Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mysterium

Mysterium

Titel: Mysterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
Vom Netzwerk:
Dasein zu versöhnen‹, um einen ihrer prominentesten Vertreter zu zitieren.«
    »Aber sicherlich können die Beweise, die wir besitzen – einschließlich der, die Sie selbst gesammelt haben –, nicht einfach von der Hand gewiesen werden«, entgegnete Clare. »Sie müssen doch irgendwie erklärt werden.«
    »Oder wegerklärt «. sagte Lewis mit einer Spur von Ermüdung, die von der allzu langen Bekanntschaft mit der Kleingeistigkeit seiner Mitmenschen herrührte. »Die Skeptiker weisen gern darauf hin, dass selbst im Osten, besonders im Osten, eine arme Familie, die einem verstorbenen Mitglied eines wohlhabenden Klans zur Wiedergeburt verhilft, durch diese Verbindung sehr viel gewinnen kann.«
    »Aber Sie wollen doch sicher nicht behaupten, dass jeder dieser Fälle ein Betrug ist«, erwiderte Clare mit leichter Verzweiflung in der Stimme. »Das ist absurd. Wir wissen nicht, was mit Julia passiert und wie oder warum es geschieht; aber wir wissen mit Sicherheit, dass es kein Betrug ist.«
    Lewis nickte mitfühlend. »Ja, natürlich. Unter den hunderten von Fällen, die ich untersucht habe, war eine Hand voll, wo ein Betrug nicht in Betracht kam.«
    »Was sagen die Skeptiker denn dazu?«
    »Es gibt ein nützliches Wort, das sie bei jenen Fällen anwenden, in denen sie mit Begriffen wie ›Betrug‹, ›unbewusste Unvoreingenommenheit‹, fehlerhaftes Vorgehen‹ und so weiter nicht alles Mögliche wegerklären können. Dieser Begriff lautet ›Anomalie‹. Alles, was nicht mit dem in Übereinstimmung gebracht werden kann, was wir bereits wissen, wird einfach als Anomalie abgestempelt und beiseite gelegt, bis wir es hoffentlich vergessen.«
    »Oder«, ergänzte Tom, »bis das, was wir wissen und glauben, sich ausreichend erweitert hat, um es mit einzuschließen.«
    »Was schrecklich lange dauern kann.«
    »Ich habe in einem der Bücher etwas über Muttermale gelesen«, sagte Clare. »Ich verstehe nicht, wie jemand die Beweise dafür ignorieren kann.«
    »Nun, die erste Angriffslinie der Kritiker ist normalerweise die Koinzidenz, das zufällige Zusammentreffen«, erklärte Lewis. »Und dass ein Kind mit einem Muttermal geboren wird, das in seiner Gestalt der Schuss- oder Stichwunde jener ermordeten Person entspricht, die das Kind in einem früheren Leben gewesen sein will … nun, das könnte wirklich ein Zufall sein. Fast alles könnte Zufall sein. Aber man muss sich fragen, welche Erklärung die Glaubhaftigkeit stärker strapaziert: ein solch hohes Maß von Zufälligkeit oder die Annahme, dass es Reinkarnation tatsächlich gibt.«
    »Und die Skeptiker bevorzugen die Zufälligkeit?«, fragte Tom.
    »Ja. Auf ihre verdrehte Art glauben sie, dass es mehr Sinn macht. Gerade so, als ob einer von ihnen am Ende behauptet, dass die Erinnerungen an früheres Leben in Wirklichkeit bloß übersinnliche Wahrnehmungen sind.«
    Tom erinnerte sich, was Dr. Hunt über die Möglichkeit gesagt hatte, dass die Erinnerungen an früheres Leben sehr wohl eine Form von Telepathie oder einer anderen übersinnlichen Wahrnehmung sein könnten, die wir noch nicht richtig begreifen. Aber so, wie Lewis sich gerade ausgedrückt hatte, schien dieser Gedanke etwas sehr Merkwürdiges zu haben.
    » Bloß übersinnliche Wahrnehmungen?«, wiederholte Tom mit leicht ironischem Unterton. »Eine so alltägliche Sache wie übersinnliche Wahrnehmung?«
    Lewis schien erfreut zu sein, dass Tom die Absurdität dieses Gedankens nicht entgangen war. »Die Skeptiker behaupten, dass übersinnliche Wahrnehmung als die wahrscheinlichere Erklärung akzeptiert werden muss, da es experimentelle Nachweise dafür gibt, wie dürftig sie auch sein mögen. Aber es gibt absolut keinen Beweis für die Existenz einer vom Körper losgelösten Seele.«
    »Aber die Skeptiker verbringen die Hälfte ihrer Zeit damit, nachzuweisen, dass übersinnliche Wahrnehmungen nicht existieren«, entgegnete Clare. »Sie können nicht beides haben.«
    »Ich fürchte, das können sie doch. Nicht dass ich gegen Skepsis oder Skeptiker wäre. Ich bin selbst einer. Sonst steht man rasch als leichtgläubiger Trottel da – ein Vorwurf gegen den ich mich viele Jahre lang wehren musste.«
    Stille breitete sich aus. Schließlich fragte Tom:
    »Was glauben Sie selbst, Dr. Lewis? Vorausgesetzt, Sie haben einen Glauben. Mit all Ihrer Erfahrung, was diese Dinge angeht – was glauben Sie, was am Ende dabei herauskommt?«
    Lewis lehnte sich im Sessel zurück und lächelte unergründlich. »Wenn ich das

Weitere Kostenlose Bücher