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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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hereinbrechen lassen, folgte ihnen noch immer, gewalttätig und verzweifelt. Morgaine wandte sich wieder nach vorn; er tat es ihr nach, besorgt um ihre Sicherheit auf der Brücke. Die Straße war breit: ein Galopp wäre möglich gewesen, doch der Anblick und das Brausen des Wassers hatten die Tiere sehr nervös gemacht. Es war nicht der richtige Ort, ihnen die Zügel freizugeben.
    Weiter vorn hatten die kleine Gruppe mit Jhirun die Brücke verlassen und ritt nun auf dem sicheren weiteren Dammweg und erklomm den Hang des Ufers.
    Die Morgendämmerung nahm zu, als sie diese letzte, qualvoll lange Strecke zurücklegten; das Licht zeigte ihnen den Weg deutlicher, und der Fluß war noch weiter abgesunken, so daß der Blick in die Tiefe noch schlimmer anmutete, wo um die riesigen
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Bögen tief unten Gischt schäumte und brodelte, das Wasser in die Schlucht zurücksinkend, während sich der Suvoj vom Meer in einen Fluß zurückverwandelte.
    Die Anhöhe der gegenüberliegenden Klippe kam in Sicht. Vanye spornte sein Tier an, das nun trabte und in Pfützen Wasser aufspritzen ließ. Endlich warf er einen Blick über die Schulter, beherrscht von der Angst, Morgaine könnte sich umdrehen und ihr begonnenes Werk auf der schwindelerregend hohen Brücke beenden wollen — um ihrer Sicherheit willen.
    Aber sie tat es nicht. Siptah galoppierte ebenfalls los, und Vanye wandte sich wieder nach vorn, die Sicherheit der Berge spürend, ein Ansteigen der Steinstraße, das sie endlich bergan führte.
    Nach Abarais.
    Der Morgen, der schließlich über dem langen Spalt des Suvoj aufstieg, zeigte eine wohlerhaltene Straße, die stetig zwischen den Hügeln anstieg. Eine Zeitlang ritten sie in energischem Trab, bis sie auf einen Steinwurf an Jhirun und die
qujal
herangekommen waren und die Pferde im Schritt gehen lassen konnten, um sie wieder zu Atem kommen zu lassen.
    Jhirun, die ein wenig abseits der Halblinge ritt, schaute zurück, als wolle sie die Zügel anziehen und sich ihnen anschließen ... aber sie tat es nicht, ebensowenig die Halblinge.
    Und plötzlich stieß Morgaine Siptah die Hacken in die Flanken und ritt los, die erschöpfte Gruppe erschreckend, die Pferde wieder in den Galopp treibend. Vanye blieb auf der ansteigenden Straße bei ihr, spürte aber die nachlassenden Kräfte des Andurin-Wallachs und die Unsicherheit seiner Schritte, die Schultern feucht von Schweiß und Schaum; und schon fielen die anderen auf erschöpften Pferden zurück.
    »Hab Erbarmen!« rief er Morgaine zu, als der Wallach trotz größter Anstrengung nicht mehr Schritt halten konnte, belastet mit dem Gewicht eines Menschen; und der Graue aus Baien war ebenfalls schweißnaß.
»Liyo,
die Pferde — es ist genug!«
    Sie gab nach und zog die Zügel an; die Pferde gingen wieder im Schritt, in mächtigen, anstrengenden Stößen atmend, und Morgaine drehte sich im Sattel herum, um nach hinten zu schauen — wohl nicht auf die
qujal,
die den Anschluß zu finden versuchten, sondern angstvoll auf das Erscheinen der anderen wartend.
    Das Licht nahm zu, ließ neblige Gipfel als Silhouetten sichtbar werden, eine zentrale Masse von Bergen, die sich zusammenkauerten, ein letztes Refugium auf dieser Welt. Hier herrschte eine abweisende Kahlheit, die das Herz anrührte. Vanye dachte an die mächtigen Bergketten seiner Heimat, scharfe Spitzen, die sich in den Himmel bohrten, sich erstreckend, soweit das Auge blicken und das Herz sich das Bild ausmalen konnte. Hier jedoch begannen und endeten die Berge sehr abrupt, und sie wirkten irgendwie verschwommen, alt — eine Verwitterung, die aus uralter Zeit zu stammen schien, eine Opfergabe an das Meer.
    Zugleich begannen sich an den Hängen Spuren der Besiedlung zu zeigen, bestellte Felder, durch Steinterrassen geschützt, Mauerwerk, das die Fluten abwehren sollte: neue Bauten, die Handschrift von Bauern, kleine Felder und Obstgärten, an vielen Stellen überflutet, doch ein Zeichen, daß hier die wahre Kraft von Shiuan lag, ein noch unangetasteter Reichtum, der die prächtigen Lords und die Menschen unterstützt hatte, die sich in ihren Mauern drängten.
    Auf dem Kamm einer langen Anhöhe, von der aus man die Straße in alle Richtungen überschauen konnte, zügelte Morgaine ihr Tier, stützte sich einen Augenblick lang auf das Sattelhorn und stieg ab. Vanye folgte ihrem Beispiel — auch ihm tat jeder Knochen weh — und nahm Siptahs Zügel aus Morgaines gefühllosen Händen.
    Sie starrte an ihm vorbei, die lange Straße

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