Myron Bolitar 03 - Der Insider
verwaltet.«
»Wann hat er es abgehoben?«
»Vier Tage vor seinem Verschwinden«, sagte Win.
»Um Spielschulden zu bezahlen?«
»Möglich.«
Wins Telefon klingelte. Er ging dran und sagte: »Ich höre. Okay, stellen Sie ihn durch.« Zwei Sekunden später reichte er Myron den Hörer.
»Für mich?«, fragte Myron.
Win sah ihn unbewegt an. »Nein«, sagte er. »Ich geb dir den Hörer, weil er mir zu schwer ist.«
Alle Menschen sind Klugscheißer. Myron nahm den Hörer. »Hallo?«
»Ich hab einen Streifenwagen bei Ihnen unten.« Dimonte bellte mit aller Kraft ins Telefon. »Schieben Sie Ihren Arsch da runter.«
»Was ist los?«
»Ich bin in Downings beschissenem Haus. Ich musste dem Richter praktisch einen blasen, um einen Durchsuchungsbefehl zu kriegen.«
»Schönes Bild, Rolly.«
»Verarschen Sie mich nicht, Bolitar. Sie haben gesagt, dass da Blut im Haus ist.«
»Im Keller«, korrigierte Myron.
»Genau da im Keller steh ich gerade«, entgegnete er. »Und der ist so sauber wie ein Kinderpopo.«
21
Der Keller war wirklich sauber. Es war kein Blut zu entdecken.
»Da müssen noch Spuren sein«, sagte Myron.
Dimontes Zahnstocher sah aus, als würde er gleich zwischen den zusammengebissenen Zähnen zerbrechen. »Spuren?«
»Ja. Mit einem Mikroskop oder so.«
»Mit einem ...« Dimonte fuchtelte mit den Armen herum und lief rot an. »Scheiße, was nützen mir Blutspuren? Die beweisen gar nichts. Spuren kann man nicht testen.«
»Sie beweisen, dass da Blut war.«
»Ja und?«, schrie er. »Wenn Sie mit einem Mikroskop durch ein x-beliebiges Haus in Amerika gehen, finden Sie überall Blutspuren. Und wen kratzt das?«
»Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, Rolly. Das Blut war da.«
Etwa fünf Bullen von der Spurensicherung - keine Uniformen, Zivilfahrzeuge - durchsuchten das Haus. Krinsky war auch da. Er hatte eine Videokamera in der Hand, die allerdings nicht eingeschaltet war. Außerdem hatte er sich ein Bündel brauner Umschläge oder etwas Ähnliches unter den Arm geklemmt. Myron zeigte darauf. »Ist das der Bericht des Leichenbeschauers?«
Roland Dimonte stellte sich dazwischen und versperrte Myron die Sicht. »Das geht Sie einen Scheißdreck an, Bolitar.«
»Ich weiß das von Liz Gorman, Rolly.«
Als er das sagte, fiel Rolly der Zahnstocher aus dem Mund. »Scheiße noch mal, woher ... ?«
»Ist nicht so wichtig.«
»Was hier wichtig ist oder nicht, überlassen Sie mal hübsch mir. Was wissen Sie sonst noch? Wenn Sie mir was verschweigen, Bolitar ...«
»Ich verschweige Ihnen gar nichts, aber ich glaube, ich kann Ihnen helfen.«
Dimontes Augen verengten sich. Mister Misstrauen. »Wieso?«
»Sagen Sie mir einfach, welche Blutgruppe Gorman hatte. Mehr will ich gar nicht wissen. Nur die Blutgruppe.«
»Warum sollte ich?«
»Weil Sie keine total taube Nuss sind, Rolly.«
»Hören Sie auf mit dem Scheiß. Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich hab Ihnen doch von dem Blut im Keller erzählt, oder?«, fragte Myron.
»Ja.«
»Das war noch nicht alles.«
Dimonte sah ihn wütend an. »Sondern?«
»Wir haben das Blut testen lassen.«
»Wir? Verdammt, wer ist ...« Seine Stimme erstarb. »Mein Gott, jetzt erzählen Sie mir bloß nicht, dass dieser Psycho-Yuppie über die Sache Bescheid weiß?«
Wer Win kannte, musste ihn einfach lieben. »Ich möchte ein kleines Tauschgeschäft vorschlagen.«
»Was für ein Tauschgeschäft?«
»Sie verraten mir die Blutgruppe aus dem Bericht. Ich verrate Ihnen, welche Blutgruppe wir im Keller gefunden haben.«
»Scheiß drauf, Bolitar. Ich kann Sie wegen Manipulation von Beweismaterial in einer polizeilichen Ermittlung ins Gefängnis stecken.«
»Was für Manipulation? Es gab keine Ermittlung.«
»Dann nagel ich Sie eben wegen Einbruchs fest.«
»Wenn Sie das nur beweisen könnten. Und dann muss Greg noch Klage einreichen. Hören Sie, Rolly ...«
»AB positiv«, sagte Krinsky. Er ignorierte Dimontes wütenden Blick und fuhr fort: »Das ist ziemlich selten. Haben nur vier Prozent der Bevölkerung.«
Beide sahen Myron an. Der nickte: »AB positiv. Die gleiche Blutgruppe.«
Dimonte hob die Hände und setzte eine verblüffte Miene auf. »Hey, warten Sie. Wollen Sie damit sagen, dass sie hier unten ermordet und dann fortgeschafft worden ist?«
»Ich will gar nichts sagen«, erwiderte Myron.
»Wir haben nämlich keine Hinweise darauf gefunden, dass die Leiche bewegt wurde«, fuhr Dimonte fort. »Nicht den geringsten. Wir haben zwar auch nicht
Weitere Kostenlose Bücher