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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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wahrscheinlich verloren gewesen wäre. Er nützte eine riesige Sturzwelle aus, um das Boot an der einzigen Stelle, wo Schilf wuchs, aufzusetzen – ringsherum starrten nur steile, zackige Felsen. Er beförderte Elsie, die Cucullan festhielt, mit einem kraftvollen Schwung an Land, sprang selbst hinterher und zog sie blitzschnell von der zurückströmenden Welle fort, die das Boot entführte, bevor er es halten konnte. Sie stiegen eine Reihe von Felsstufen hinauf und ruhten sich schließlich auf einem Stück weichem Torf aus. Dann brach die Sonne erfreulicherweise wieder durch.
    »Also, ertrunken sind wir ja zum Glück nicht«, lachte Owen, »aber dafür sitzen wir im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen.« Die See war jetzt ganz außer Rand und Band geraten, sie warf turmhohe Wellen, die dröhnend an die Felsen schlugen. »Man wird uns sicher holen kommen, aber ich fürchte, sie werden noch eine Weile warten müssen, bis es etwas ruhiger wird.«
    Elsie war es ganz gleichgültig, wie lange es dauerte, bis das Meer sich beruhigte. Der Gedanke, daß sie Owen vielleicht mehrere Stunden lang für sich allein haben würde, war einfach herrlich. Dann sah sie einen Augenblick lang das Boot, das hilflos auf den aufgepeitschten Wellen hin- und herschaukelte, und begriff, wie egoistisch dieser Gedanke war. Sie hatte vollkommen ihre unglücklichen Kinder vergessen, die jetzt vielleicht schon fürchteten, Vollwaisen zu sein. »O Gott!« stöhnte sie.
    »Ich verdiene alle Vorwürfe, die Sie noblerweise nicht aussprechen.«
    »Es macht mir nicht das geringste aus, daß wir hier gestrandet sind«, versicherte Elsie ihm wahrheitsgetreu. »Ich hab' nur Angst, daß meine Familie sich Sorgen um mich macht. Übrigens, als wir uns vorhin trafen, dachte ich gerade über sie nach.« Das gekenterte Boot schaukelte verlassen auf den Wellen, schien aber heimtückischerweise Kurs auf Dooneen zu nehmen, als ob es absichtlich ihre Kinder in Aufregung versetzen wollte. »Ich hab' ihnen letzthin viel Ärger gemacht, und jetzt werden sie ganz außer sich sein!« Owen meinte, er könne sich schlecht vorstellen, daß sie überhaupt irgend jemand Ärger bereiten könne, noch nicht mal aus Versehen. Elsie seufzte: »Ach, leider doch! Es fing damit an, daß ich auf eigenen Füßen stehen und nicht länger von ihnen abhängig sein wollte.« Und dann schüttete sie Owen ihr Herz aus, so, wie jede Frau es getan hätte, die mit dem Mann ihrer Träume von der Welt abgeschnitten auf einer einsamen Insel sitzt. Als sie fast zu Ende war, brach Owen in ein schallendes Gelächter aus und schloß sie in seine Arme.
    »Wie konnte ich nur all diese Jahre ohne dich leben? Sag mir sofort, mein Liebling, daß du mich heiraten willst!«
    Den meisten Frauen hätte es die Sprache verschlagen, wenn ihre reumütige Beichte durch einen Heiratsantrag unterbrochen worden wäre, aber Elsie brachte es fertig, ohne Zögern zu sagen: »Natürlich heirate ich dich.«
    Cucullan tauchte plötzlich aus dem Unterholz auf, wo er zwar passioniert, aber vergeblich nach Kaninchen gejagt hatte; er setzte sich vor die beiden hin und blickte sie fragend an.
    Nach einiger Zeit hatten sie sich wieder so weit in der Hand, daß sie halbwegs vernünftig miteinander reden konnten. Elsie erfuhr, warum ein so begehrenswerter Mann wie Owen unverständlicherweise noch frei war. Ein junges Mädchen, das er vor Jahren geliebt hatte, war früh an Leukämie gestorben. »Da ich kein Heiliger bin, habe ich ihr mein Herz nicht für ewig mit ins Grab gelegt. Ich war ein paarmal sehr in andere Mädchen verliebt, aber meine Gefühle gingen nie tief genug, um für eine Heirat zu langen. – Bis du erschienst!«
    Er sagte sanft: »Sie war ein sehr liebes Mädchen, aber die Zeit deckt vieles zu, und dem Mann, den du jetzt vor dir siehst, kommt es so vor, als ob er immer nur eine Frau geliebt hat und immer nur eine lieben kann, und das bist du, mein Liebling.« Elsie wußte, daß keiner für den anderen bloßer Ersatz für Verlorenes war, sondern daß sie wirklich zueinander gehörten; trotzdem stieß sie einen kleinen Seufzer aus, als eine Art Tribut an den trauernden jungen Mann, an das tote liebe Mädchen, das um Jahre des Glücks gebracht worden war, und an den teuren Mr. Brown. Sie erzählte Owen alles über den guten, lieben Mr. Brown, und dann beschlossen beide vernünftigerweise, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sich statt dessen auf die Gegenwart und die Zukunft zu konzentrieren.
    Elsie sagte,

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