Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
begangen hatte, noch Zeit hatte, diesen Fehler zu korrigieren, es aber deshalb nicht tat, weil er unter gewissen Zwängen stand und zu leiden hatte.
    Dieser Zwang hatte einen Namen – Melanie Morton!
    Sie hätte ihm eigentlich egal sein müssen, war es aber nicht, weil er diese Frau liebte.
    Butcher konnte sich das selbst nicht erklären. Er hätte nie gedacht, daß es einmal dazu kommen würde, aber er konnte daran nichts ändern, die Liebe war über ihn gekommen wie eine gewaltige Woge, und er hätte alles für diese Frau hergegeben.
    Zunächst konnte er ihr nicht viel bieten. Er konnte nur versuchen, sie aus dieser verdammten Klemme hervorzuholen. Sie doch noch zu überreden, mit ihm zu gehen und nicht in dieser verfluchten Stadt zu bleiben, in der sich mordgierige Wölfe aufhielten und ihr möglicherweise einen Besuch abstatteten.
    Er hatte den schützenden Schacht der U-Bahn verlassen und stellte mit Erleichterung fest, daß der Nebel in diesem Teil der Stadt nicht mehr so dicht lag.
    Zwar befand sich ein Kanal in der Nähe, und dort waren die Wände auch kompakter und grauer, aber der größte Nebelproduzent, die Themse, lag doch weiter südlich und ein Stück entfernt.
    Er mußte in die schmale Shroton Street, denn dort hatte Melanie eine kleine Wohnung angemietet. Sie stellte keinen Vergleich zu seiner dar, auch die Gegend war völlig anders, denn hier lebten Menschen mit weniger Geld, aber Melanie war mit ihren beiden Zimmern und dem winzigen Bad stets zufrieden gewesen.
    Da Phil sie schon einige Male besucht hatte, kannte er den Weg von der Station aus.
    Die Shroton Street war klein, sie gehörte nicht zu den bevorzugten Einkaufsstraßen der Touristen, sie war in gewisser Weise London pur, und die hier lebenden und arbeitenden Menschen schlugen sich recht und schlecht durchs Leben.
    Butcher rauchte. Er ging langsam, schaute sich allerdings immer wieder um, als wären Verfolger auf seinen Fersen. So wie er aussah, mit seinem langen Mantel und dem hochgestellten Kragen, wirkte er wie die Karikatur eines Spions, der sich nicht verdächtig machen wollte, es aber aufgrund seiner Kleidung trotzdem tat.
    Geschäfts- und Wohnhäuser bildeten eine Einheit. Auf der anderen Seite sah er eine Lücke, die durch einen Bauzaun geschlossen war. Eine Pizzeria, ein kleiner Schuhmacher, ein Trödelladen, ein Metzger, der Wild und Lamm im Angebot hatte, ein Imbiß, wo die Leute Fish & Chips aßen, zwei Ärzte, eine Wahrsagerin, deren schwarzes Schild direkt unter denen der Ärzte hing, und daneben das Haus, in dem Melanie wohnte.
    Phil blieb davor stehen, drehte sich wieder um und konnte keinen Verfolger entdecken.
    Fröhlicher stimmte ihn das nicht. Die Furcht vor der Zukunft war nach wie vor eine Belastung. Als er an der Fassade in die Höhe schaute, stellte er fest, daß sie noch grauer und schmutziger war als bei seinem letzten Besuch.
    Auch die Fensterscheiben wirkten so, als wären sie noch nie geputzt worden.
    Ein rücksichtsloser Radfahrer hätte Phil beinahe umgefahren, als er einen Schritt zurückging. Der Typ raste auf dem Gehsteig dahin, als müßte er für ein Rennen trainieren. Phil schickte dem Kerl einen Fluch hinterher und ging dann auf die Haustür zu.
    Phil wußte, daß die Rückseite des Hauses an die Rückseite eines kleinen Firmengeländes grenzte. Die Firma mit dem Namen WATSON’S INDUSTRIEANSTRICH hatte dort ihren Sitz. Es waren flache Bauten, auf deren Dächer Melanie von der Küche aus schaute.
    Die Tür war nicht verschlossen. Die muffige Enge des Hausflurs nahm ihn auf. Phil sah vor sich die Treppe mit den Holzstufen, auf denen der grüne Lack längst abgeblättert war. Auch das Geländer sah nicht eben vertrauenerweckend aus. Seine Handfläche schleifte darüber hinweg, und er mußte hoch in die zweite Etage.
    Niemand kam ihm entgegen. Durch schmale Fenster an den Zwischenabsätzen sickerte nur wenig Licht, als würde es sich schämen, in den Hausflur einzudringen.
    Die Wände waren bekritzelt. Sprüche und Telefonnummern wechselten sich ab. Hier hatten zumeist junge Leute ihren Frust in Worten dokumentiert, und die zumeist rauhe Sprache gab ihren Lebensstil wider.
    In der zweiten Etage war es still. Eine Etage tiefer hatte er noch die wütende Stimme einer Frau gehört, die ihre Kinder ausschimpfte, aber auch das Organ war verstummt.
    Butcher holte tief Luft. Er nahm auch die rechte Hand aus der Manteltasche, visierte den Klingelknopf an und ignorierte die zweite Tür auf dieser Etage, die der

Weitere Kostenlose Bücher