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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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„Ja, mir hat er das mit dem Gift auch gesagt.“ „Und, wirst du sie ihm geben, wenn er dich darum bittet?“ „Ich habe sie nicht mehr.“ Susanne glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. „Was? Sag das noch einmal! Du hast deine Zyankali-Kapsel nicht mehr? Wo ist sie? Weiß Papa davon?“ „Nein, weiß er nicht. Ich werde es ihm sagen, wenn er dich nach deiner Kapsel fragt.“ Susanne war fassungslos. Sie hatten extra zwei Placebos anfertigen lassen, damit nicht eine von ihnen mit den quälenden Gedanken weiterleben musste, den Vater oder Ehemann umgebracht zu haben. Dass der Gifttod ein selbstgewählter Abschied war, machte die Sache auch nicht einfacher. Und jetzt gab es nur noch zwei Kapseln, die Chancen standen also fifty fifty, dass Susanne die Giftbotin war. Das Familientreffen fing ja gut an!
     
    Susanne hatte genug, sie wollte jetzt nur noch den Sekt aus dem Kühlschrank holen und dann rüber zu Alex ins Wohnzimmer. Sie ahnte, dass ihre Freundin sich dort wie das Kaninchen vor der Schlange fühlen musste. „Sag mal, wussten Mum und Dad, wen du mitbringst?“ Susanne verdrehte die Augen. Musste ihre Schwester sich denn gleich auf den nächsten wunden Punkt stürzen? „Schwesterchen, ich freue mich auch, dich zu sehen!“ „Jetzt mal ehrlich. Mir persönlich ist es egal, mit wem du zusammen bist, Hauptsache du bist glücklich. Die Eltern haben nicht gewusst, dass Alex eine Frau ist, stimmt’s?“ „Ich wollte es ihnen schon so oft sagen, wirklich. Aber du weißt ja, mit Papa ist Telefonieren einfach schwierig und Mama hört einem sowieso nie richtig zu. Und als sie das letzte Mal bei mir in Berlin waren, da haben sie alle Versuche, es ihnen zu sagen im Keim erstickt.“ „Irgendwie habe ich es schon immer geahnt. Es war jedenfalls keine allzu große Überraschung für mich, dass dein Alex eine Frau ist. Seid ihr glücklich?“ Susanne lächelte ihre Schwester dankbar an. Das war die richtige Frage! „Trotzdem finde ich, dass du die Eltern nicht so ins kalte Wasser hättest springen lassen dürfen. Papa geht es wirklich nicht gut und für Alex wäre es sicher angenehmer, wenn Mama sich seelisch und moralisch darauf hätte einstellen können, dass der Schatz ihrer Tochter eine Frau ist.“ „Ach, Katrin. Und das ist noch nicht mal alles! Die Eltern brauchen heute noch richtig starke Nerven. Ich habe nämlich noch zwei weitere Überraschungen auf Lager.
     

- 9 -
     
    Kaum hatte der Kommissar den Salon verlassen, begann es in der Gerüchteküche zu brodeln. Die Damen, die auf ihren Friseur-Termin warteten, steckten die Köpfe zusammen. Was sich heute direkt vor ihren Augen abspielte, stellte alle Skandalgeschichten aus den Frauenzeitschriften in den Schatten. Da kam kein Goldenes Heft dagegen an! Und sie waren mittendrin im Geschehen schließlich hatte man die Leiche vor ihrem Friseur gefunden. Da waren sie als Ermittlerinnen doch prädestiniert!
    Auch wenn sich der Hauptkommissar mit Frau König sehr diskret im Separee und nur im Beisein der schwerhörigen Kundin über die Identität der Toten unterhalten hatte, den aufmerksamen Beobachterinnen konnte man nichts verheimlichen. „Also, wenn Sie mich fragen, meine Damen, muss einen dieses Ende von Frau Merz nicht wundern.“ Frau Göppel machte eine bedeutungsvolle Pause. Diese Bemerkung verfehlte ihre Wirkung nicht und die drei anderen Frauen rückten sofort enger zusammen. Keine wollte etwas verpassen, die Chance auf eine derartige Unterhaltung bot sich nicht alle Tage beim Friseur!
    „ Meinet se di Frau Merz vom Autohaus Merz? Warum wundert sie des net? Was isch denn der passiert?“ Frau Schmied hatte sich als letzte in die Runde der Wartenden gesetzt und wollte alles genau wissen. Sie arbeitete im städtischen Hallenbad an der Kasse und der Informationsaustausch über den Klatsch und Tratsch in Bärlingen war ihr täglich Brot. Weil sie bis Dreikönig Urlaub hatte, war sie mittlerweile quasi auf Entzug in Sachen Stadtgespräche. Endlich gab es wieder etwas Neues! Eine so prominente Tote würde locker Gesprächsstoff für die kommenden vier Arbeitswochen bieten, nicht daran zu denken, wenn es tatsächlich Mord war.
     
    Jetzt konnte Valentina Felice, die Frau des Venezia -Wirts Adriano nicht mehr länger an sich halten: „Ich habe gehört, dass überall Blut war, sehr viel Blut! Irgend eine Verbrecher hat ermordet Frau Merz. Oh Mamma mia , mit eine lange Messer!“ Wenn es um große Emotionen ging, war Frau Felice ganz in ihrem Element. „Ich

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