Morgen ist der Tag nach gestern
sondern wohl eher ein Pizzaservice, oder? Und der kriegt sein Geld auch, bevor man essen kann.“
Böhm greift in die Hosentasche und legt ihm das Geld auf den Schreibtisch. Joop packt kopfschüttelnd seine Pizza aus. Er hebt den Deckel des Kartons hoch und starrt mehrere Sekunden verblüfft auf den Inhalt. Ein ausgebackener Pizzateig ohne Belag. Er nimmt ihn aus dem Karton und hält ihn Achim unter die Nase. „Bitte? Was soll das sein?“
Steeg zieht entschuldigend die Schultern hoch. „Du hast mir nur gesagt, was nicht drauf sein soll, oder? Und jetzt sieh genau hin. Sind da Peperoni? Ist da Knoblauch? Nein! Alles wie du es bestellt hast!“ Er grinst Joop breit an. „Tja, so ist das nun mal. Wenn man nur weiß, was man nicht will, kriegt man auch nur das!“
Für einen Augenblick herrscht absolute Stille im Raum. Joop und Böhm sehen sich an. Beide denken offensichtlich das Gleiche. Beide denken an das Gespräch vom Vormittag. Joop hatte resigniert gesagt, ich weiß, was ich nicht will, aber was ich will …?
Joop ist der Erste, der nicht an sich halten kann und in schallendes Gelächter ausbricht. Böhm schließt sich an. Achim Steeg schaut irritiert von einem zum anderen. Dann grinst er schief. „Ehrlich gesagt hatte ich mir das jetzt anders vorgestellt!“
Sie versammeln sich um Böhms Schreibtisch. Joop legt seinen Pizzateig kurzerhand auf Achims Thunfischpizza und schneidet beide Teigböden in der Mitte durch. „Die Nummer war gut, Achim. Aber ich habe Hunger und darum essen wir jetzt beide Calzone!“ Achim nickt. „Na gut, aber hört mal zu. Ich hab da eine Bitte!“
Joop hat in seinen Teil der Pizza gebissen und spricht mit vollem Mund. „Klar. Alles was du willst. Nur eher gehen kannst du heute auf keinen Fall! Wir haben eine Menge neuer Erkenntnisse!“
Steeg nickt. „Will ich gar nicht. Ich brauche morgen einen halben Tag Urlaub.“ Er sieht Böhm herausfordernd an. „Es ist August und ich habe nicht mal meinen Resturlaub von letztem Jahr weg. Das muss doch möglich sein.“
Böhm nickt. Er ärgert sich. Es ist nicht, dass er das Anliegen unangemessen findet. Es ist einfach Steegs Art die Dinge einzufordern.
„Ich denke, das geht!“
Sie berichten nacheinander. Steeg beginnt. Er hat seine halbe Pizza in drei Teile geschnitten und isst sie wie Butter-brote.
„Gabriele Horstmann ist keine trauernde Witwe. Sie lebt seit 1995 getrennt von ihm. Die offizielle Scheidung war dann 1997. Sie waren zweiunddreißig Jahre verheiratet. Sie lebt mit einem Viktor Hanser zusammen. Er betreibt eine Werbeagentur und ist deutlich jünger als sie.“
Steeg beißt zwischendurch immer wieder von seiner Pizza ab und braucht einige Sekunden um die Speise auf eine Größe zurechtzukauen, die ihm erlaubt zu sprechen.
„Sie sagt, er habe ständig irgendwelche Frauengeschichten gehabt und sie sei es einfach leid gewesen. Zu Anfang habe er noch darauf geachtet, dass seine Eskapaden nicht öffentlich wurden, aber in den letzten Jahren der Ehe hat er …“ Steeg grinst breit: „Ich zitiere: Alles gebumst, was ihm über den Weg lief. Sie hätte das Haus gerne gehabt, aber er wollte es unbedingt behalten. Er hat sie …, und jetzt haltet euch fest, mit achthunderttausend Mark ausgezahlt.“
Sein runder Kopf mit dem Stoppelhaarschnitt kippt nickend vor und zurück, als er die Summe ehrfürchtig nennt. Er sieht van Oss und Böhm an. Als die keine Reaktion zeigen und weiter essen, zuckt er mit den Schultern.
„Na, jedenfalls sagt sie, dass sie das damals nicht verstanden hat. Horstmann hatte eigentlich kein Interesse an dem Haus. Sie hätte es gerne behalten. Als er dann nach der Scheidung vorzeitig in den Ruhestand ging und seinen ersten Wohnsitz nach Düsseldorf verlegte, war ihr klar, dasser das Haus nur behalten hat, um ihr eins auszuwischen. So sieht sie das jedenfalls.“
Steeg faltet den Pappkarton zusammen und geht zum Mülleimer.
„Mehr war da nicht zu holen und ehrlich gesagt denke ich, die ist außen vor.“ Er schiebt Zeige- und Mittelfinger der linken Hand in den hohen Halsbund seines T-Shirt. Sein Jackett hat er vor dem Essen über die Lehne des Stuhls gehängt.
„Dann war ich noch bei Karl Becker, Juwelier aus Uedem. Wie Horstmann gehört er in diesen Stiftungsbeirat. Die beiden waren aber auch privat eng befreundet.“
Steeg setzt sich wieder, stellt die Beine weit auseinander und lehnt sich zurück.
„Der war jedenfalls deutlich unglücklicher über den Tod von Horstmann. Laut Becker
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