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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Carports, Garagen und Wintergarten-Anbauten. Schon tauchte sein eigenes Grundstück samt dem Haus auf. Die Kamera schien jetzt in der Luft stillzustehen, als habe der Filmer dem Betrachter die Gelegenheit geben wollen, die Umgebung zu identifizieren.
    Ollerich beugte sich jetzt ganz dicht an den Bildschirm heran, weil er noch immer nicht glauben wollte, was er da sah. Wenige Sekunden später vergrößerte sich der Geländeausschnitt, was darauf schließen ließ, dass die Kamera höher stieg. Immer mehr Häuser und Straßen schoben sich von den Bildrändern herein.
    Ollerich wollte gerade mit einem Mausklick den Film stoppen, da brach die Aufzeichnung ab und der Monitor wurde schwarz.
    Fassungslos hielt er noch immer seinen Blick darauf gerichtet, während die Gedanken in seinem Kopf wild durcheinanderwirbelten.

16
     
    »Ich empfehle euch, die Statistik über die Partei-Austritte genau anzuschauen«, sagte Klaus Wettstein, der als parlamentarischer Staatssekretär der regierenden konservativen Partei an diesem Vormittag ein halbes Dutzend Abgeordnete um sich geschart hatte. Das Wetter in Berlin war genauso trist wie die Stimmung draußen in den Wahlkreisen.
    »Vergiss nicht«, wandte eine Dame mittleren Alters ein, nachdem sie ihre Tasse Kaffee leer getrunken hatte, »der Mitgliederschwund trifft auch alle anderen.«
    Wettstein, im Amt ergraut und mit reichlich Leibesfülle gesegnet, lehnte sich leicht verstimmt zurück und sah auf das Gebäude des Reichstags hinüber. »Das kann uns allenfalls trösten, aber wird uns nicht weiterhelfen«, reagierte er auf den Einwand der Parlamentarierin. Dann zögerte er kurz. »Ich würde es ja niemals öffentlich sagen, aber Tatsache ist doch, dass die Glaubwürdigkeit der Politik im Lande gegen null geht.«
    »Na, na, na«, unterbrach ihn ein offensichtlich altgedienter Abgeordneter, der mit oberbayerischem Dialekt sprach. »So etwas darfst nicht verallgemeinern. Es gibt noch Landstriche in dieser Republik, in denen ein Wort noch was zählt.«
    »In Bayern, na klar«, wagte der Jüngste am Konferenztisch zu höhnen.
    »Ich bitte euch«, fuhr Wettstein als Vorsitzender dazwischen, »wir sind hier unter uns und sollten versuchen, den Tatsachen ins Auge zu blicken. Regierung und Opposition sind sich selten so einig gewesen wie in der Einschätzung, dass wir gemeinsam dieser neuen Form der außerparlamentarischen Opposition begegnen müssen und diesem …« Ihm wollte der Name nicht einfallen, worauf der Bayer dazwischenrief: »Diesen Revolutionsführer Bleibach meinst du doch, oder?«
    Wettstein runzelte die Stirn. »Danke für den Hinweis, aber wie wir ihn nennen, ist egal. Jedenfalls zeigt er uns, dass man die Massen begeistern kann.«
    »Das hat uns schon einmal einer gezeigt. Einer aus Österreich«, wandte die Frau emotionslos ein.
    »Ich glaube, wir würden es uns zu leicht machen, ihn in diese Richtung abzustempeln. Bleibach ist ein ganz anderes Kaliber und trifft den Nerv der Gesellschaft. Und zwar in jeder Beziehung«, erwiderte Wettstein ebenso sachlich.
    »Stammtischparolen«, polterte der Bayer und verschlang eine nach schwäbischer Art hergestellte Brezel zur Hälfte.
    »Entschuldige«, wandte der Vorsitzende sofort ein, »aber ich kann das Wort nicht mehr hören. Solange wir so tun, als ob uns die Meinung des Volkes wurscht ist, separieren wir uns immer mehr.«
    »Ich denke auch«, meinte der junge Abgeordnete aus Niedersachsen, »dass sich ein Großteil der Menschen nicht mehr von uns vertreten fühlt.«
    »Ach geh’«, winkte der Bayer, die Brezel kauend, verärgert ab, »was das Volk will, ist Zucht und Ordnung. Zu allererst Sicherheit und zwar innenpolitische, soziale und steuerliche.«
    »Bitte, bleiben wir bei der Sache«, appellierte Wettstein, dem seine badische Herkunft anzuhören war. »Ihr wisst, Bleibachs Bewegung hat es innerhalb eines halben Jahres geschafft, in nahezu allen Landkreisen, ich wiederhole: in nahezu allen Landkreisen Ortsgruppen zu gründen.« Er nahm einen Schluck Wasser. »Und zwar Ortsgruppen mit überwiegend jungen Leuten, die laut einer repräsentativen Umfrage bis dato mit der Politik absolut noch nichts am Hut hatten. Hinzu kommen aber auch 40- bis 60-Jährige, die das, was sie mit ihrer Hände Arbeit geschaffen haben, in Gefahr sehen. Und zwar nicht nur durch die jetzige Regierungskoalition, sondern durch alle sogenannten etablierten Parteien.«
    »Welch ein Glück«, meinte ein Abgeordneter aus dem Großraum Leipzig. Sein Dialekt

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