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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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ungeschoren
davon? Warum nennen sie nicht mal ein paar Hunde nach dem?«
    »Ich
glaub, der Stoff schlägt dir ein bisschen aufs Hirn, Charlie.«
    »Sei nicht
albern.« Ich zupfte an meinen Manschetten. »Verdammt, warum ist es so heiß
hier drin? Findest du nicht auch, dass es drückend heiß ist? Bestell mir doch
bitte noch einen Manhattan.«
    »Ist
vielleicht besser, Charlie, wenn du nicht auch noch so viel Alkohol
draufkippst.«
    »Kein Wort
mehr davon! Mir geht's bestens; außerdem kann ich mich dann besser
konzentrieren. Also, kein Wort mehr.«
    Frank
zuckte mit den Achseln, steckte den Stift zwischen die Zähne und ging das nächste
Rennen durch, während ich nach der Kellnerin schnippte. »Also ... wie wär's mit
How's Your Billabong, acht zu eins ... McGurks Mutual Finance Limited, fünf zu
eins ... Nee, hier ... Shit Creek, Favorit mit neun zu zwei. Shit Creek, ha,
ha.«
    You Tore Me
Down lief alles in Grund und Boden, desgleichen Shit Creek. Frank kreischte vor
Freude und ging zum Schalter, um den Gewinn abzuholen. Ich sah auf die Uhr über
der Bar. Sie waren jetzt gerade mit der Suppe fertig. Ob Bel sich fragte, wo
ich blieb? Oder war sie froh darüber, dass ich nicht da war?
    »Weißt du
noch, Charlie, letztes Mal?« Frank setzte sich freudestrahlend auf seinen
Stuhl, das frische Geldbündel hielt er noch in der Hand. »Mit Bel, Riesenspaß
war das, stimmt's?«
    »Mmm.«
    »Das war,
als sie unbedingt die Rolle in diesem Stück haben wollte«, sagte er versonnen.
»Weißt du noch? Scheiße, sie war völlig weg deswegen. Als sie ihr gesagt haben,
dass es nichts wird, hab ich gedacht, jetzt hängt sie sich auf, so abgefahren
war sie da drauf.« Er schichtete das Geld zu einem kleinen Stapel auf, lehnte
sich auf seinem Stuhl zurück und ließ die Arme über der Rückenlehne
herunterhängen.
    »Verfluchter
Tschechow«, murmelte ich.
    »Warum war
sie da bloß so scharf drauf? Haufen Russen latschen in ihrem bescheuerten
Obstgarten rum und wollen sich gegenseitig flachlegen. Kapier ich nicht, dass
sie da so wild drauf war. Weißt du, warum?«
    »In dem
Stück hat sie schon in der Schule mitgespielt«, grummelte ich in meinen
Manhattan. »Hat dauernd den Text vergessen.«
    »Wundert
mich nicht. Weiß nicht, früher, da war das vielleicht ganz gut, ich meine,
bevor sie Special Effects hatten und so was. Aber heute, ist doch nur
scheißlangweilig. Den bescheuerten Kirschgarten, den kann man ja noch nicht mal sehen. Na ja, war jedenfalls nicht mein Ding.«
    Ich
blendete ihn aus und betrachtete das Schauspiel der am Tribünendach
entlangzuckenden Blitze. Die Aristokratenfamilie kehrt auf ihr altes Gut zurück
... jetzt fiel es mir wieder ein ... Es soll verkauft werden, aber sie tun
nichts dagegen. Ich weiß noch, dass ich sie ziemlich mochte, diese faule,
liebenswerte Bande, immer gut drauf, trotz allem. Ich weiß noch, dass ich
dachte, das ist der richtige Geist, lächeln, nur nicht unterkriegen lassen...
    »Dauernd
hat sie da drüber geredet«, sagte Frank. »Hat mich sogar dazu gebracht, dass
ich diese eine Scheißrede da lerne, ganze Seite war die lang. Wie ging die
eigentlich noch mal?«
    Es war
Frühling. Vater war nicht zu Hause, also musste ich mit Mutter hin. Wir saßen
in der eiskalten Aula auf Stühlen mit harten Rückenlehnen; Dutzende teurer
Parfümdüfte vermischten sich mit den intensiveren älteren Schulgerüchen von
Weihnachtsprüfungen und Doppelstunden Sport, von Morgenversammlungen und »All
Things Bright and Beautiful«; zappelige Kinder flüsterten, Eltern umklammerten
die kopierten Programmblätter; Mutter saß mit kerzengeradem Rücken links von
mir und sprach stumm den Text mit, wenn Bel auf der Bühne war - sie spielte ein
altes Hausmädchen, das sich dauernd Sorgen machte und herumnörgelte und darauf
wartete, dass ein anderes Mädchen mit Haarnetz und falschem Schnurrbart ihm den
Hof machte...
    »Überlegen
Sie, Anja!« Franks dröhnende Stimme hob mich fast vom Stuhl. »Ihr Großvater,
Urgroßvater und all Ihre Vorfahren hatten Leibeigene, sie herrschten über
lebende Seelen, und sieht denn nicht von jedem Blatt, von jedem Stamm ein
menschliches Wesen auf Sie herab, hören Sie denn nicht die Stimmen...«
    Und dann
wusste sie ihren Text nicht mehr. Wie war das möglich? Die letzten zwei Wochen
hatte sie nichts anderes getan, als mit einem Handtuch über dem Kopf im Haus
herumzulaufen und wie Franny Glass unablässig vor sich hin zu murmeln. Die
erste Hälfte des Stücks hatte sie doch

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