Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
Vom Netzwerk:
…«
    »Bist narrisch …Natürlich weiß der was. Wieso soll der sonst den Tschulnigg kennen. Jetzt kommt alles heraus …«
    »Na, des glaw i ned. Den Tschulnigg habens außi gschmissa. Der ist doch schon lang aus’m Gschäft.«
    »Aber i hab den Tschulnigg vorgestern gsehn. Drunten an der March. In der Fischerhütte vom alten Reischütz. I sag dir, der is wieder da …«
    In diesem Moment erblickten sie Moser, der mit einem freundlichen »Grüß Gott, die Herren« seinen Hut lüpfte. Die beiden Männer erwiderten: »Habe die Ehre …«
    Zu dumm, dass sie ihn gerade jetzt bemerkt hatten. So musste der Kriminalrat leider weitergehen. Tschulnigg war also hier.
     
    Im Höfchen neben dem Haus saß Witwe Kasmüller mit einer Handarbeit in einem verschlissenen Lehnstuhl, gegenüber auf der Bank vor dem Haus ihr Besuch. Moser stellte fest, dass Miezi sicher so etwas wie eine Dorfschönheit war, trotz ihrer etwas altmodischen Kleidung. Natürlich kein Vergleich zu den Damen der Münchner Gesellschaft, aber immerhin.
     
    »Ah, grüß Gott, Herr Weinkommissär. Wollens sich ein bisserl zu uns setzen. Das ist meine Nichte, die Miezi, die mich heuer besucht«, sagte die Kasmüllerin, als sie Moser sich nähern sah. Dieser willigte selbstverständlich sofort ein.
    Er plauderte mit den beiden Frauen über dies und das, bis die Kasmüllerin ins Haus ging, um ein ›Kaffeetscherl‹ zu kochen. Moser war jetzt allein mit Miezi und lenkte das Gespräch auf Janna. Er erzählte, sie habe ihn auf Tschulnigg angesprochen und hoffte, etwas über einen István Somody zu erfahren.
    »Nun, meine Dame«, erklärte Moser, »ein István Somody ist mir nicht bekannt. Aber ich bin wegen jemand hier, der auch aus Ungarn stammte und nun tot ist. Ich muss Ihnen ein Geständnis machen, in der Hoffnung, es bleibt unter uns: Ich bin nicht wegen dem guten Wein nach Steilfurt gekommen, sondern ich bin ein bayerischer Kriminalbeamter, der in einer Mordsache ermittelt.«
    Miezi zuckte zusammen. Eigentlich wollte sie nichts mit der Polizei zu tun haben. Moser beschwichtigte sie und trat die Flucht nach vorne an. Er musste herausfinden, ob Zoltán Koloman und dieser István ein und dieselbe Person waren.
    Der Kriminalrat zog eine Fotografie aus seiner Jackentasche und zeigte sie Miezi mit den Worten: »Sie müssen bitte gefasst bleiben, meine Dame. Ich zeige Ihnen das Foto eines Toten, das von der Polizei nach dem Fund der Leiche angefertigt wurde. Da wir beide Gewissheit brauchen, kann ich Ihnen den Anblick leider nicht ersparen.«
    Miezi blickte auf das Bild und brach augenblicklich in Tränen aus. Sie zitterte und schrie: »Ich habe es gewusst, ich habe es gewusst! Mein István lebt nicht mehr. Ich war von Anfang an dagegen, dass er sich auf diese Sache einlässt. Ich habe es gewusst …!«
    Die Kasmüllerin hörte Miezis Wehklagen durch das geöffnete Küchenfenster und kam augenblicklich in den Hof zurück. Moser erklärte ihr in knappen Worten den Sachverhalt und beide versuchten, die völlig aufgelöste Miezi zu beruhigen. Auch die Kasmüllerin sagte immer wieder, dass sie von Anfang an dagegen war und wusste, dass es nicht gut gehen würde.
    Als sich Miezi einigermaßen gefasst hatte, begann der Kriminalist eine vorsichtige Befragung des Mädchens. Anfangs saß Miezi apathisch auf der Bank, so als würde sie nichts mehr wahrnehmen.
    Durch gutes Zureden der Tante, die versuchte zu erklären, dass István zwar tot sei, aber nun wenigstens Licht ins Dunkel seiner Todesumstände gebracht werden müsse, was Miezi ihm schuldig sei, fing das Mädchen an zu sprechen.
    Zunächst wollte sie erfahren, wie István ums Leben gekommen war, und Moser schilderte den Fall in den wichtigsten Einzelheiten. Er wollte wissen, warum István, offensichtlich unter falschem Namen, bei einem Eisenbahnunternehmen im Ausland angeheuert hatte und welche Rolle das Châtellerault-Gewehr spielte.
    Miezi – zusehends ruhiger – begann, die Geschichte von István Somody zu erzählen: »Da István nun tot ist und nie wiederkommen wird, sollen Sie die ganze Wahrheit über ihn erfahren. Ich bitte Sie jedoch inständig, alles zu tun, damit sein Mörder gefunden und bestraft wird. War es denn Anton Tschulnigg?«
    Moser erklärte, einige Indizien sprächen dafür, dass Tschulnigg zumindest etwas mit der Sache zu tun hatte, er ihn jedoch nicht für den Mörder halte.
    Miezi setzte ihre Rede fort: »Also, der István und ich haben uns drunten beim Wirt kennen gelernt. Vor drei Jahren.

Weitere Kostenlose Bücher