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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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endlich aus der Affäre zu ziehen.
    »Kann ich noch irgendetwas für dich tun, Olivia?«
    »Kannst du. Geh zu der Frau und sprich mit ihr.«
    »Ich fürchte, das muss warten. Ich habe in fünf Minuten in der Kapelle zu tun, und anschließend kommen ein paar Studenten zur Sprechstunde.«
    »Dann will ich dich morgen hier im College sehen.«
    Diese Frau war einfach unmöglich. Doch er musste zugeben, dass ihr Befehlston ihn jedes Mal anmachte. Eines Tages würde er die Flucht ergreifen, dachte er. Schade, dass sie so gut aussah. Immerhin hatte sie inzwischen aufgehört, ihm zu sagen, was er im Bett zu tun hatte. Und nicht nur im Bett.
    »Morgens bin ich im Tutorium, und anschließend ist ein Meeting. Und dann …«
    »Nach dem Mittagessen reicht durchaus«, schnitt sie ihm das Wort ab. Er stellte sie sich in engem, schwarzem Leder vor, das Haar streng aus dem Gesicht gekämmt. Vielleicht mit hohen Stiefeln.
    »Findet morgen nicht das ›Mourning Ale‹ statt? Es dürfte schwierig sein, auf das Gelände zu kommen.«
    »Dann komm eben durch die Professoren-Tür. Du hast doch sicher einen Schlüssel.«
    Zeit, klein beizugeben. Zumindest war es einfacher, als zu streiten. »In Ordnung. Bis dann, Olivia.«
    »Auf Wiedersehen, Liam.«
    Warum gab er sich immer mit derart selbstbewussten Frauen ab? Schon wenige Monate, nachdem er sich mit Olivia eingelassen hatte, hatte er seinen Fehler erkannt und versucht, aus der Beziehung auszubrechen. Aber das war vor sieben Jahren gewesen, damals in Edinburgh. Und immer noch sprang er, sobald sie ihn rief. Denn wenn er ganz ehrlich war, erregte sie ihn noch immer.
    Apropos: Olivia war der einzige Mensch, dem dieser schreckliche Hund gehorchte. Ludo aber verfügte über deutlich schärfere Zähne und eine Menge mehr Muskeln als er selbst. Wie also hätte er es wagen können, sich von ihr zu befreien?

    Kate entspannte sich bei einem Glas Wein und dem Luxus, ein Buch zu lesen, das jemand anders geschrieben hatte, als es an der Haustür klingelte. Sie erwartete niemanden. Eigentlich hatte sie sich darauf gefreut, den Abend ganz für sich allein zu haben. Sie legte ein Lesezeichen ins Buch, versteckte das Weinglas auf dem Kaminsims zwischen den Nippes-Sachen und ging zur Tür.
    »Darf ich hereinkommen?«
    Es war Paul Taylor. In der Hand hielt er ein kleines Päckchen.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte sie auf dem Weg ins Wohnzimmer. Immerhin hatte dieser Mann einen schnellen und obendrein preiswerten Abschleppdienst für sie gefunden und sie dann auch noch nach Hause gebracht.
    »Ich hätte gerne einen Kaffee, aber selbstverständlich dürfen Sie weiter Ihren Wein trinken.«
    Natürlich hatte Paul das Glas zwischen der Keramik-Katze und der Art-déco-Flasche sofort entdeckt.
    Er folgte ihr in die Küche und sah ihr beim Kaffeekochen zu. Zufrieden registrierte er die sauberen Flächen, die ordentlich aufgereihten Töpfe im Schrank und das Fehlen verdorbener Lebensmittel im Kühlschrank.
    Es dauerte einen Augenblick, ehe sie die richtigen Worte fand, um ihm für ihre Rettung am späten Vormittag zu danken. Doch bevor es dazu kam, sagte er:
    »Ich kann mich nicht recht daran gewöhnen, Sie mir mit einem kaputten Auto ganz allein auf einer Landstraße vorzustellen.«
    »So etwas passiert schließlich nicht jeden Tag.«
    »Wenn Sie Ihren Wagen nicht bald durch ein etwas neueres Modell ersetzen, wird es öfter vorkommen.«
    »Ehe ich an so etwas denke, muss erst einmal Honorar fließen.«
    »Okay. Aber in der Zwischenzeit sollten Sie eine kleine monatliche Belastung in Kauf nehmen, die Ihrer persönlichen Sicherheit dient.«
    Was um alles in der Welt mochte er meinen? Sollte sie Unterricht in Selbstverteidigung nehmen? Tatsächlich hatte sie so etwas schon getan, aber das ging ihn nun wirklich nichts an, und das würde sie ihm auch deutlich sagen.
    »Hier.« Er hielt ihr das Päckchen hin und wirkte dabei so scheu, als fürchte er, sie würde es ihm um die Ohren schlagen.
    Sie riss sich zusammen, lächelte ihn an und sagte danke. »Was ist es?« Das Päckchen war nicht in Geschenkpapier verpackt, sondern in normales Packpapier. Mit einiger Mühe riss sie es auf.
    »Ein Handy.«
    Kate wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte Handys immer als Gipfel der Gewöhnlichkeit empfunden – als etwas, das vor allem Wichtigtuer gern in aller Öffentlichkeit benutzten.
    »Das Handy ist für Sie«, sagte Paul hastig. »Der Vertrag ist von einer der großen Telefongesellschaften. Sie müssen

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