Morpheus #2
nervös mit dem Fuß. «Caesar?», rief er dann seinem Assisten-ten zu, der im grünen Schutzanzug auf der anderen Seite des Raums saß und die Abendausgabe von ElNuevo Herald las. «Kannst du hier fertig machen?»
Der Mann nickte, legte die Zeitung beiseite und holte eine Metallschale, einen Waschlappen, Flüs-sigseife und eine dicke Spule schwarzen Faden aus einem weißen Hängeschrank. Mit einem Gummischlauch spülte Neilson gräuliche Proben Gehirn-gewebe ab und ließ sie dann in eine verschließbare Plastikschale gleiten. Dann zog er schnalzend die Gummihandschuhe aus und warf sie in einen Behälter für Sondermüll.
«Wie sieht es mit Drogen aus, Doc? Hatte er was Ähnliches intus wie Chavez und Angelillo?», fragte Manny, ohne Neilson in die Augen zu sehen.
«Die vorläufigen Tests haben keine Drogen ergeben, aber es dauert ein paar Tage, bis wir es ge-
nau wissen. Sein Herz war stark, kein Zeichen von langfristigem Drogenmissbrauch. Der Mann hätte hundert werden können, aber da hatte wohl jemand andere Pläne.» Er griff zwischen Riberos grauen Füßen hindurch nach seiner Kaffeetasse. Dabei streifte er das Schildchen, das an Riberos Zehe hing, und eine Weile schaukelte es heftig hin und her. «Kaffee, Detectives? Ich mache Ihnen gern frischen.»
«Nein danke», sagte Dominick und ging auf den Ausgang zu, ohne C. J. anzusehen.
«Wie viel von dem Zeug trinken Sie eigentlich am Tag?», fragte Manny und zog bewundernd die Brauen hoch, während er Dominick in Richtung Tür folgte.
«Nicht genug. Heute Morgen herrscht großer An-drang. Vier habe ich noch, Detective», rief Neilson über die Schulter und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. «Hier wartet schon die Nächste auf meine Dienste: Darf ich Ihnen Dawn vorstellen -» Er nickte zu einer Bahre in der hinteren Ecke, auf der eine nackte Frau lag, ihre Lippen und die heraushängende Zunge waren blau und geschwollen. Schnalzend zog er ein neues Paar Handschuhe über und machte sich auf den Weg zu dem anderen Stahlbecken mit Gummischlauch.
«Die Ladys liegen mir hier unten zu Füßen, Detective», witzelte er lächelnd.
Dann öffneten sich die Türen des Labors, und Dominick ging schweigend an C. J. vorbei den Flur hinunter auf den Fahrstuhl zu.
SECHSUNDDREISSIG
Eine Verbindung ließ sich nicht länger ignorieren.
Vier Männer waren tot, und mit drei von ihnen hatte sie ein Geheimnis geteilt. Alle vier waren mit einer kolumbianischen Krawatte gefunden worden, doch nur ihre drei Mitwisser hatten weitere symbolische Misshandlungen erlitten.
Victor Chavez war die Zunge abgeschnitten worden.
Er hatte zu viel geredet.
Sonny Lindeman hatte man die Ohren abgetrennt.
Er hatte etwas gehört, das er nicht hatte hören sollen.
Lou Ribero waren die Augen ausgestochen worden.
Er hatte etwas gesehen, das er nicht hatte sehen sollen.
Und sie wusste, dass sie nicht die Einzige war, die die die Zeichen deutete. Die Task-Force verfolgte zwar immer noch energisch die Drogenspur, aber Dominick hatte angeordnet, jeden Fall, jeden Ver-nehmungsbericht, jeden gottverdammten Strafzettel hervorzukramen, an denen die Polizisten je beteiligt waren, um herauszufinden, ob es noch mehr Verbindungen gab. Valle und Brueto wurden weiterhin observiert und abgehört – auch wenn sie nun, dank dem FBI, gewarnt waren. Bisher war nichts dabei herausgekommen. Riberos letzter Nebenjob lag über sechs Monate zurück, damals hatte er an einer Baustelle den Verkehr geregelt. Er hatte zwar ein paar außerdienstliche Kontrollgänge in Clubs in Miami Beach gemacht, aber das war während der Verleihung der South Awards gewesen und durch die Stadt organisiert worden, es gab keine direkte Verbindung zu Valle, der BB-Gang oder den Kings.
Seine Mitarbeiter sagten aus, sie könnten sich Ribero nicht einmal in einem Drogeriemarkt vorstellen, geschweige denn in Kontakt mit Drogendealern.
Und nicht nur die Task-Force wühlte im Dreck.
Das FBI war wieder da, nicht nur mit der richterlichen Anordnung, die Dominick verlangt hatte, inzwischen hatten sie die hochgradig genervte Bundesstaatsanwaltschaft des Southern District und das Justizministerium auf ihrer Seite. Doch obwohl jeder Mitarbeiter der Polizei aufgefordert war, mit dem FBI zu kooperieren, hielt sich keiner daran, was bedeutete, dass jedes Steinchen zweimal um-gedreht wurde.
In der engeren Auswahl derer, die verhört werden mussten, standen alle, die mit einem der er-mordeten Officer gearbeitet hatten, mit ihm verwandt
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