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MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition)

Titel: MYSTERIA - Das Tor des Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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zeichneten sich drohend vor dem Blau des Himmels ab - zu spät, viel zu spät, um vor ihnen wegzulaufen. Die Angel fiel Ayani aus den Händen, ein dumpfer Laut rang sich aus ihrer Kehle.
     
    Bei den Unsichtbaren!
     
    Der aufregende Kampf mit dem Schnapphecht hatte sie so abgelenkt, dass sie das nahende Verderben überhaupt nicht bemerkt hatte!
     
    Die fünf Krieger in den schwarzen Lederrüstungen waren leicht als Marschmärker zu erkennen. Nicht alleine an den Schilden, die einen roten Greif, das Wappentier Rhogarrs von Khelm, trugen. Die Marschmärker waren auch von weit kräftigerer Gestalt als die feingliedrigen Alwen, hatten breitere Gesichter und flachere Nasen, und auch ihre Augen wiesen weder die für die Alwen typische Mandelform noch das tiefe Smaragdgrün auf.
     
    Die fünf Männer saßen in den Sätteln riesiger Streitrosse und starrten zu ihr herunter. Im ersten Moment schien es, als wären weder sie noch Ayani zu einer Regung fähig. Es ist aus!, durchzuckte es Ayani. Auch wenn sie flink war wie ein Wiesel und beim Wettlauf alle jungen Burschen ihres Dorfes mit Leichtigkeit hinter sich ließ, diesen Reitern würde sie niemals entwischen können. Die Pferde der Marschmark waren weithin berühmt für ihre Schnelligkeit und in allen Landen Mysterias heiß begehrt. Es war völlig undenkbar, dass Ayani ihnen entkommen konnte.
     
    »Was treibst du da?«, rief jetzt einer der Krieger - der, der die linke Flanke des Trupps bildete. Ihr Anführer offensichtlich, denn sein Helm war als einziger mit zwei Bergwidderhörnern verziert.
     
    »Oh, nichts, Herr!«, entgegnete Ayani rasch. »Jedenfalls nichts Unrechtes.«
     
    »Was du nicht sagst, du Alwenbalg!« Die Augen des Mannes schienen reglos, aber seine Stimme bebte. »Hat unser Herr und Gebieter Rhogarr von Khelm euch das Fischen und Jagen nicht strengstens verboten?«
     
    »Ja, ja, schon...«
     
    »Und warum hältst du dich nicht an die Befehle deines Königs?«
     
    »Weil …« Ayani brach ab und starrte die Männer mit klopfendem Herzen an. Jetzt, jetzt musste es sich entscheiden, wie sie sich ihnen gegenüber verhielt: duckmäuserisch und feige - oder mutig. »Die Befehle deines Königs«, klang es ihr in den Ohren. Das Bild ihres Vaters tauchte in ihrem Inneren auf, wie er zusammengeschlagen wurde und abgeführt von marschmärkischen Soldaten wie diesen, während seine Frau und seine Kinder hilflos danebenstanden, gepackt und in Schach gehalten von anderen Kriegern. Noch ehe Ayani wusste, was sie tat, sprudelten die Worte auch schon aus ihrem Mund. »Ganz einfach, Herr«, hob sie an und spürte eine heiße Welle der Wut in sich aufsteigen. »Weil dieser Rhogarr weder mein König noch der Besitzer dieser Fische hier ist. Die Natur schenkt ihre Gaben jedem, der ihrer bedarf, und niemand hat das Recht, sie uns zu verwehren - nicht einmal dieser ruchlose Tyrann, den Ihr Euren Herrn und Gebieter nennt!«
     
    »Was erdreistest du dich, du Bastard!« Endlich war Bewegung in den Anführer gekommen. Das Gesicht zu einer wütenden Fratze verzerrt, wandte er sich an seine Männer. »Es ist allerhöchste Zeit, dass diese Alwin am eigenen Leibe spürt, wer im Nivland das Sagen hat.« Seine Hand schnellte nach vorne und zeigte auf einen der Krieger. »Los, schnapp sie dir! Wir machen kurzen Prozess und knüpfen sie am nächsten Baum auf!«
     
    »Zu Befehl, Herr Grymm!«, entgegnete der Angesprochene, gab seinem Pferd, einem Falben, die Sporen und sprengte auf Ayani zu.
     
    Allerdings kam er nicht weit. Nach nur zwei Galoppsprüngen traf ihn ein Stein aus Ayanis Schleuder genau an der Stirn. Wie vom Blitz getroffen kippte der Krieger aus dem Sattel und stürzte zu Boden, wo er sich noch einmal überschlug und dann reglos liegen blieb. Der reiterlose Falbe stürmte mit wilden Sprüngen davon.
     
    Erneut ließ Ayani die Schleuder über ihrem Kopf wirbeln, während ihre Augen das nächste Ziel suchten. Diesmal traf ihr Geschoss eines der Pferde genau an den Nüstern. Das Tier stieg unter wütendem Wiehern in die Höhe und warf seinen Reiter ebenfalls ab.
     
    »Beim Zorn der Dämonen!«, schrie Herr Grymm, der Anführer, die restlichen Männer an. Seine Stimme überschlug sich fast vor Wut. »Sollen wir uns von einem Mädchen zum Narren machen lassen? Worauf wartet ihr noch? Schnappt sie euch! Sie darf uns unter keinen Umständen entkommen!«
     
    Der nächste Stein aus Ayanis Schleuder traf Grymm mitten ins Gesicht und schlug ihm das Nasenbein entzwei.

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