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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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jeden Fall besser gewesen, als sich den halben Inhalt des Weinglases auf den Schoß zu kippen.
    Während sie an ihrer nassen Hose herumwischte, beobachtete Nadine sie eindringlich. Offensichtlich entsprach die Reaktion nicht ganz ihren Erwartungen. »Hast du mich eigentlich verstanden, Lea?«, hakte sie mit gereiztem Tonfall nach.
    Lea rieb sich mit beiden Händen die Augen, bis die Haut zu schmerzen begann. »Du sagst, dein Zugriff auf Pis Daten ist eingeschränkt. Vielleicht ist dir da etwas durcheinandergeraten ...«
    »Du kannst mich mal! Mir ist nichts durcheinandergeraten. Es ist mir auch scheißegal, was mit diesem Pi los ist, denn ich werde mir sicherlich nicht weiter die Finger an ihm verbrennen. Falls ich das nicht schon getan habe, denn mein Boss hat mich heute ziemlich übel angepflaumt: Warum ich an Files herumspielen würde, für die mir der Zugang gesperrt ist.Wahrscheinlich hockt er gerade mit verbissener Miene vor meinem Rechner und versucht zu rekonstruieren, was ich so treibe, während er die Assistentin auf der Ledercouch im Besucherraum durchnimmt.« Nadine schnappte aufgebracht nach Luft, dann entspannte sie sich wieder und sagte ruhig: »Was mich wirklich interessiert, ist, was deinAdam eigentlich so imAuftrag dieses Kind gebliebenen Methusalems treibt. Kennst du seine Aufgabe?«
    »So vage«, versuchte Lea sich herauszureden.
    »Ja, sicher doch.« Nadine schnaufte verächtlich und nahm einen kräftigen Schluck vom Wein. »Aber keine Sorge, ich verrate es dir. Er bastelt sich mithilfe von Pis Geld und Bekannten ein eigenes Netz von Verbindungen. Allerdings läuft bei ihm alles in eine bestimmte Richtung.«
    »In welche?«, fragte Lea. Dabei konnte sie die Anspannung in ihrer Stimme nicht länger überspielen.
    Nadine blickte sie lange prüfend an, dann sprach sie weiter: »Sieht ganz so aus, als interessiere dein Adam sich brennend für die Arbeit des PhöniX-Gentechnikzentrums. Streng geheime Kiste, zu einem Großteil aus Privatvermögen finanziert. Der gute Adam ist in den letzten Wochen sehr eifrig darauf bedacht gewesen, seinen Weg in die Kreise zu finden, die dem Vorstand von PhöniX nahestehen. Diese Clique um den großkotzigen van Weinhuus ... Was hat das Ganze wohl zu bedeuten? Will Pi sich klonen lassen und weitere Imperien in anderen Städten aufbauen?«
    Lea schüttelte erschöpft den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
     

15. Erzwungene Nähe
    Lea musste sich zwingen, nicht an dem Faden herumzuzupfen, der vom Saum ihres Parkas abstand und sie magisch anzog wie der heilige Gral einen Kreuzritter.Tapfer biss sie die Zähne zusammen. Bestimmt ließ sich der Faden mit einem entschlossenen Griff herausreißen ... Untersteh dich, bläute sie sich ein. Heute wird keine Schwäche vor dem Feind gezeigt, egal wie viel Anstrengung es auch kosten mag. Sie war die Selbstbeherrschung in Person, nüchtern und klar. Sie musste nur noch ihre Augen unter Kontrolle bringen, die im Sekundentakt von diesem verdammten Faden zur Tür hinüberflitzten, durch die hoffentlich gleich Adam treten würde.
    Nicht, dass Lea ihn sehnsüchtig erwartete. Schließlich nahm sie ihm immer noch die Szene übel, die er ihr wegen der Dessous gemacht hatte. Und noch übler nahm sie ihm, dass er ihre Wut so amüsant gefunden hatte. Der Brief hatte zwar eine besänftigende Wirkung gehabt, aber die hatte sich mit jedem weiteren Tag des Wartens verflüchtigt. Dabei beabsichtigte sie keinesfalls, Adam ihre verletzten Gefühle zu offenbaren. Der Schlachtplan sah vor, ihm die kalte Schulter zu zeigen, bis er um Gnade bettelte. Allerdings hatte sich Lea ihre Wiedervereinigung anderes vorgestellt: Anstatt sie mit Leidenschaft im Blick und den Arm voller Rosen zu begrüßen, ließ Adam sie schon seit geraumer Zeit schmoren.
    Megan hatte sie auf dem Weg zum Wochenmarkt abgefangen und zu Pis Villa kutschiert. Kommentarlos hatte sie Lea in diese Art Empfangssaal im vorderen Bereich des Würfelhauses geführt und mit dem Kopf auf das mit dunkelgrauem Wildleder bezogene Sofa gedeutet, ehe sie sich vors Fenster gestellt hatte.
    Seitdem vermied Lea es, Megan nach ihrem Auftrag zu befragen. Denn mittlerweile waren die beiden Frauen dazu übergegangen, sich gegenseitig anzuschweigen. Lea hatte nicht vor, als Erste nachzugeben, nur weil die Ungeduld sie quälte. Megan und sie hatten sich beide von Anfang an nicht ausstehen können. Außerdem hatten sie einander im Laufe der Zeit ein paar ordentliche Schläge unterhalb der Gürtellinie verpasst -

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