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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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engen Ackerdamm die Balance verliert und vom Rad kopfüber in die Reispflänzlinge kippt.
    Mutti bremst ruckartig. » Ogottogott!«
    Mechthild spuckt braune Erde und grüne Setzlinge aus. » Nix passiert.«
    » Dass du nicht warten kannst, bis der Reis auf den Teller kommt«, tadelt Kurt.
    » Kurt!«, pfeift sie ihn scharf an.
    » Reich mir deine Hand«, sagt er frotzelnd, » die saubere, bitte.«
    Nach gut 15 Kilometern stoppt das Südchinesische Meer die Radtour. Hotels gibt es keine, nicht mal Bars, nur ganz ursprüngliche Bambusbuden säumen den Strand. Kurz befürchte ich, dass mein Mittagessen komplett im Sande verläuft.
    Ich brumme besorgt.
    » Vielleicht genießt du erst mal den Ausblick aufs Meer?«, schlägt Antje vor.
    Klar, der ist natürlich auch wichtig. » Schön, sieht aus wie … blauer Wackelpudding.«
    Antje verdreht die Augen zum Himmel.
    » Da: Bier und Nudelsuppe!« Kristin erblickt in einer der Bambushütten die Grundversorgung und leckt sich schmatzend mit der Zunge über die Lippen.
    Jetzt habe auch ich die innere Ruhe für Romantik. Erleichtert übergebe ich mein Rad dem Parkplatz-Vietnamesen. » Okay, hier können wir bleiben! Was für ein tolles Meer. Und so viel.«
    Kleine Wellen schnellen empor, fast meint man, dem Wasser schwillt der Kamm.
    Kristin schirmt die Augen mit einer Hand ab. » Ich kann Moby Dick sehen!«
    » Wenn du jetzt mich meinst …« Antje stemmt ihre Arme in die Hüfte.
    » Nee, du bist Flipper!«
    » Tussi! Also ich geh jetzt erst mal joggen, der Sand ist ideal für die Gelenke.«
    Mutti unterhält sich unter einem Sonnenschirm lebhaft mit Vera und Walter. Jana hat es sich auf einer Bambusliege bequem gemacht, etwas abseits starrt Sven auf das anrollende Wasser.
    Übermütig springe ich aus meinen Klamotten, diesmal mit einem Siegerlächeln – ich weiß ja, dass meine Badehose nicht bunt gepunktet ist. Schnell wie ein Rettungsschwimmer, und hoffentlich auch so sportlich, laufe ich in die Wellen der türkisklaren See. Im Meer zu toben macht nun wirklich mehr Spaß, als im Pool zu plantschen, und einen Beckenrand hat es auch nicht. Wenige Meter neben mir taucht Haralds Kopf aus dem Wasser, er prustet einen halben Liter zurück in den Ozean.
    » Sieh mal, neu gekauft: eine Taucheruhr. Die ist wirklich wasserdicht.«
    Das Ziffernblatt ist neblig beschlagen.
    » Jo, Harald, das Wasser läuft jedenfalls nicht mehr raus …«
    Wenn ich es so vom Meer aus betrachte, ist das Strand-Panorama ein echtes Stillleben. Allein Antje stört das Standbild, indem sie barfuß und mit Stirnband von links mitten hindurchjoggt.
    Ich wate zurück an den Strand, schnappe mir mein Hotelhandtuch und fläze mich so faul in den Liegestuhl, wie es sich für einen Urlaubstag gehört. Ich könnte sofort in Tatenstarre verfallen.
    » Andi, Schlaftrunk?«
    Kristin beschränkt sich in der Mittagshitze auf die wesentlichen Wörter und holt zwei Bier aus ihrer Tasche. Ich halte ihr einen Arm hin und lasse mir eins geben, das metallene Klicken beim Öffnen der Dosen hört sich gut an. Urlaubstag, du bist mein Kumpel.
    » Andi, Sonnenmilch!« Mann, Mutti, unauffälliger geht’s wohl nicht.
    Seufzend bequeme ich mich vom Handtuch hoch und patsche mir die Lotion unwillig auf Bauch und Brust.
    » Und hinten?«, fragt Kristin.
    » Da komm ich nicht dran. Muss ich auch nicht, da lieg ich doch drauf.«
    » Soll ich dir den Rücken eincremen?« Jana blickt von ihren Reiseunterlagen auf.
    Ich stutze für einen Moment. Kristin kommt mir zuvor. » Jana, nicht dass du Mutti ihren Job wegnimmst.«
    » Was? Das macht sie doch schon seit Ewigkeiten nicht mehr …!«
    Kristin lacht. Mist, reingefallen. Meine Schwester will mich nerven, was ihr auch gelingt.
    Um Selbstsicherheit bemüht, grinse ich Jana an. Nicht dümmlich, sondern auffordernd. Wenn sie unbedingt will … Sie lässt die Lotion in ihre Hände tropfen, diese dann sanft und geschmeidig über meine Schultern gleiten. Gar nicht mal schlecht, uuh, wirklich nicht, das ist kein Eincremen, das ist eine Massage. Ich schließe die Augen, genieße. Yeah, zeig’s mir, Baby. In den nächsten zwei Minuten schwellen mir alle Sinne an. Und nicht nur die. Ups, Lümmel-Alarm. Besser, ich bleibe noch eine Weile auf dem Bauch liegen.
    » Ich gehe jetzt am Strand spazieren. Kommt jemand mit?«, fragt Jana.
    » Bin dabei!«, meldet sich Harald hinter ihr.
    » Nein, bist du nicht.« Es ist Kristin, die ihn ausbremst.
    » Was, wieso nicht?«
    » Ja, lass ihn doch«, sage

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