Mutter des Monats
ehrfurchtsvoll ein.
»Sie geht einmal im Monat in eine Agentur, um Produkte zu testen, und nimmt anschließend an einer Diskussion teil. Und diese Liz, die angeblich beim Verlag arbeitet – sie liest hin und wieder was Korrektur.«
»Destinys Mutter ist mir immer noch die Liebste.« Rachel lächelte zufrieden. »Sie ist ach so beschäftigt mit ihrer politischen Karriere …«
»… dabei hat sie nur ein einziges Mal bei der Wahlkampagne der UK Independence Party geholfen«, ergänzte Georgina. »Ach, herrlich!« Sie hob ihre Tasse Grüntee. »Ein FJ . Heute ist ein ganz besonderer Tag für uns alle.«
»Aber wenn man so richtig darüber nachdenkt«, wandte Deborah ein, »sollte man vielleicht ein wenig Verständnis aufbringen? Ich meine, wisst ihr, wenn der Ehemann säckeweise Geld verdient und man nicht arbeiten muss , aber doch irgendwas tun will, damit man sagen kann …« Deborah kam langsam in Fahrt, wie die Teilnehmer bei politischen Diskussionen im Fernsehen. »Ich meine, in so einem Fall ist es extrem schwierig. Könnt ihr das nicht verstehen? Ich nenne das immer gern die ›Wohlstandsfalle‹.«
Eine erstaunlich gutmütige Georgina tätschelte Deborah die Hand, damit sie die Klappe hielt. »Wenn ich du wäre, würde ich das schön für mich behalten«, riet sie ihr, und wandte sich wieder Joanna zu. »Los, sag mir, wie bist du ihr auf die Schliche gekommen?«
»Wir haben ihre Schwiegermutter jetzt bei uns im Pflegeheim«, erklärte Joanna. »Bea und Tony haben sie dahin abgeschoben, ihr Haus verkauft und behauptet, sie sei meschugge. Aber wenn es um Bea Stuart geht, ist die alte Dame stets bei klarem Verstand, das kann ich euch sagen.«
»Also, jetzt mal was anderes«, sagte Melissa bestimmt. Sie fühlte sich nie ganz wohl, wenn die anderen lästerten, das war Georgina schon früher aufgefallen. Wirklich schade, denn ansonsten war die Frau echt gut drauf. »Bildet ihr ein Team für das Quiz?«
»Auf keinen Fall«, ätzte Georgina.
»Wir sind doch keine Verlierer!«, fügte Joanna hinzu.
»Beim Quiz«, erklärte Rachel geduldig, als hätte sie eine Schulanfängerin vor sich, »machen nur die armen Schweine mit, die ohne Freunde.«
»Also, ich bin dabei«, sagte Melissa. »Mit Colette, Sharon, Jasmine und den anderen.«
Georgina schnaubte. »Pah! Viel Glück mit dem Haufen.«
»Na, es geht doch nicht ums Gewinnen, sondern ums Mit…«
»Aber das ist doch Beas Team!« Heather war entsetzt. »Die sind doch immer in Beas Team. Seit ewigen Zeiten!« Sie hielt sich an der Tischkante fest, als wäre die das Einzige, auf das sie sich noch verlassen konnte.
»Dieses Jahr nicht. Bea hat ihnen gesagt, sie wolle dieses Jahr gewinnen und könne keinen Ballast gebrauchen«, sagte Melissa. »Sie waren ziemlich verschnupft deswegen …«
»Ach, genau.« Joanna war auf einmal ganz munter. »Das wollte ich euch auch noch erzählen. Offenbar tut Bea ganz groß, weil sie meint, das Quiz schon gewonnen zu haben. Sie hat drei Mitspieler aus dem Siegerteam vom letzten Jahr abgeworben und eine Geheimwaffe engagiert.«
»Hat sie das?« Georgina war nicht sicher, was sie so aufputschte. Hormone? Die Enthüllungen dieses Vormittags? Der dünne Grüntee war es jedenfalls nicht. »Tatsächlich? Nun, das werden wir ja sehen.« Sie blickte in die Runde. »Mädels. Es gibt nur einen Weg. Entschuldigt, aber ich muss Worte aussprechen, die ich nie in den Mund nehmen wollte. Wir haben keine Wahl.« Sie schluckte schwer, legte die Hände auf den Tisch, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sprach mit der Stimme eines Fußballtrainers. »Wir werden ein Team aufstellen müssen.«
»Was?«, stöhnte Joanna.
»Echt?«, meinte Rachel.
»Wenn ich es recht bedenke«, sagte Deborah, »bin ich ziemlich gut bei Quizfragen.«
Heather klatschte begeistert in die Hände. »Ich wollte immer schon am Quiz teilnehmen, aber keiner hat uns je gefragt. Ach, Georgina, du bist klasse!« Mit Tränen in den Augen schob sie ihre Hand über den Tisch. »Es tut mir so leid. Bitte. Verzeihst du mir?«
»Klaro.« Georgina sah sie mit verengten Augen an. »Was genau?«
»Dafür, dass ich nicht mehr mit dir geredet habe. Ich habe seit einem Monat nicht mehr mit dir geredet.«
Versammlung des außerordentlichen Wohltätigkeitskomitees von St. Ambrose
Ort: Büro des Rektors
Anwesende: Mr Orchard (Rektor), Beatrice Stuart (Vorsitzende), Clover, Colette, Sharon, Melissa
Protokollantin: Heather
REKTOR: Zu Beginn würde ich gern Heather für
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