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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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er als er hinaus auf den Baum sieht.
    »Ja, ich finde ihre rosafarbenen Blüten einfach wunderschön.«
    »Dann weiß ich schon, was ich dir morgen in meiner Welt als Erstes zeige.« Er lächelt mich an und ich erwidere dies nur zu gerne. »Ich wollte dich nur fragen, ob du irgendetwas wissen möchtest, bevor es morgen losgeht.«
    »Das ist lieb von dir«, antworte ich. »In der Tat habe ich mich schon einige Dinge gefragt, zum Beispiel, wo wir bei dir wohnen werden? Ich meine, hast du da ein Haus oder so etwas?«
    Aviv lächelt. »Mehrere.« Er zwinkert mir zu. »Ich kann dir erschaffen, was du möchtest. Ein Baumhaus, eine Villa. Die meisten wollten jedoch mit in das Erdhügelhaus, welches ich für mich erwählt habe.«
    »Erdhügelhaus?« Darunter kann ich mir nichts vorstellen.
    »Nun, es ist ein Haus, hineingebaut in einen Erdhügel. Mit Wiese und Feldblumen überwachsen.«
    »Das klingt toll«, sage ich und fühle, wie meine Laune sich hebt. »Das möchte ich mir auf jeden Fall einmal ansehen.«
    »Machen wir«, freut Aviv sich. »Wir haben ja genug Zeit.«
    »Was ist eigentlich dein Tiergeist? Ich weiß, dass Sol einen Delphin namens Seth hat, Jesien eine Eule namens Sowa und Nevis hat seine Wölfin Iria. Aber deinen kenne ich noch nicht.«
    »Ein sehr freches Eichhörnchen namens Nutty.« Er zwinkert mir zu. »In der alten Sprache Englisch bedeutet das nussig, aber auch idiotisch . Es passt zu ihm.«
    Ich muss lachen. »Ich freue mich darauf, ihn kennenzulernen«, gluckse ich amüsiert. »Stimmt es, dass ich mit ihm reden können werde?«
    »Oh ja, und er wird mit dir reden. Ausgiebig.« Avivs Gesicht ist so liebevoll und freundlich, wenn er lacht. »Manchmal werde ich für einige Stunden verschwinden müssen, um meiner Arbeit nachzugehen. Aber ich werde dir Nutty zur Gesellschaft dalassen.«
    »In Ordnung.« Ich grinse in mich hinein. Mit einem Eichhörnchen Zeit verbringen … – nun, wir werden schon miteinander auskommen. »Ich freue mich auf Morgen«, sage ich ehrlich. Irgendwie hat Nutty ein wenig das Blatt für mich gedreht und ich freue mich darauf, den etwas schüchternen Aviv richtig kennenzulernen. Alles, was mich von der Ausweglosigkeit rund um Nevis und dem Heimweh ablenkt, ist mir recht.
    »Ich mich auch, Maya.« Der Frühling sieht mit seinen grünen Augen tief in meine und lächelt. »Weißt du, was man über unsere Augenfarbe sagt?«, fragt er und ich schüttele den Kopf. »Grüne Augen, Froschnatur. Von der Liebe keine Spur.«
    »Was? Ich soll ein Frosch sein?«, quietsche ich lachend und lege Aviv eine Hand auf den Oberarm. »Also in mir ist definitiv Liebe!« In dem Moment sehe ich Nevis in der offenen Tür stehen. Seine Miene ist eisern und sein Blick durchbohrt Aviv und mich förmlich. Der Frühling bemerkt ihn anscheinend nicht und bevor er überhaupt Gelegenheit dazu bekommt, verschwindet Nevis wieder. Nervosität steigt in mir auf. Habe ich etwas falsch gemacht? Was wollte er? Eine leichte Übelkeit legt ihren Schleier über mich und lässt mich mit einem unguten Gefühl zurück.
    »Was sagt man über die anderen Farben? Blau, Braun?«, frage ich, um mich von dem merkwürdigen Blick des Winters abzulenken. Ich spüre ihn immer noch brennend auf mir. Aber nicht wie Feuer. Nein – wie Eis.
    »Blaue Augen, Himmelsstern. Haben alle Mädchen gern«, sagt Aviv und ich muss ihm innerlich zustimmen. Ja, ich habe blaue Augen definitiv gern.
    »Und dann noch: Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich.«
    Es passt wirklich sehr gut auf Jesien. Wobei … gefährlich? Nein, das eher nicht. Aber ich halte den Herbst für eine ehrliche Haut.
    Während ich so mit Aviv aus dem Fenster sehe, wünsche ich mir, dass ich mehr Erfahrungen in Sachen Liebe und mit Männern im Allgemeinen hätte. Vielleicht hätte ich dann auch Nevis‘ Blick an der Tür deuten können. Oder warum er so viel Angst davor hat, verletzt zu werden. Ich komme mir unendlich dumm vor und bin deshalb froh, im Moment in Gesellschaft von Aviv zu sein. Er ist vorsichtig und rücksichtsvoll, gibt mir keine Rätsel auf. Jedenfalls im Moment nicht.
    Ich liege alleine auf meinem Bett und lasse mir von den Wänden die vier Jahreszeiten zeigen. Still starren sie mich in Übergröße an, weil ich darum gebeten habe, mir ihre Augen genauer anzusehen. Ich trage bereits ein nachtblaues Abendkleid, welches sehr eng anliegt und auf meiner rechten Schulter mit einer silbernen Brosche verziert ist. Ein wenig habe ich Angst, es zu

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