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Mr. Hunderttausend Volt!

Mr. Hunderttausend Volt!

Titel: Mr. Hunderttausend Volt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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der Chefente, die aufdringlich nach den Hosenbeinen schnappte und die gesamte Meute flatterte aufgeregt zurück.
    „Ich weiß einfach nicht, wie ich es dir erklären soll!“ In seiner Verzweiflung sprach Daniel lauter als gewollt. „Es ging alles so schnell. Auf einmal war ich…fand ich… war es… diese Frau…“ Er vollführte eine Geste, die seine Hilflosigkeit ausdrückte. „Ich habe dich wirklich geliebt, Al, ehrlich! Bis ich Babsy traf, war ich davon überzeugt, dass ich ausschließlich Männer lieben kann.“
    Alan strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
    „Okay, okay.“ Das Gespräch strengte ihn an, physisch und psychisch obwohl er im Grunde schon gewusst hatte, was es bringen würde. Schließlich hatte Daniel sich in den vergangenen Wochen total von ihm zurückgezogen. „Vielleicht bist du bi. Kann ja sein. Aber ich weigere mich, unsere Liebe als eine Art Irrtum anzusehen und es tut mir weh, wenn du so argumentierst.“
    „Stimmt, das war doof.“ Daniel nickte. Er sah den Freund eindringlich an. „Hast du das auch schon mal erlebt?“
    „Nein.“ Alans Antwort klang überzeugend. „Ich habe immer nur auf Männer gestanden. Aber das heißt nicht, dass es anderen nicht so ergeht wie dir. Ich kenne eine Menge Freunde, die auch schon mal mit einer Frau zusammen waren.“
    „Und, hat es geklappt? Ich meine, sind sie mit den Frauen zusammen geblieben?“
    „Die meisten nicht.“ Die Antwort klang sachlich, weshalb sie Daniel noch mehr verunsicherte.
    „Das heißt, dass Babsy und ich keine Chance haben?“
    „Nein, es heißt nur, dass es nicht geklappt hat“, erwiderte Alan hart. Doch dann entspannte er sich etwas. „Beziehungen sind nie sicher“, sagte er in beruhigendem Tonfall. „Egal ob hetero oder homo, es kann immer irgendwas schiefgehen.“ Er lachte leise und legte Daniel seine Rechte auf die Schulter. „Hey, nun guck nicht wie ein Huhn wenn’s donnert. Du hast enormes Glück. Du bist beidseitig bespielbar, das bedeutet, dass du doppelte Chancen hast.“
    Daniel runzelte die Stirn. „Meinst du das jetzt im Ernst oder war das Zynismus?“
    Alan gelang es gerade noch, den Seufzer zu unterdrücken, der ihm in der Kehle saß. Daniel war noch so süß naiv! Und genau diese Arglosigkeit war damals eine der wichtigsten Eigenschaften gewesen, weshalb er sich in den Jungen verliebt hatte. Jetzt machte Alan genau diese Naivität Sorgen. Er fragte sich, wie ein Mann mit solch kindlichem Sinn vielleicht schon bald die Verantwortung für eine Familie tragen sollte. Alan war sich sicher, dass Daniel gar nicht wusste, was auf ihn zukam, sondern dass er sich genauso Hals über Kopf in diese Babsy verliebt hatte, wie vor mehr als einem Jahr in ihn. Und genauso impulsiv wie er sich in die homosexuelle Beziehung mit ihm, Alan, gestürzt hatte, so stürzte der Junge sich nun in die Ehe.
    „Nein, ich glaube, es war ernst gemeint“, antwortete Alan. Er hob seine Hand, seine Fingerspitzen fuhren voller Zärtlichkeit über Daniels glattrasierte Wange, die sich noch so herrlich weich und warm anfühlte wie bei einem Kleinkind. Dann ließ Alan die Hand sinken und trat einen Schritt von dem Geliebten weg.
    „Pass auf dich auf“, riet er Daniel, der ihn fragend ansah. „Und denk ab und zu an mich. Ich liebe dich.“
    „Ich dich auch“, stieß Daniel verzweifelt heraus. „Aber ich liebe auch Babsy. Was soll ich tun?“
    Alan lächelte traurig.
    „Das, was du am meisten möchtest.“
    Daniel überlegte nicht.
    „Ich möchte mit Babsy zusammen sein und Babies mit ihr haben!“
    „Dann musst du sie heiraten.“ Es war eine nüchterne Feststellung, hinter der sich ein Schmerz verbarg, den Alan dem Geliebten nicht zeigen wollte. Daniel sollte sich nicht mit Schuldgefühlen belasten und vor allem sollte er ihn nicht bedauern. Mitleid war das allerletzte, was Alan sich im Moment von ihm wünschte. „Pass auf dich auf.“
    Er ging davon, den Rücken durchgedrückt, mit steif wirkenden Bewegungen, die Daniel verrieten, wie sehr Alan darum kämpfte, vor ihm nicht in Tränen auszubrechen. Es war ein schlimmer Abschied, der Daniel ebenfalls weh tat. Er hatte das ekelhafte Gefühl, die ganze Geschichte falsch angepackt zu haben. War er unsensibel, gemein?
    Langsam wandte auch er sich um und ging in Richtung Parkplatz davon, was die Enten irritierte, die sich in einiger Entfernung bandenmäßig zusammengerottet hatten und jetzt nicht wussten, wem sie um Futter bettelnd hinterherlaufen sollten. Unsicher

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