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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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könnte?«
    Toni lächelt noch verwirrter.
    » War nur so ’n Einfall. Hey, irgendwas wird da doch machbar sein!?«
    » Du schläfst in meiner Badewanne!«, sagt er voller Überzeugung.
    » Bade… nee, ne?« Die fremdländische Kultur, sie geht anscheinend gerade los. Das ist hier schon alles merklich anders, als ich es aus dem Rheinland kenne. Was mir gefällt, na klar, ich bin doch offen für fremde Lebensweisen. Solange sie meinen Vorstellungen entsprechen.
    Toni lächelt an mir vorbei meinen Schwestern zu.
    » Du kannst auch gerne in der Ritze zwischen meinen Schwestern pennen, wenn du mir dein Zimmer überlässt.« Mein Angebot ist gewagt, weil aus der Not geboren und so nicht abgesprochen.
    » Ritze ist nicht gut für Karma«, grinst Toni eher diplomatisch als desinteressiert.
    Kurz vor Mitternacht saugt mich die Matratze unseres ersten Hotels förmlich an. In meinem Finger pocht es. Im Bett neben mir raschelt Mutti, was mich an einen Albtraum erinnert, der mich vor Jahren mal derbe weckte.
    Mit 20 hatte ich endlich meine erste Freundin, sie war richtig süß. Eines Abends habe ich sie mit nach Hause genommen, wir waren scharf aufeinander und sind rasch im Bett gelandet. Wie wir gerade heftig knutschen, fragt mich auf einmal meine Mutter, ob ich mir denn schon die Zähne geputzt habe. Ich bin hochgeschreckt und habe im Halbschlaf vor mich hin genuschelt.
    » Och, Mutti, nun dreh dich doch bitte auf deine Seite.«
    Wie gesagt, mehr Albtraum geht nicht.

Dienstag, 27. Januar
    BALKON-GEPLAPPER IN HANOI C
    Wo bin ich? Ich werde wach und muss mich erst mal orientieren. Ach so, ja, im falschen Urlaub. Zuallererst rufe ich Mutti an. So wie früher auf Klassenfahrt, wenn wir uns direkt melden sollten, sobald wir in der Jugendherberge »gut angekommen« waren. Noch schlaftrunken freue ich mich über meinen Retro-Einfall und greife zum Telefon auf dem Nachttisch.
    » Guten Morgen, Mutti, ich bin heil angekommen!«
    » Fein, mein Junge. Das weiß ich doch, ich kann dich ja sehen. Soll ich dir gleich beim Frühstück ein Bütterchen schmieren?«
    Meine Füße müssen sich auf dem kalten Boden erst einlaufen. Noch mit zerzausten Haaren stelle ich mich auf den Hotelbalkon. Sechs Stunden Zeitdifferenz, sechseinhalb Millionen Einwohner, sieben Stunden Schlaf – so weit die nüchterne Statistik am frühen Morgen in Hanoi. Die erste Tagesluft riecht hier anders als in Köln, irgendwie reiner und würziger. Drei Stockwerke unter mir laufen nur wenige Menschen über die Straße. Ich räuspere mich, der bekannte Film-Gruß entfährt mir eher genuschelt:
    » Good Morning, Vietnam.«
    Eigentlich kenne ich das Land nur aus diesem Film – meine Ex-Kim, sie wollte ja unbedingt hierher! Jetzt muss ich mir alles selbst zusammenreimen. Gestern noch in Südkorea, jetzt in Nordvietnam, aber zusammen gehören die nicht.
    Ein Schicksal, das mir gerade sehr vertraut scheint.
    Weil mich hier keiner kennt und es vom Haus gegenüber bestimmt schön zurückschallt, drehe ich meine Stimme voll auf. » Frauen, Frauen, euch werd ich nicht mehr trauen! Ihr seid zum Haareraufen, drum will ich hier nur saufen!«
    » Interessante Einstellung«, sagt plötzlich jemand vom Balkon nebenan.
    » Äh … was!?« Ich hatte ein anderes Echo erwartet.
    » Guten Morgen, ich bin Jana. Eure Reiseleiterin.«
    » Ah, Morgen.« Ich zeige auf mich. » Andi.«
    » Hast du gut geschlafen, Andi?«
    Okay, da hat sie mich jetzt etwas überrascht, na egal. Ich trage nur meine rot gepunkteten Boxershorts, könnte also einen professionelleren ersten Eindruck machen, aber was soll’s. Auch die neongrünen Socken aus dem Flugzeug habe ich noch an, wie mir gerade auffällt. Kurios, was machen die denn immer noch an meinen Füßen!?
    Da steht also unsere junge Reiseleiterin, einfach so, wirkt dynamisch und fröhlich und schaut mich jetzt erwartungsvoll an. Wenn man eine Weile schweigt, fällt das dem Gesprächspartner ja viel stärker auf als einem selbst. Ich sollte irgendwas sagen.
    » Über dir baumeln Stromkabel.«
    Sie lässt nicht erkennen, was sie von mir hält. Muss sie ja auch nicht! Ich habe dafür bezahlt, dass sie die Gruppe begleiten darf, so einfach ist der Deal.
    » Okay, Andi, dann gehe ich jetzt frühstücken. Unten klären wir auch die organisatorischen Dinge.«
    » Jo, geht klar. Öhm, wie heißt du noch mal?«
    » Jana«, sagt sie und geht in ihr Zimmer.
    Lustig, ich habe gerade in einer Balkon-Szene mitgespielt. Eigentlich kennt man die ja nur aus doofen

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