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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Staatssekretär seit Jahr und Tag die Konservativen seines badischen Wahlkreises im Bundestag vertrat, war zum Wochenende diesmal früher als gewohnt nach Stuttgart geflogen. Sein alter Freund Patrick Moser hatte sich angeboten, ihn auf der Rückfahrt von einer Geschäftsreise am Stuttgarter Flughafen abzuholen. Für den Nachmittag hatten sie nämlich ein Treffen auf Schloss Filseck angesetzt, das, nur knapp 30 Kilometer entfernt, auf einem Bergsporn stand – bezeichnenderweise in Sichtweite zum Hohenstaufen. In einer Nische des gepflegten Lokals, dessen Ambiente dem historischen Gemäuer entsprach, war ein Tisch reserviert. Weit genug weg von den wenigen anderen Gästen, die sich im Kerzenschein mit gedämpften Stimmen unterhielten. Wettstein half seinem alten Freund aus dem Mantel. »Du bist sicher, dass wir hier ungestört sind?«, flüsterte er ihm mit einem vorsichtigen Blick auf die anderen Tische zu.
    »Absolut sicher«, lächelte der braungebrannte Moser überlegen und setzte sich, während Wettstein ihre beiden Mäntel zur Garderobe brachte. Als er wieder an den geschmackvoll gedeckten Tisch zurückkam, fügte er an: »Den Ort hier hat er bewusst so gewählt. Er kann ja auch kein Interesse daran haben, erkannt zu werden.«
    Der Ober kam, zündete die Kerze an, legte die Speisekarten auf den Tisch und entfernte sich wieder.
    »Hast du die Talkshow gesehen?«, fragte Wettstein, während Moser sein Handy abstellte.
    »Natürlich«, erwiderte Moser gereizt. »Unglaublich, welche Plattform das öffentlich-rechtliche Fernsehen diesem Typen bietet. Zuerst habe ich gehofft, die Journalisten würden ihn in die Enge treiben. Aber es war mir auch klar, dass er die Chance nützt, um seine üblichen Rundumschläge anzubringen. Mühlheimer hätte ihn unterbrechen sollen.«
    »Mühlheimer ist als Moderator schwach. Ich habe mich auch gewundert, dass er den Bleibach so lange hat reden lassen. Bisher ist Mühlheimer noch jedem über den Mund gefahren. Jetzt, wo’s angebracht gewesen wäre, hat er sich zurückgehalten.«
    »Habt ihr da keine Möglichkeit, über den Fernsehrat und so ein bisschen Einfluss zu nehmen?« Moser sprach jetzt eine Nuance leiser.
    Wettstein winkte dem Ober und bestellte zwei Pils.
    »Das mit dem Einfluss ist so eine Sache«, kam er anschließend auf die Frage seines Freundes zurück, nachdem der Ober wieder weg war. »Nicht von jetzt auf nachher, aber in kleinen Schritten kannst du schon etwas erreichen.« Er grinste. »Der Ministerpräsident oder irgendeiner aus dessen Nähe hat sicher die Möglichkeit, den Intendanten des jeweiligen Senders auf das eine oder andere Thema anzusprechen. Schließlich streben auch diese Herrschaften noch nach höheren Posten, was in bestimmten Kreisen ein gewisses Wohlverhalten voraussetzt. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    Moser begriff sehr wohl. Sie kannten sich beide lang genug, um nichts voreinander verheimlichen zu müssen. Moser galt als enger Vertrauter Wettsteins und als einer seiner Zuträger, wenn es um wirtschaftliches Insiderwissen ging. Moser hatte zwar innerhalb der Arbeitgeberschaft kein großes Amt inne, war jedoch eingebunden in jene Netzwerke, zu deren Aufgaben es gehörte, Lobbyismus zu betreiben. Böse Zungen mochten auch sagen, dabei ginge es um jene Art von Überzeugungsarbeit, die ihre besten Ergebnisse nicht allein mit Argumenten sondern mit monetären Zuwendungen erzielte.
    Noch bevor er etwas dazu sagen konnte, näherte sich eine große Gestalt ihrem Tisch. Wie immer lächelnd und positiv gestimmt, kam der Mann auf sie zu, der dieses Treffen arrangiert hatte. Sie erhoben sich, begrüßten ihn mit Handschlag. »Freut mich, Enduro«, schlug ihm Wettstein freundschaftlich auf die Schulter und setzte sich mit Moser wieder. Nachdem Enduro Ollerich seinen Mantel zur Garderobe gebracht hatte, bemerkte er vielsagend: »Nennen wir’s doch einfach Krisensitzung.« Während er sich Moser gegenübersetzte, schaute er sich kurz nach den anderen Gästen um. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er leiser reden musste.
    »Und?«, begann Ollerich, »die Woche in Berlin ohne Attacke gegen die Kanzlerin rumgegangen?«
    Der Angesprochene grinste. »Nach außen hin keine Attacken, nein«, antwortete er und bestellte bei dem Ober noch ein Pils. Mit dem Essen, so entschieden sie, wollten sie noch warten.
    Moser wirkte ungeduldig. Er spielte mit der Stoffserviette. »Dafür hat sich bei uns einiges getan«, wollte er schnellstens zur Sache kommen.
    Ollerich

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