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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Hunt
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sein. Du weißt ja, wie schwer es voriges Jahr war.«
    Big Oliver wusste es. »M-hm.« Das hieß: Ich kann mich lebhaft erinnern.
    »Sie war irgendwie merkwürdig heute«, sagte Beth. »Einsam, vermute ich. In sich verkrochen und einsam. Ich weiß nicht … irgendwas war mit ihr.«
    »Meinst du, du könntest sie überreden herzukommen?« Big Oliver drückte seine Skepsis mit einer hochgezogenen Schulter aus. »Auf ihre stille, verschrobene Art ist Esther eine starke Frau.«
    »Ich bin auch eine starke Frau«, erwiderte Beth. »Ich muss sie einfach mit starkem Arm niederringen, Frau gegen Frau.«
    »Du hast einen starken Arm«, pflichtete ihr Big Oliver bei. Er drückte ihren Bizeps mit bewundernder Miene. Der Arm war schlaff, die Haut weich und wabbelig. Er tat so, als staunte er über die Kraft in ihrem Herkulesarm. »Und wie stark!«
    »Und du hast einen starken … «, Beth befreite resolut ihren Arm, »… Geruch.«

10
    20 Uhr 15
    B lack Pat stieß mit seinen mächtigen Beinen den Stuhl um, als er aufstand. Esther blieb sitzen. Sie führte eine Hand zum Mund, um an ihren Nägeln zu knabbern, die ohnehin schon alle stark abgekaut waren. »Black Pat, was Sie gerade gesagt haben … wie würde ich es merken?«
    Ein warmer Schummer erfüllte die Küche. Wie eine Uhr zeigten die Schatten Black Pat an, dass er spät dran war.
    »Also dann«, sagte er herrisch, ohne auf ihre Frage einzugehen, »wir müssen eine Entscheidung treffen.« Er berichtigte sich. »Sie, Sie müssen eine Entscheidung treffen. Aber schnell, denn ich muss los.« Er schlang hastig noch etwas Käse hinunter, um das Tempo zu demonstrieren, das ihm recht wäre.
    »Bitte lassen Sie das«, sagte Esther. Käsebröckchen spritzten in die Gegend. »Ich finde es abscheulich, wenn Sie das machen.«
    »Tatsächlich?«, sagte Black Pat in erstauntem Ton.
    »Würden Sie bitte damit aufhören«, sagte Esther. »Das ist wirklich abscheulich.«
    »Tatsächlich?«, wiederholte Black Pat im selben Ton und verstreute weiter feuchte Käsekrümel.
    Es war eine Art Bestrafung, dieses Essen. Und jetzt war genug Zeit verstrichen, genug der Unschlüssigkeit. »Wie ist Ihre Entscheidung?«
    »Gehen Sie jetzt zu Churchill?«
    Das war keine Entscheidung. Black Pats Zunge machte langsame, feuchte Schnalztöne am Gaumen. Resigniert ließ er sein Hinterteil auf den Fliesenboden plumpsen. Sitzend war er immer noch größer als Esther auf dem Stuhl. Sein trüber Blick führte ihr vor, wie unendlich enttäuscht er war. Aber seine feinen Sinne waren tätig. Die Instinkte sandten Frequenzen aus und verzeichneten auf dem leeren Bildschirm von Esthers innerem Ringen phosphoreszierende Pünktchen. Ja, sie würde die Wahl treffen, es geschah ohne ihr Zutun. Verstohlen erspürte er einen Schrankgriff hinter sich, scheuerte die Hüfte daran und genoss die Massage. Der Griff brach ab. Sie hörten ihn beide zu Boden fallen.
    Esther schaute ihn an. Sein dicker Hals hatte beinahe den Umfang ihrer zum Kreis geschlossenen Arme. Sie stellte sich vor, die Arme um diesen Hals zu legen. Eine intuitive körperliche Erinnerung sagte ihr, dass es eine ähnliche Empfindung sein musste, wie den schimmernden Hals eines Pferdes zu umarmen und sein kraftvolles Reagieren zu fühlen. Im abnehmenden Dämmerlicht bekam seine Schwärze etwas geradezu Strahlendes. Der Schemen wusste, welchen Eindruck er machte, und ließ sie schauen.
    »Ich kann mich einfach nicht entscheiden … «
    »Warum?« Black Pats linkes Ohr war umgeklappt, der Kopf geneigt.
    »Weil … «Sosehrsiesichbemühte,EstherkamaufkeineAntwort.
    »Sie wollen mich nicht hier wohnen lassen?«
    »Ich weiß nicht, ob man so was tut.«
    » Tut ?«
    Innerlichhinundhergerissen,riebsichEsthereinHandgelenkanderTischkante.»Ichmeine,obdiemeistenLeutedastunwürden.«
    »DiemeistenLeute … «BlackPatmachteeinewegwerfendeGeste.
    »Was würden die meisten Leute tun?«, fragte Esther ihn und sich selbst, hauptsächlich sich selbst. »Vor diese Situation gestellt, was würden andere Leute tun?«
    Er sagte: »Aber was wollen Sie tun, Esther?«
    Sie wusste es nicht. Glaubte sie. Sie erging sich in Selbstmitleid. »Ich weiß es nicht.«
    »Doch, Sie wissen es.«
    Ja, sie wusste es. Das Phosphoreszieren sammelte sich in kleinen Haufen, verdichtete sich. Andere glühende Pünktchen erschienen und wurden heller.
    Esther wollte es nicht sagen, nein, sie wollte es nicht. Eine leise giftige Stimme durchkroch sie: Ja, sag es, Esther. Gesteh es dir ein.
    Black Pat ließ

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