da mit dem Neuanfang. Neue Stadt, neues Glück oder so
ähnlich." Er sah sich um, als sei diese Küche Schuld an seinem Scheitern.
"Hier komme ich ja doch auf keinen grünen Zweig mehr. Kaum zu glauben was,
dabei sollte man doch meinen, in einer Großstadt wie Hamburg könnte man immer
irgendeine Nische finden", er schüttelte den Kopf, "aber nein.
Hamburg und ich, das passt nicht zusammen."
    Lina und Max sahen sich an. Möglicherweise machte der Mann
sich gewaltig etwas vor, aber besser so ein hoffnungsvoller Neuanfang, als wenn
er sich weiter dem Tode entgegensäuft.
    Frank Jensen merkte, dass er als Einziger sprach, drückte
energisch die Zigarette im Aschenbecher aus und sagte: "Also, wenn Sie
mich nicht verhaften wollen, weswegen sind Sie dann gekommen?"
    "Bei der Vernehmung am Samstag erwähnten Sie einen
ehemaligen Kollegen von Ihnen, Daniel Vogler", sagte Max. "Wie kam
der eigentlich mit Philip klar?"
    Jensen machte ein erstauntes Gesicht. "Gut, wieso?"
    "Gab es nie irgendwelche Probleme? Streitereien?
Schlechte Stimmung?", hakte Lina nach. "Denken Sie nach!"
    Jensen schaute aus dem Fenster in den Garten. Vor der
Ligusterhecke lag eine verwaiste Sandkiste im Sonnenlicht. "Mir ist nie
aufgefallen, dass sie Streit gehabt hätten. Einmal kam ich aus der Pause zurück
und bekam mit, dass sie darüber diskutierten, wie man ein bestimmtes
Programmierproblem am besten löste. Daniel hatte manchmal so eine leicht
besserwisserische Art, wissen Sie, und Philip sagte am Schluss genervt: 'Du
warst ja schon immer so ein Oberschlauer.' Sie sahen mich reinkommen, und
Philip erklärte, dass sie sich von der Schule kannten, was ich bis dahin nicht
gewusst hatte." Nachdenklich wandte er den Blick wieder Lina zu.
"Jetzt, wo Sie fragen, fällt mir auf, dass sie sich zwar nie gestritten
haben, aber … die sind immer ausgesprochen distanziert miteinander umgegangen.
Das heißt, Philip hat Daniel stets sehr höflich und korrekt behandelt, als
wollte er ihn ja nicht verprellen. Oder als würde er sich in seiner Gegenwart
unbehaglich fühlen." Er hing kurz seinen Erinnerungen nach. "Damals
erklärte ich mir das so, dass er ihn eben nicht verlieren wollte, Daniel war
nämlich ein echtes Genie. Im Umgang mit anderen Menschen etwas schwierig, aber
am Computer … unglaublich."
    Lina blätterte in ihrem Notizblock und fand die Stichworte,
die sie damals bei Vogler mitgeschrieben hatte. "Wissen Sie, was er jetzt
macht?", fragte sie neugierig, und als Jensen den Kopf schüttelte, sagte
sie: "Irgendwas mit hochdimensionalen Markovschen Netzwerkprozessen in
ergodischen Räumen oder so. Ich habe kein Wort von dem verstanden."
    Frank Jensen sah Lina an. " Was macht er?"
    "Er beschäftigt sich mit Markovschen Netzwerkprozessen
und ergodischen Räumen oder so." Sie zuckte entschuldigend die Achseln.
"Tut mir leid, aber ich konnte nicht so schnell mitschreiben."
    "Und wo arbeitet er?"
    "An der Uni. Als Mathematiker."
    "Hm." Frank Jensen kratzte sich am Kopf. "Sind
Sie sicher?"
    Max und Lina sahen sich an. Überprüft hatte Voglers Angaben
bislang noch niemand. "Wäre das denn so ungewöhnlich?"
    Frank Jensen runzelte die Stirn. "Ehrlich gesagt,

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