Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
nicht vor unserem Ehemaligenbankett herauszugeben.«
    Little Mim, eine zierliche Frau, ging auf April zu, die nicht ganz so zierlich, aber durchaus klein war – und kess. »Ich bin Vorsitzende des Spendenkomitees. Wenn ich St. Elizabeth gegenüber potenziellen Geldgebern anständig vertreten soll, brauche ich Informationen. Roscoe und ich wollten uns heute treffen, und er wollte mir die Unterlagen übergeben.«
    »Davon weiß ich nichts. Es ist nicht in seinem Terminkalender vermerkt.« April schob den Kalender über den Schreibtisch zu Marilyn, die ihn ignorierte.
    Marilyn spottete: »Ich dachte, Sie wüssten alles über Roscoe.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das können Sie auffassen, wie Sie wollen.«
    »Wagen Sie es nicht, mir ein ungehöriges Verhältnis mit Roscoe anzudichten! Das behaupten die Leute immer. Sie erzählen es sich hinter meinem Rücken und denken, ich wüsste es nicht.« Sie sprach artikuliert, abgehackt.
    »Sie waren in ihn verliebt.«
    »Darauf muss ich nicht antworten. Und den Ordner muss ich Ihnen auch nicht geben.«
    »Dann verbergen Sie etwas. Ich werde das Komitee einberufen und eine sofortige Anhörung verlangen.«
    »Wenn ich etwas verberge, dann etwas Gutes!«, sprudelte April hervor. »Es ist eine große Spende von Maury McKinchie für die Filmkursabteilung.«
    »Dann zeigen Sie’s mir. Da haben wir doch was zu feiern.« Little Mim streckte die linke Hand aus, an deren kleinem Finger der Ring mit dem Wappen der Urquharts steckte.
    »Nein! Ich betrachte seine letzten Worte an mich als heiliges Vermächtnis.«
    Aufgebracht, müde und von dem Wunsch beseelt, April dumm und dämlich zu prügeln, ging Little Mim hinaus und rief über die Schulter zurück: »Sie werden von einem Anwalt hören, den das Komitee ausgesucht hat, und von einer Buchprüfungsfirma. Ob gut oder schlecht, wir müssen wissen, wie es um die Finanzen dieser Schule bestellt ist.«
    »Wenn Roscoe noch lebte, würden Sie nicht so mit mir reden.«
    »April, wenn Roscoe noch lebte, würde ich überhaupt nicht mit Ihnen reden.«

 
29
     
    Little Mim hielt Wort. Sie berief eine Notversammlung des Komitees ein, die von Sandy Brashiers geleitet wurde. Sandy oblag die schmerzliche Pflicht, der Gruppe mitzuteilen, dass April seiner Meinung nach Akten aus Roscoes Büro entfernt habe: Sie verweigere sogar Sheriff Shaw die Zusammenarbeit. In vielen Köpfen lauerte der Verdacht, sie habe auch andere Dinge mitgehen lassen, vielleicht Wertgegenstände wie Roscoes Schreibtischuhr von Cartier.
    Die Ehemaligen, lauter bedeutende Leute, gingen in die Luft wie Bombensplitter. Kendrick Miller rief Ned Tucker zu Hause an und bat ihn, das Komitee zu vertreten. Ned sagte zu. Dann drückte Kendrick Senator Guyot sein Mobiltelefon in die Hand, damit er den Seniorpartner seiner renommierten Buchprüfungsfirma in Richmond anrufen konnte, den er bei einer spannenden Billardpartie störte. Auch er erklärte sich bereit, dem Komitee zu helfen und auf sein nicht unbeträchtliches Honorar zu verzichten. Maury McKinchie, das neueste Komiteemitglied, schlug vor, diese unerfreuliche Wendung nicht vor dem Ehemaligenbankett zu diskutieren. Seine großzügige Spende erwähnte er mit keinem Wort.
    Darauf stellte Sandy Brashiers den Antrag, April zu entlassen.
    Fair Haristeen, der dem Komitee nur noch dieses Jahr angehörte, stand auf. »Wir brauchen Zeit, um die Sache zu überdenken, bevor wir abstimmen. April hat sich danebenbenommen, aber sie ist von Kummer überwältigt.«
    »Das gibt ihr noch lange nicht das Recht, Schulunterlagen und weiß Gott was sonst noch zu stehlen.« Sandy lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Unter dem Tisch tappte er mit dem Fuß, hocherfreut, dass seine Rache so rasch gekommen war.
    »Vielleicht könnte jemand von uns mit ihr reden«, meinte Fair.
    »Ich hab’s versucht.«
    »Marilyn« – Maury faltete die Hände auf dem Tisch –, »sie hat vielleicht etwas gegen Sie, weil Sie auf Sandys Seite stehen.«
    »Das tu ich allerdings«, sagte Little Marilyn freimütig, während Sandy sich alle Mühe gab, nicht von einem Ohr zum anderen zu grinsen. »Wir haben unsere Differenzen beigelegt.«
    »Ich möchte nichts wieder aufwärmen – nach allem, was passiert ist –, aber es gab Spannungen in der Verwaltung, zwei Lager, könnte man sagen, und wir wissen alle, wo Aprils Sympathien liegen«, sagte Fair.
    »Und ihr Körper«, sagte Kendrick ein wenig zu schnell.
    »Ach, kommen Sie, Kendrick!« Fair war empört. »Das wissen wir

Weitere Kostenlose Bücher