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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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die Wahrheit sagt – nein.«

 
33
     
    Am Abend ging Sean in die Garage, um zu telefonieren. Sein Vater hatte Telefone im Badezimmer, in den Schlafzimmern, in der Küche und in seinem Auto. Sean fühlte sich in der Garage am ungestörtesten; niemand würde ihn dort überraschen.
    Er wählte und wartete. »Hallo.«
    »Was willst du?«
    »Ich finde es nicht komisch, dass du in der Schule nicht mehr mit mir sprichst. Wegen so ’ner Scheiße.«
    Jody schäumte am anderen Ende ihrer Privatleitung. »Das ist nicht der Grund, weshalb ich dir aus dem Weg gehe.«
    »So?« Seine Stimme triefte von Sarkasmus.
    »Ich geh dir aus dem Weg, weil du in Karen Jensen verknallt bist. Ich kam dir in diesem Sommer gerade gelegen, wie?«
    Auf diese scharfsichtige Beschuldigung folgte eine Pause. »Du hast gesagt, wir sind Freunde, Jody. Du hast gesagt -«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe, aber ich hab nicht gerade damit gerechnet, dass du nach den Ferien versuchen würdest, Karen flachzulegen. Herrgott.«
    »Ich versuche nicht, sie flachzulegen.«
    »Aber mich hast du flachgelegt. Ich kann nicht glauben, dass ich so dämlich war.«
    »Dämlich. Du wolltest es genauso sehr wie ich.«
    »Weil ich dich gernhatte.«
    »Ich hatte dich auch gern, aber wir waren Freunde. Wir waren kein« – er suchte nach einem unverfänglichen Wort –, »kein Liebespaar. Freunde.«
    »Freunde schlafen nicht mit deren besten Freunden … und außerdem, du wärst nicht der Erste.«
    »Der Erste was?«
    »Der Erste, der mit Karen schläft. Sie erzählt mir alles.«
    »Mit wem hat sie geschlafen?« Anspannung und ein Anflug von Betrübnis färbten seine Stimme.
    »Ich weiß es, aber du musst es selber rauskriegen«, spottete sie. »Ich lasse mich nie mehr von dir anfassen.« Und nachträglich fügte sie hinzu: »Und meinen BMW darfst du auch nicht fahren!«
    »Wissen deine Eltern von dem Wagen?«, fragte er gequält, während er panisch nach Möglichkeiten suchte, Jody die Information über Karen zu entlocken.
    »Nein.«
    »Jody, wenn du … mehr gewollt hast, ich wünschte, du hättest es mir damals gesagt, nicht jetzt. Und wenn du in der Schule nicht mit mir sprichst, denken die anderen, es ist wegen der Todesanzeige.«
    »Du denkst doch immer bloß an dich. Was ist mit mir?«
    »Ich mag dich.« Es klang nicht überzeugend.
    »Ich komm dir gelegen.«
    »Jody, wir haben Spaß zusammen. Dieser Sommer war – super.«
    »Aber jetzt bist du scharf auf Karen.«
    »So würde ich das nicht ausdrücken.«
    »Du solltest Karen vergessen. Erstens weiß sie, dass du mit mir geschlafen hast. Sie wird dir kein Wort glauben. Und zweitens kann ich dir das Leben wirklich schwer machen, wenn mir danach ist. Ich erzähle allen, dass ich das blaue Auge von dir habe.«
    »Jody, ich habe keinem Menschen erzählt, dass ich mit dir geschlafen habe. Warum willst du es rumposaunen?« Er ging nicht auf die Drohung mit dem blauen Auge ein. Jody hatte ihm erzählt, ihr Vater hätte es ihr verpasst.
    »Weil mir danach ist.« Wütend legte sie den Hörer auf, und Sean stand niedergeschlagen und zitternd in der Garage.

 
34
     
    Larry Johnson nahm seine Brille ab und rieb sich den Nasenrücken. Er setzte sie wieder auf, warf einen Blick auf Jody Millers Karteikarte und ging dann von seinem Sprechzimmer zu ihr in den Behandlungsraum.
    »Wie geht’s?«
    »Ganz gut.« Auf ein Zeichen setzte sie sich auf die Untersuchungsliege.
    »Du bist erst im August zur Schuluntersuchung hier gewesen.«
    »Ich weiß. Ich finde es albern, dass ich mich vor jeder Spielzeit untersuchen lassen muss. Unsere Trainerin besteht darauf.«
    »Alle Trainer bestehen darauf.« Er lächelte. »So, und was hast du für Beschwerden?«
    »Hm« – Jody schluckte schwer –, »ich, äh, meine Periode bleibt seit zwei Monaten aus.«
    »Ich verstehe.« Er fasste an sein Stethoskop. »Hast du ordentlich gegessen?«
    »Ah – ich denke schon.«
    »Ich frage danach, weil Sportlerinnen, vor allem solche, die Ausdauersport treiben, ihren Körper derart strapazieren, dass ihre Periode eine Weile ausbleibt. So schützt sich der Körper, weil er kein Kind austragen könnte. Die Natur ist klug.«
    »Oh.« Sie lächelte nachdenklich. »Ich glaube nicht, dass Hockey zu diesen Sportarten gehört.«
    »Nächste Frage.« Er machte eine Pause. »Hattest du Geschlechtsverkehr?«
    »Ja – aber mit wem, sage ich nicht.«
    »Danach habe ich nicht gefragt.« Er hielt die Hand hoch wie ein Verkehrspolizist. »Aber ich muss ein paar Dinge

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