Mr Monk besucht Hawaii
Ford-Modelle, die in Reih und Glied auf nummerierten Parkplätzen standen. Monk hätte eigentlich begeistert sein müssen. »Wo ist das Problem?«, fragte ich verwundert.
»Sie müssen unter Jetlag leiden, Natalie. Diese Wagen sind kreuz und quer geparkt.«
»Kreuz und quer? Jedes Auto hat seinen eigenen Platz.«
»Sie sollten nach Modell, Farbe und Baujahr geordnet sein«, erklärte er, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt. »Das da ist Anarchie. Wenn das ein Hinweis darauf ist, wie gut sie organisiert sind, dann möchte ich nicht wissen, wie die ihre Wagen pflegen.«
Ich zeigte auf die gegenüberliegende Straßenseite. »Dann sehen Sie mal, wie das bei den anderen Firmen ist. Da stehen die Wagen auch kreuz und quer.«
»Wenigstens weiß ich jetzt, woher der Begriff kreuz und quer kommt«, sagte Monk. »Das ist Hawaiianisch und bedeutet ›Chaos‹.«
Eine Angestellte namens Kimiko kam zu uns, um uns zu helfen. Ich fragte nach einem Cabrio. Monk war der Wagentyp egal, es zählte nur, dass er frisch vom Fließband gekommen war. Kimiko führte uns zu einem Mustang, der erst 62 Kilometer gefahren war. Sie erklärte, er sei noch nie vermietet gewesen.
Während Monk den Wagen nach eventuellen Mängeln absuchte und ich ein Formular ausfüllte, kam ein sonnengebräuntes Paar Mitte zwanzig mit einem Mustang auf den Hof gefahren. Der Wagen war auf der Fahrerseite beschädigt, ein Scheinwerfer war zertrümmert, und die Haube hatte einige Beulen.
Die beiden erzählten Kimiko, sie seien von einem anderen Fahrer von der Fahrbahn gedrängt worden, und gaben ihr den Polizeibericht. Erst Brian, jetzt die beiden – sofort begann ich, alle Versicherungen anzukreuzen, die angeboten wurden. Die Rechnung würde ohnehin mit Monks Kreditkarte bezahlt werden.
»Was für ein nettes Paar«, meinte Monk, der in das Wageninnere des demolierten Mustang spähte.
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte ich. »Sie wissen doch gar nichts über die beiden.«
»Sie haben den Wagen mit einem geraden Tachostand zurückgebracht. 180 Kilometer.«
»Das ist Zufall«, sagte ich. »Das haben sie nicht mit Absicht gemacht.«
»Sie sind einfach zu zynisch«, gab Monk zurück. »Haben Sie doch ein wenig Vertrauen in Ihre Mitmenschen.«
11. Mr Monk geht zum Dinner
Das beengte Büro der Polizeiwache von Lihue wirkte wie jede andere Regierungseinrichtung auch. Alles war in Grautönen gehalten – die Wände, die Aktenschränke, die vier Metallschreibtische und sogar der Linoleumboden, in den im Lauf der Jahre ein Muster getreten worden war. Für etwas Farbe sorgten nur die Hawaiihemden der beiden Detectives und die bunten Reißzwecken in der Schwarz-Weiß-Karte von Kauai an einer Tafel neben Kealohas Schreibtisch.
Der Lieutenant stand auf, um uns zu begrüßen. »Hey, danke, dass Sie so schnell herkommen konnten.«
»Kein Problem, Bruda« erwiderte ich grinsend.
»Das ist gut.«
»Sind Sie bei den Ermittlungen auf neue Spuren gestoßen?«, fragte Monk.
»Nur Sackgassen«, antwortete Kealoha. »Der Gerichtsmediziner bestätigt, dass Helen Gruber irgendwann zwischen acht und elf Uhr am Morgen gestorben ist. Das schließt Lance als Täter aus.«
»Sein Alibi stimmt?«
»Wie er gesagt hat, war er auf einem Katamaran von Snorkel Rob vor der Küste von Na Pali unterwegs, um Wale zu beobachten und um zu Schnorcheln.« Kealoha nahm ein Videoband von seinem Tisch. »Snorkel Rob hat immer ein Crewmitglied dabei, das den Ausflug auf Video festhält. Nach der Fahrt können die Teilnehmer das Band für fünfzig Dollar kaufen. Ich habe mir eines ausgeliehen.«
Auf einem Rollwagen nahe Kealohas Schreibtisch waren ein Fernseher und ein Videorekorder aufgebaut. Der Lieutenant legte das Band ein und drückte die Starttaste. Es war bis zu einer bestimmten Stelle vorgespult worden. Lance stand mit einem Dutzend anderer Touristen an Deck, um Wale zu beobachten. Kealoha spulte das Band weiter und stoppte es an einer Stelle, an der Lance eine Dunkelhaarige in knappem Surfshirt und G-String anstarrte, wie sie ins Wasser sprang. Ein paar Minuten später sahen wir Lance unter Wasser, wie er mitten durch einen Schwarm tropischer Fische schwamm. Kealoha schaltete auf Standbild.
»So ein Glückspilz«, sagte er. »Da werde ich glatt auf ihn neidisch.«
»Das Video könnte genauso gut mehrere Tage alt sein«, überlegte Monk. »Woher wissen wir, dass es heute Morgen entstanden ist?«
»Ich habe eine eidesstattliche Erklärung von dem Mann, der das
Weitere Kostenlose Bücher