Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
Vom Netzwerk:
wollten nur ihre Macht demo n strieren.“
    „Ich glaube auch, Han. Aber zu welchem Zweck?“
    „Um Gefangene zu machen.“
    „Ja, Efrem meinte, es waren nur Menschen eines b e stimmten Typs und dazu einige wenige Ler. Letztere eher zufällig dabei – wenigstens schien es so.“
    „Somit sind wir genauso klug wie vorher.“
    „Nicht ganz. Ich habe mir die Gespräche auf dem Markt angehört. Die Leute glauben, daß die Krieger i m mer noch in der Nähe des Planeten sind – irgendwo auf stationärem Kurs, und zwar weil sie hoffen, ein eventuell vorbeikommendes Kriegsschiff kapern zu können.“
    „Haben sie irgend etwas erwähnt, was diesen Verdacht stützt?“
    „Nein, aber alle schienen davon überzeugt zu sein. Sie hatten Angst.“
    Wie es nun im einzelnen auch sein mochte – die be i den hatten keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken und zu spekulieren, da die Sonne untergegangen war und Hath’ingar – wie er es versprochen hatte – mit einem buntgemischten Haufen einheimischer Kaufleute im Hof unter dem Federbaum auftauchte.
    Bis spät nach Mitternacht feilschten und handelten sie, machten Angebote und Gegenangebote, einige begleitet von spöttischem Gelächter, andere von wütendem Gez e ter und Geschrei. Sie wirbelten herum, rangen mit den Händen, erzählten herzzerreißende Geschichten – tätigten aber nur selten einen Kaufabschluß. Han war sicher, daß Efrem an ihrer Stelle weit besser mit diesem Haufen z u rechtgekommen wäre. Die Kaufleute von Chalcedon zeigten sich dickschädlig, unnachgiebig und unglaublich begabt im Geschichtenerzählen. Han probierte alle Tricks, die er auf der Händlerakademie von Boomtown gelernt und geübt hatte: er schmollte und drohte, er schwor beim Namen seiner Mutter, er schielte gerin g schätzig über seine Nasenspitze, immer hoffend, daß er die professionelle Geringschätzung im richtigen Moment anbrachte, wobei er völlig die schrecklichen Schicksal s schläge Tausender von Frauen und Kindern zu ignorieren vorgab, die mehrfach vergewaltigt, geschlagen, entehrt und drangsaliert worden waren. Liszendir, ohne Interesse an der Wahrung ihres eigenen Vorteils, sagte zu alledem nichts. Han konnte jedoch in ihrem Gesicht lesen, daß dieses ganze Theater sie schwer mitnahm: Von Zeit zu Zeit zuckte sie zusammen.
    Eines wurde allerdings als zentraler Punkt aller G e schichten, die sie währenddessen hörten, deutlich: Die Leute von Chalcedon hatten in der Tat Schreckliches e r lebt; aber alles in allem waren sie noch erstaunlich gut dabei weggekommen. Nur wenige wurden getötet oder mißhandelt, und die Geschichten bestätigten, daß die Krieger nur eine bestimmte Art von Menschen mitna h men, daß dies mithin keineswegs willkürlich geschah; sie wußten genau, was sie taten und was sie wollten. Nach einigen kurzen Plaudereien, die er immer dann führte, wenn ein Geschäft ins Stocken kam, konnte er mit B e stimmtheit sagen, daß die Krieger zum Beispiel im G e biet der Hauptstadt jeden Rothaarigen unter einer gewi s sen Altersgrenze, aber ungeachtet seines sonstigen Au s sehens, mit sich genommen hatten; ebenso jene mit der seltenen Kombination von blonden Haaren und dunkler Gesichtshaut. Bei anderen Gruppierungen und Typenk a tegorien waren sie selektiver vorgegangen und hatten nur einzelne herausgegriffen.
    Einer der Kaufleute meinte: „ Oh, absolut, absolut.“ Dabei ließ er seine Hand locker wie einen Propeller kre i sen, was Han bei aller Toleranz höchst irritierend fand. „Die Krieger stellten die Leute in Reih und Glied auf, dann kamen sie in Dreiergruppen, stießen und schubsten wie wild drauflos, als wären sie auf einer Viehauktion. Aber dahinter steckte System. Jeder, das heißt jeder von den Dreiergruppen, hielt nach einem gewissen Typ Au s schau. Mit Typ meine ich den Grad der Ähnlichkeit, die man ja bei manchen in der großen Masse feststellen kann – oder auch, wenn man einen Fremden sieht, der einen an einen Bekannten erinnert. Irgendeiner hat mal behauptet, es gäbe grundsätzlich nur ungefähr hundert verschiedene Kombinationen von Gesicht und Körperbau. Sie waren weder an dem Geschlecht noch an Schönheit interessiert, dafür um so mehr am Alter, das heißt an den Jungen. E i ne Menge häßlicher Typen waren darunter, aber auch solche, die – so schien es mir jedenfalls – allen mögl i chen Geschmacksrichtungen entsprachen. Danach b e staunten sie gegenseitig ihre Gefangenenhäufchen und brachen angesichts ihrer Beute in ein

Weitere Kostenlose Bücher