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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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eingeschlagenen Wege, war die Karte selbst: No limit, zur Verfügung gestellt von seinem Auftraggeber.«
    »Du meinst Pi«, warf Lea wenig überrascht ein.
    Eine von Nadines Brauen fuhr ruckartig in die Höhe. »Du kennst Pi?«
    »Ich bin ihm auf einer Feier in seinem Haus vonAdam vorgestellt worden. Ein seltsames Zwitterwesen, mit dem nicht gut Kirschen essen ist, wenn du mich fragst.«
    »Okay, das ist interessant«, sagte Nadine mit tonloser Stimme. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wem du da vorgestellt worden bist?«
    Lea zuckte lässig mit der Schulter, obwohl es ihr bei dem Gedanken an Pis unheimliches Lächeln kalt den Rücken runterlief. »Sicherlich bin ich nicht so gut unterrichtet wie du, denn ich schnüffle ja auch nicht in fremder Leute Bankangelegenheiten herum. Aber ich habe sein Haus und seine Gäste gesehen, deshalb kann ich mir denken, dass er in Geld schwimmt.«
    Nachdenklich schnappte sich Nadine eine weitere Zigarette aus der Schachtel und eilte mit ihr erneut zum Fenster. Bis sie die Zigarette aufgeraucht hatte, schwieg sie beharrlich. Den Blick hielt sie aus dem Fenster gerichtet, so dass Lea ihr Gesicht nicht sehen konnte. Da ihr bewusst war, dass ihre Freundin unter großer Anspannung stand, bedrängte sie sie auch nicht.
    Schließlich schnipste Nadine die noch glühende Kippe aus dem Fenster, drehte sich um und fixierte Lea. »Hast du eigentlich eine Idee, was der Name Pi bedeutet? Da es sich um eine mathematische Größe handelt, gehe ich einfach mal davon aus, dass du keine Ahnung hast. Womit du etwas mit den Mathematikern dieser Welt gemeinsam hast: Niemand weiß so richtig, was Pi ist, aber es taucht überall auf - in der Natur, in den Wissenschaften, in der Religion, selbst in der Geschäftswelt. Die Beschreibung passt doch perfekt, nicht wahr?«
    Lea starrte Nadine sprachlos an. Ja, es passte perfekt, aber es machte ihr Angst, wie gut ihre Freundin es auf den Punkt gebracht hatte. So nah sollte sie auf gar keinen Fall an Adams seltsamem Auftraggeber dran sein.
    »Wer auch immer diese Person namens Pi ist, er hinterlässt jede Menge Spuren in unserem Banksystem«, fuhr Nadine unterdessen fort. »Nicht alle konnte ich verfolgen, ehrlich gesagt, sogar eine ganze Menge nicht. Du kannst mir glauben, dass das ungewöhnlich ist. Denn normalerweise gehört es ja zu meinen Aufgaben, meinen Vorgesetzten regelmäßig über unsere besten Kunden zu briefen.« Nadine hielt inne, bis Lea mit einem Nicken zeigte, dass sie auch wirklich begriff, wie seltsam das war.
    »Natürlich bin ich im Lauf der letzten Jahre, wie jeder andere hier in der Stadt, über Pi gestolpert.« Nadine sprach den Namen aus, als rede sie von einer Märchenfigur -Rumpelstilzchen etwa. »Ein Mythos mit einem Finanzfluss, der verästelter ist als der Stammbaum der englischen Königsfamilie. Was ich gefunden habe, hat mir jedenfalls den Eindruck vermittelt, dass Adams Chef so ziemlich überall seine Finger im Spiel hat. Mit >überall< meine ich wirklich überall. Die graue Eminenz im Hintergrund, wenn du verstehst.Wenn man ein wenig Pi ist Mitfinanzier öffentlicher Bauprojekte, Förderer der schönen Künste, aber auch Miethai und Spekulant. Da fließen Gelder ins Milieu genau wie in eine atemberaubende Sammlung von Luxuswagen. Ich könnte monatelang meine Abende damit verbringen, verworrene Transaktionen aufzuschlüsseln, und es wäre trotzdem nur die Spitze des Eisbergs.«
    Lea hing stumm an Nadines Lippen. Sie versuchte sich ein Bild von dem zu machen, was Nadine gerade vor ihr ausbreitete, aber es gelang ihr nur unzureichend.Wenn es um Finanzen ging, stieß sie sofort an geistige Grenzen. In dem befremdlichen Universum der Zahlen hatte sie von Kind an Hausverbot gehabt. Trotzdem beschlich sie der Verdacht, dass es sich um außergewöhnliche Ausmaße handeln musste, wenn sie Nadine derartig aus der Fassung brachten.
    »Aber weißt du, was mich noch mehr irritiert als die Vielzahl der unterschiedlichen Sujets?«, fuhr Nadine fort. »Die Zeitspanne, seit der Pi schon aktiv ist. Ich würde mal so behaupten, er ist unser ältester Kunde. Quasi seit der ersten Stunde mit von der Partie. Und das bei einer Bank, die wahnsinnig stolz auf ihre 450-jährige Geschichte ist. Wahrscheinlich gehört der Großteil des Ladens sogar Pi!«
    Nadine lächelte humorlos. In diesem Moment wünschte sich Lea, ebenfalls zu rauchen. Dann könnte sie die Anspannung jetzt einfach überspielen, indem sie sich eine Zigarette anzündete. Das wäre auf

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