Muttergefuehle
Fell.«
Wie ich mich im Alltag an die Liebe erinnere:
• Ich habe sie auf den Unterarm tätowiert. Zeige ich dem Mann zum Beispiel einen wütenden Stinkefinger, sehe ich die Tätowierung und denke: »Da war doch was.«
• Ich schreibe auf, warum ich ihn so liebe, und wenn der Mann mich schlimm nervt, lese ich es. Dann bin ich meistens wieder etwas milder gestimmt.
• Ich gucke mir Fotos an und lese seine Briefe.
• Wir versuchen, regelmäßig allein etwas zu unternehmen.
Kannst du vielleicht auch mal?
Der Frust, weil der Partner immer eine Extraeinladung braucht.
Am Wochenende könnte ich seine Zeitung anzünden. Denn nach dem Frühstück setzt er sich wie selbstverständlich mit ihr aufs Sofa und liest sie von vorn bis hinten durch. Seelenruhig. Er juckt sich am Ohr. Ganz vertieft. Er merkt gar nichts. Nicht, wenn das Kind mit Joghurt schmeißt, nicht, wenn es an der Haustür klingelt, während ich telefoniere und die Spülmaschine auspacke. Selbst wenn ich auf allen vieren mit dem Kind auf dem Rücken an ihm vorbeireite und laut wiehere, guckt er nicht hoch. Aus verschiedenen Gründen regt mich das auf. Erstens bin ich neidisch, weil er sich einfach ausklinken kann und ich immer sofort abgelenkt bin, sobald das Kind Piep oder Häni sagt. Zweitens macht es mich wütend, dass er so unabgesprochen davon ausgeht, dass ich mich ums Kind kümmere. Denn wenn meine Mütterqualitäten für selbstverständlich genommen werden, werde ich sehr ungemütlich, schließlich erwartet der Mann ja auch bei jeder aufgehängten Waschmaschinenladung ein singendes Telegramm. Wenn ich also das Gefühl habe, es wird automatisch davon ausgegangen, dass ich mich kümmere, werde ich sauer. Das werde ich auch, wenn der Mann nicht mitdenkt. Ein Beispiel: Der Mann war mit dem Kind unterwegs und hatte zu Hause etwas vergessen. Also kam er wieder nach oben in die Wohnung, allerdings ohne Kind. Er hatte es mitten im Treppenhaus stehen gelassen, zu einem Zeitpunkt, an dem es allein Treppen steigen so gut konnte wie Bremswege berechnen. Energisch habe ich den Mann extra eingeladen, mehr auf die Sicherheit des Kindes zu achten.
Wozu ich den Mann auch gern extra einlade, ist, das Kind zu wickeln, denn er kann die Notwendigkeit einer neuen Windel selbst dann noch konsequent ignorieren, wenn das Kind stinkt wie eine Festivaltoilette.
A propos konsequent ignorieren: Partner, die sich nachts schlafend stellen, damit die Frau aufsteht und sich ums meckernde Kind kümmert, haben nicht nur eine Extraeinladung, sondern auch schlimme Träume verdient. Denen wünsche ich, dass ihnen darin Veronica Ferres erscheint, die ihnen die Finger abschleckt, während ihnen die Augenbrauen so lang wachsen, dass sie ihnen im Mund hängen. Eigentlich wünsche ich denen sogar, dass das in echt passiert. Denn seine Frau so hängen zu lassen, geht gar nicht. Klar, die Männer arbeiten in den meisten Fällen und brauchen ihren Schlaf. Aber HALLO ? Wir arbeiten auch. Und warum sollte unser Job weniger wichtig und verantwortungsvoll sein, er wird schließlich schon schlechter bezahlt.
Bei mir zu Hause handelt es sich eher um ein Luxusproblem: Mein Mann steht nachts zwar auf und geht zum Kind, aber er lässt das Babyfon an und die Tür sperrangelweit auf, so dass ich alles miterleben kann, als wäre ich live dabei. Hat das Kind sich beruhigt, kommt er wieder ins Bett, schläft innerhalb von drei Sekunden ein und atmet mir so ins Ohr, dass ich, eh schon hellwach, nicht mehr einschlafen kann.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Absprachen sehr gut gegen Extraeinladungen helfen. Die Nächte bei uns sind zum Beispiel genau geregelt, in besonders schweren Fällen (Kind sehr krank, wacht alle 20 Minuten auf), teilen wir uns die Nacht halbe-halbe, in anderen Fällen (einer von uns hat was Wichtiges bei der Arbeit, ist krank, schlecht drauf etc.) macht der andere die ganze Nacht und schläft gleich beim Kind, und im Normalfall gehen wir immer abwechselnd ins Kinderzimmer. Auch für tagsüber helfen klare Ansagen und Absprachen gegen zu viele Extraeinladungen. Wenn wir alle zusammen Fußball gucken zum Beispiel, würde der Mann sich automatisch ausklinken und nicht bemerken, wie der Sohn sich eine Leiter zum Herd baut, seine Hände brät und zum Nachtisch einen Spülmaschinentab lutscht. Bekommt er vor Anpfiff eine Halbzeit Kindverantwortung auferlegt, ist er aufmerksamer, und ich kann auch was vom Spiel sehen.
Ich bin mir sicher, dass der Mann sich nicht drücken will,
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