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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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bei Vertragsabschluß nicht bekanntgegebenes, bereits damals existierendes Leiden, in Ihrem Fall … Sichelzellenanlage … Laut unseren Bedingungen müssen bei Vertragsabschluß sämtliche bereits existierenden Leiden bekanntgegeben werden.
    Für etwaige Fragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich in diesem Fall unter der weiter unten angeführten Telefonnummer an Ihren Versicherungsvertreter
    … Sandra Scott …
     
    Der Professor las den Brief zweimal. Ein Vordruck – das hieß, daß diese Gauner solche Briefe stapelweise abschickten! Und fallenließen, wen sie wollten, einschließlich der Schwarzen, die zu arm und zu ungebildet waren, um zu wissen, daß diese Vorgangsweise gesetzwidrig war.
    Die Augen des Professors begannen zu leuchten. Er liebte einen guten Kampf! Und mit den entsprechenden Hintergrundinformationen konnte das hier ein Klacks sein …
    Er faltete den Brief sorgfältig zusammen und steckte ihn in seine Aktentasche.

SECHZEHN
     
    Die Verknüpfung der CIA mit Fort Detrick betraf die Abteilung für Sonderoperationen dieser Anlage. Die Abteilung für Sonderoperationen war verantwortlich für die Entwicklung spezieller Anwendungsmechanismen für biologische Kampfstoffe und Toxine … Zu jedem Zeitpunkt hatten nur zwei oder drei CIA-Beamte Zugang zu den Aktivitäten in Fort Detrick.
    - William Colby, Direktor der CIA bei seiner Aussage vor dem Kongreß, 1975
     
     
    Cavanaugh liebte Bars, aber nicht Bars wie diese hier.
    Eine gute Bar, fand er, sollte eine ordentliche Auswahl an Getränken haben, sowohl an Altbekanntem wie an Exotischem. Einen Fernseher, in dem der Sport lief – aber diskret, über der Bar und nicht zu laut. Gäste aus der Umgebung, einschließlich der einen oder anderen Lokalschönheit. Vielleicht einen Pool-Tisch. Flotter Service, leichte Sandwiches, ein sauberes Männerklo und einen Barkeeper, der ein guter Beobachter war und über eine Ausdrucksweise verfügte, die es ihm ermöglichte, das Gesehene einem interessierten Fragesteller – zum Beispiel einem FBI-Beamten – akkurat zu beschreiben. Das war es, was eine gute Bar ausmachte.
    Das ›Bull Shift‹ war meilenweit davon entfernt. Hinter der Bar plärrten aus einem riesigen Fernseher Übertragungen von Baseballspielen und Autorennen mit der Dezibelstärke eines Preßlufthammers. Der geringe Luftraum, der da blieb, war erfüllt vom Klingeln der Spielautomaten und von Wellen weinerlicher Countrymusik. Der Inhalt der Speisekarte beschränkte sich auf fettige Hühnerflügel und noch fettigere Pommes frites. Die Männer – alle zwischen zwanzig und vierzig – trugen identische Jeans und Cowboystiefel. Die Frauen sahen aus, wie Huren überall aussehen. Die Barfrau, die »Hah?« sagte, als Cavanaugh einen Wodka-Tonic bestellte, war eine vollbusige Rothaarige in türkiser Bluse und orangeroten Shorts. Cavanaugh fürchtete, falls sie wirklich je etwas von Interesse mitgehört haben sollte, dann hatte sich das in den Duftwolken ihres Haarsprays aufgelöst. An das Männerklo wollte er gar nicht denken.
    Dafür wurde ein Ritt auf einem mechanischen Stier angeboten.
    Als Cavanaugh den Blick von seinem Barhocker aus langsam durch den Raum schweifen ließ, stachen ihm drei mögliche Ziele ins Auge: eine Gruppe von fünf Männern an einem Tisch; zwei Männer, die sich an der gegenüberliegenden Wand mit zwei Frauen unterhielten; und zwei weitere Männer, die Pool spielten. Alle hatten das kurzgeschnittene Haar, die sauberen Fingernägel und die schwer zu beschreibende Mischung von Wachsamkeit und Anmaßung, die zu einer bestimmten Art von niedrigrangigen Angehörigen geheimer Organisationen paßte. Nicht, daß das bedeutete, sie müßten unbedingt einer CIA-Einheit für schmutzige Tricks angehören.
    Seit einer Woche beobachtete Cavanaugh eine Menge Männer in einer Menge Bars rund um Fort Detrick; er wurde es langsam leid, seine Nächte mit Halbbesoffenen zu verbringen und seine Tage mit dem Durchstreifen von halb Maryland auf der Suche nach einer billigen Wohnung, in der man einen Hund halten durfte und die ihn in keiner Weise an Judy erinnerte.
    Er trank sein Glas aus, schlenderte zwanglos zur Musikbox und kam zu dem Schluß, daß er besser mit den beiden Männern beginnen sollte, die sich in Frauengesellschaft befanden, bevor die vier sich über den Preis einig wurden und abzogen.
    Er studierte angelegentlich die Plattentitel, die man offenbar vor vierzig Jahren ausgewählt hatte: Hank Williams, Johnny Cash,

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