Mr. Postman
hineinbringen. Das ist auch geglückt, aber auf eine Art und Weise, wie ich sie nicht akzeptieren kann.«
Irgendwie bewunderte ich Celine di Cappo schon. Sie hatte verdammt gute Nerven. Bevor sie noch etwas sagen konnte, sprach ich sie wieder an. »Können Sie sich eigentlich vorstellen, wer der Schreiber dieser Nachricht ist?«
Schweigen. Ein Ruck ging durch ihre Gestalt. Sie schien sich zu verhärten. »Sie glauben ja nicht, Mr. Sinclair, wie oft ich mir diese Frage schon gestellt habe.«
»Ist etwas dabei herausgekommen?«
»Nein, verdammt!«
»Sie haben also keinen Verdacht?«
»Überhaupt keinen.«
»Wer weiß über Sie Bescheid?«
»Nur wenige Menschen.«
»Was ist mit Ihrem Mann?«
»Hören Sie auf, Mr. Sinclair, den können Sie vergessen. Der kennt nur seinen Beruf und nichts anderes.«
»Das sagen Sie.«
Sie drehte sich und starrte mich an. Ihre dunklen Augenbrauen waren zusammengezogen. »Wie meinen Sie das? Glauben Sie etwa, dass mein Mann mir diesen Killer geschickt hat?«
»Das nicht gerade. Aber er kann Verdacht geschöpft haben, zum Beispiel. Um den Verdacht zu erhärten, kann er einen Detektiv angeheuert haben, der Sie beobachtet hat.«
»Glaube ich nicht.«
»Was macht Sie so sicher?«
»Verdammt, ich hätte es gemerkt. Mein Mann ist längst kein so guter Schauspieler. Er hätte sich nicht verstellen können, glauben Sie mir. Nein, nein, er steckt nicht dahinter.«
»Wer dann?«
»Ich habe keine Ahnung«, gab sie zu. »Ich weiß es einfach nicht. Ich weiß auch nicht, warum man mich hat umbringen wollen. Und Pete natürlich auch.«
Jetzt kannte ich zumindest den Vornamen. Weitergekommen war ich nicht. Es blieb das große Rätsel, wer sich tatsächlich unter der Uniform des Briefträgers verbarg.
»Noch eine Frage, Mrs. di Cappo. Was haben Sie überhaupt von der Gestalt gesehen?«
»Das wissen Sie doch. Nur das Gesicht. Das gelbe Gebein. Das ist alles gewesen.«
»Nicht seine Kleidung?«
»Nein. Es war nur ein kurzer Augenblick. Ein Moment, nicht mehr.«
»Gut.«
»Ist das denn so wichtig?«
Ich hob die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Ich meine, dass er eine Briefträger-Uniform getragen hat und auch die dazu passende Mütze.«
Celine di Cappo sah aus, als wollte sie lachen. Sie hatte bereits den Mund geöffnet, um dann den Kopf zu schütteln. »Sie sind ein ernster Mensch, Mr. Sinclair. Kann es nicht sein, dass Sie sich da geirrt haben? Es ist lächerlich. Ein Briefträger - Wahnsinn…«
»Es gibt hier einen, den Sie kennen.«
»Natürlich. Ein netter Kerl. Cassius Manson. Immer freundlich. Immer guter Laune, auch wenn das Wetter schlecht ist. Und glauben Sie nur nicht, dass ich es mit dem Briefträger getrieben hätte. Nein, so schlau bin ich gewesen. Das gibt es nur in Romanen oder einschlägigen Porno-Filmen. Ich wollte dieses Risiko nicht eingehen. Wenn hier jemand etwas tut, das aus dem Rahmen fällt, dann spricht es sich schnell herum. Ich wollte nicht auffallen.«
»Sehr vernünftig. Haben Sie Kontakt zu den Nachbarn?«
»So gut wie keinen. Ich lebe mehr für mich. Das ist auch besser so.«
»Dann wissen Sie nicht, ob es anderen Frauen ähnlich ergangen ist wie Ihnen?«
»Nein«, sagte sie erstaunt. »Nein, wo denken Sie hin? Über dieses Thema würde ich mit keiner Nachbarin reden. Um Himmels willen! Hier lebt jeder für sich.«
»Gut, Mrs. di Cappo.«
»Ist es das schon gewesen?«
»Ja.«
»Und was passiert jetzt?«
»Ich habe an Polizeischutz für Sie gedacht und…«
»Um Himmels willen, nur das nicht. Auf keinen Fall. Nein, das mache ich nicht. Polizeischutz. Das würde bedeuten, Sie rechnen damit, dass er zurückkehrt?«
»So ist es.«
»Es würde auffallen. Hier haben die Wände Ohren. Hier wird alles registriert. Da muss man verdammt vorsichtig sein. Ich denke gar nicht daran, mir so etwas anzutun. Tut mir leid, Mr. Sinclair, auf mich können Sie nicht rechnen.«
»Und Sie haben keine Angst?«
»Doch. Aber damit werde ich fertig.«
Das klang endgültig. Zwingen konnte ich sie nicht. Ich wollte ihr auch nicht sagen, dass es bereits einen Toten gegeben hatte. Sie selbst wusste sicherlich nichts davon, sonst hätte sie mich darauf angesprochen.
Bevor ich wieder aus dem Wagen stieg, bedankte sich Celine di Cappo noch bei mir. »Irgendwie sind Sie ja zu meinem Lebensretter geworden. Er hätte mich bestimmt getötet.«
»Möglich.«
Plötzlich musste sie lachen. »Und ich habe Pete immer für einen tollen Helden gehalten.« Sie zuckte die
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