Yorker Ex-Kollege macht gerade Urlaub in Südfrankreich. Aber er hat mir schon alles über seine kurze Begegnung mit Daniels Vater erzählt. Mein Handy klingelt abermals. Diesmal eine SMS ... von Tom!
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Hi, Julia, how are you?
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Hi, Tom. Good and you?
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I am in love with South of France. Your country is so beautiful!
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In love, really? Only with France? Or did you meet some pretty french girls?
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Tom ist ein netter Junge, aber er ist schüchtern. So perfekt er mit den Kunden des Hotels umgehen kann, so gehemmt reagiert er auf den Anblick eines hübschen Mädchens. In dem halben Jahr, das wir zusammen hinter demselben Tresen verbracht haben, haben wir lange Gespräche darüber geführt. Ich ziehe ihn gern deswegen auf. Ich kann mir sogar vorstellen, wie er hinter dem Telefon errötet.
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No, not at all! I will come back to NY next weekend and will be in Paris on friday evening. It would be great if we could see each other before I take my plane! What do you think about it?
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Eine sehr gute Idee!
Sarah und Tom einander vorzustellen, macht Sinn. Also werde ich in zwei Tagen gleich zwei meiner Freunde treffen. Schnell bestätige ich Tom, dass ich mich darauf freue, ihn vor seiner Abreise zu treffen, dann erinnere ich mich, dass ich mit ihm über Camille sprechen wollte:
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You will not believe who I will have a dinner with this evening!
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Who?
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Daniel and his father.
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Really? Please, Julia, keep me informed !
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No problem, Tom! Bye! See you on friday!
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Letztlich weiß ich sowieso nicht, was ich Tom per SMS fragen könnte. So wie mir Tom Daniels Vater beschrieben hat, handelt es sich um einen kranken Mann, der um jeden Preis seinen Sohn wiedersehen will. In wenigen Stunden kann ich mir selbst ein Bild von ihm machen.
Ich antworte Sarah:
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Von: Julia
[email protected] An: Sarah
[email protected] Gesendet: Mittwoch, 1. August 2012 17:04 Uhr
Betreff: Re: Endlich zurück!
Hallo liebe Sarah,
was ist zwischen Dir und Luca passiert? Ich verstehe es nicht. Bist Du sicher, dass die Trennung definitiv ist? Vielleicht lag es an diesem Abend, denn bei mir war er auch ein totales Fiasko! Aber das erzähle ich Dir alles, wenn Du zurück bist, denn jetzt weiß ich ja, dass das schon sehr bald sein wird.
Nichts könnte mir eine größere Freude machen, als eine Wohnung mit Dir zu teilen.
Sag mir schnell, wann Dein Flugzeug ankommt, dann hole ich Dich vom Flughafen ab. Tom, ein Freund von mir, wird mich wahrscheinlich begleiten. Ich denke, wir werden einen sehr angenehmen Abend zusammen verbringen.
Ich kann es kaum erwarten, Dich wiederzusehen!
Liebe Grüße
Julia
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Ich merke, dass ich ihr nichts über meine Beziehung mit Daniel geschrieben habe, obwohl sie bislang unser Hauptgesprächsthema war. Ich zögere, ändere aber nichts an meiner Mail, bevor ich sie abschicke: Ihr zu erzählen, dass ich wieder glücklich bin, während sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hat, wäre nicht sehr taktvoll.
Es ist schon 17:30 Uhr. Langsam muss ich nach Hause, um mich für den Abend mit Daniel und seinem Vater fertig zu machen. Ich zahle und schaue mich nach Ray um, überzeugt dass er nicht weit sein kann. Er winkt mir zu.
„Haben Sie einen schönen Tag verbracht, Mademoiselle?“
„Hervorragend, Ray, danke. Ihrer muss weniger lustig gewesen sein, ich bitte Sie um Entschuldigung.“
„Entschuldigen Sie sich nicht, Mademoiselle. Seit Sie im Flugzeug ohnmächtig geworden sind, würde ich mir große Vorwürfe machen, wenn Ihnen etwas zustoßen würde.“
Ray ist wirklich nett. Er fährt mich zurück zur Wohnung und erklärt mir, dass Daniel etwa in einer Stunde da sein wird. Das lässt mir Zeit für eine gründliche Dusche und zum Umziehen. Bei meiner Ankunft finde ich ein Paket auf dem Bett: eine Aufmerksamkeit von Daniel, um die sich seine Sekretärin Candice bemüht hat. Daneben liegt eine Nachricht:
Heute Abend werde ich Risiken eingehen. Du auch.
Ich bin verblüfft, als ich das Kleid erblicke: Für das Auge ist es ein wahres Meisterwerk. Lang, komplett mit Halbedelsteinen bestickt. Zum Tragen ist es freizügig: sehr hochgeschlitzt, enganliegend und transparent. Unter dem ersten Paket entdecke ich ein kleines Päckchen mit Damenwäsche. Noch nie habe ich Unterwäsche mit so wenig Stoff gesehen!
Ich weiß nicht, von was für Risiken Daniel spricht, aber es scheint, dass Mr. Fire mit mir spielen will. Ich lächle ein bisschen verwirrt. Unter diesem Blickwinkel hatte ich