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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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befindet oder befand sich Herr Bleibach in Australien«, hatte Ziegler süffisant bemerkt. »Wer außer ihm soll also Interesse daran haben, Frau Malinowska zu beseitigen?«
    Häberle spürte erneut, dass er auf Ignoranz und erheblichen Widerstand stieß. »Wenn es aber diese Frau Malinowska unter der Adresse, die sie uns angegeben hat, gar nicht gibt, müsste auch die Ermittlungsbehörde daran interessiert sein, Klarheit zu schaffen.« Von einer polnischen Künstleragentur erwähnte er nichts.
    Ziegler bat sich widerwillig eine kurze Bedenkzeit aus, ehe er Häberles Drängen schließlich doch nachgab. Es dauerte aber noch einen ganzen Tag, bis ein Ulmer Richter das Öffnen der Wohnung und eine Durchsuchung genehmigte.
    Linkohr war dabei, als der Hausmeister des Donau-Centers jene Wohnungstür öffnete, die ihm noch vor Kurzem wie der Weg ins Paradies erschienen war. Zusammen mit drei Kollegen der Ulmer Polizei betrat er die Diele, in der es nach dem herben Parfüm Joannas roch. Sofort fiel ihm auf, dass kein Kleidungsstück mehr an der Garderobe hing. Die Betten im Schlafzimmer waren unberührt – und alle Einrichtungsgegenstände in der Wohnung waren noch vorhanden. Nichts jedoch deutete darauf hin, dass hier jemand wohnte. Keinerlei Unordnung, kein Geschirr auf Tischen oder in der Küche. Routinemäßig öffnete ein Beamter den Kühlschrank. Auch dort: Fehlanzeige. Leer. Linkohr rief sich die Perspektive in Erinnerung, aus der sein erotisches Abenteuer auf der Couch gefilmt worden war. Demnach musste die Kamera irgendwo zwischen den Büchern versteckt gewesen sein – aber es fand sich kein Gerät. Wenn dort eine Videokamera installiert gewesen war, hatte man sie entfernt.
    In einer Nische zwischen Wohnzimmer und Küche stand ein Tisch, der Linkohrs Erinnerung zufolge als Ablage für Schreibkram und einen Laptop gedient hatte. Tatsächlich befanden sich an der Fußbodenleiste Steckdosen für Strom und Internet. Der Computer war allerdings weg.
    »Wenn hier vor Kurzem noch jemand gewohnt hat, ist derjenige spurlos verschwunden«, stellte ein Neu-Ulmer Kollege mit einem Dialekt aus Bayrisch-Schwaben fest. Linkohr war froh, dass sich sein Abenteuer nicht bis hier herumgesprochen hatte.
    »Schaut euch das an«, hörte er plötzlich die Stimme eines anderen Kollegen. Der hatte gerade den Abfalleimer unter der Spüle inspiziert. Er brachte einen zusammengeknüllten Zettel daher. »Eine Telefonnummer – mit Kugelschreiber notiert«, sagte er und hielt sie Linkohr hin. Der nahm den Zettel und hatte Mühe, sich sein Entsetzen nicht anmerken zu lassen. Er kannte diese Nummer. Es war die seines eigenen Handys.

91
     
    Der Holzofen schien zu glühen. Im Wohnzimmer des alten Bauernhauses am Stadtrand von Neu-Ulm herrschten tropische Temperaturen. Katsche war aus dem abgegriffenen Sessel aufgesprungen, um nervös hin- und herzugehen. »Großes Lob«, sagte er und blickte in die Runde seiner drei Freunde. »Die Vorbereitungen sehen gut aus.« Er lehnte sich an einen Fenstersims und fügte leise hinzu: »Auch ohne Jens.«
    Andy Ollerich zog an einer Zigarette und schlug die Beine übereinander. »Aber die Bullen lassen nichts raus. Ich guck jeden Tag in die Zeitung, aber seit Wochen steht nichts mehr über den Mord drin.«
    »Muss uns auch nicht kümmern«, brummte Pommes, dessen Leibesfülle von Monat zu Monat zuzunehmen schien.
    Ucki, der dicke Qualmkringel in die Luft blies, sah mit zusammengekniffenen Augen zu Katsche hinüber. »Mich persönlich würde schon interessieren, wer den Jens weggeblasen hat.« Er sah von einem zum anderen. »Wenn es keiner von uns war, wovon ich ausgehe, dann kann Gleiches jedem von uns blühen.«
    »Quatsch nicht rum«, fuhr ihm Katsche über den Mund. »Jens hat sicher irgendwelche Weibergeschichten gehabt. Oder jemand hat ihm sein Doppelspiel verdammt übel genommen.«
    Andy Ollerich fühlte sich mit dieser Bemerkung indirekt angesprochen. Seine Finger zitterten. »Wenn es so ist, sind wir alle im Arsch. Das sag’ ich euch.«
    »Ihr sollt euch, verdammt noch mal, nicht in die Hosen scheißen!«, wurde Katsche ungewöhnlich laut. »Wir werden das Ding durchziehen, unsere Knete kassieren und dann abhauen.« Dann wandte er sich an Ucki: »Geht das Ding? Zuverlässig?«
    »Absolut«, antwortete Ucki gelassen.
    »Reichweite?«
    »Mindestens zwei Kilometer. Ohne Hindernisse das Doppelte.«
    »Denkt dran, dass die Akkus geladen sind«, fuhr Katsche fort.
    Eine kurze Pause des Schweigens nutzte

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