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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
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klappten noch weiter auf, und nun war auch zu sehen, daß lange, dicke Pfähle wie Raubtierzähne aus beiden Klappen ragten. Die Shrouks verhielten sich nach wie vor abwartend. Sie sammelten sich rund um die Öffnung mit den nadelspitzen Pfählen, um Carlumen zu empfangen.
    Die Fliegende Stadt war nur noch drei Längen entfernt und trieb unaufhaltsam der aufgeklappten Riesenfalle entgegen.
    »Du hast uns in diese Lage gebracht, Yhr«, sagte Mythor gepreßt.
    »Nun wirst du uns auch herausholen.«
    »Ich bin unschuldig«, zischelte die Schlange. »Ich habe nur getan, was du mir aufgetragen hast. Hinter der Öffnung liegt die Schleuse nach Gorgan. Du wolltest es so. Wenn du willst, kann ich Carlumen immer noch wenden. Das wäre doch das beste Zeichen meines guten Willens.«
    »Wir kehren nicht um«, sagte Mythor entschlossen.
    Carlumen war nur noch zwei Längen von der tödlichen Falle entfernt. Wenn sie mit dieser Geschwindigkeit einfuhren, hatten sie keine Chance, den beiden zuschnappenden Klappen zu entgehen. Sie würden zermalmt und aufgespießt und leichte Opfer für die Shrouks werden.
    Mythor sah die Waffen der Dämonenkrieger blitzen. Sie sprangen unruhig hin und her, vereinzelte Kriegsschreie hallten herüber, in die immer mehr Shrouks einfielen. Und dann brach ein schauriges Geheul los.
    »Du wirst uns mit deinem Starrsinn noch alle umbringen«, sagte Sadagar. Er war blaß und so ruhig wie ein Mann angesichts des unvermeidlichen Endes nur sein kann. »Laß uns umkehren, Mythor. Vielleicht können wir ein andermal…«
    »Zu spät!« rief Yhr. »Es gibt kein Zurück mehr. Ich könnte Carlumen nur nach vorne katapultieren und hoffen, daß ihr durchkommt.«
    »Bei Quyl, das wirst du tun, Schlange!« sagte Mythor drohend. »Egal, was dir Darkon befohlen hat, du wirst dich diesem Befehl widersetzen. Denn wenn wir in dieser Falle enden, dann wird das auch dein Ende sein. Oder hoffst du, daß der Tillornische Knoten dich nicht töten kann? Dann laß es auf einen Versuch ankommen.«
    Das Brüllen der Shrouks war bereits so laut, daß Mythors letzte Worte darin untergingen. Aber Yhr hätte sie ohnehin nicht mehr hören können. Die Schlange hatte sich blitzschnell aufgebläht und wuchs so schnell, daß das Auge nicht folgen konnte. Ihr gewölbter Leib spannte sich wie eine Aura um Carlumen, weitete sich nach vorne aus und erstreckte sich hinein in übergeordnete Bereiche.
    Mythor duckte sich unwillkürlich, als über dem Bugkastell die Spitzen der Pfähle auftauchten. Dazwischen turnten Shrouks, schwangen drohend ihre Waffen, reckten sich, duckten sich zum Sprung, schleuderten ihnen aus reißzahnbewehrten Mündern ihre Mordlust entgegen. Mythor bildete sich ein, daß sich die Pfähle bereits zu senken begannen.
    »Yhr!« rief er in wildem Zorn, weil er dachte, daß deren Hörigkeit dem Herrn der Finsternis gegenüber stärker sei als ihr Selbsterhaltungstrieb.
    Aber da geschah es, und allen Carlumern mochte es wie ein Wunder in höchster Todesnot erscheinen, daß das zusammenklappende Pfahlmaul dieser Todesfalle hinter ihnen zurückwich.
    Carlumen wurde von einem Sog erfaßt und nach vorne gerissen. Mythor schwindelte, als um ihn alles zu rotieren begann und er mitsamt der Fliegenden Stadt und allen anderen von einem rasenden Wirbel davongetragen wurde.
    Der Erleichterung darüber, daß sie der Falle der Shrouks entgangen waren, folgte die Angst, daß Yhr sich aus dem Tillornischen Knoten befreit haben könnte und sie nun erst recht ins Verderben riß.
    Mythor tastete sich entlang des Geländers und kroch dann auf allen vieren über den Boden zum Treppenabgang. Er wollte versuchen, die Brücke zu erreichen, um nach dem Kleinen Nadomir zu sehen. Er befürchtete, daß der Troll nicht mehr in der Lage war, die DRAGOMAE-Kristalle in der richtigen Konstellation zu halten.
    Doch gerade als er die Treppenöffnung erreichte und sich hineinfallen lassen wollte, beruhigte sich die Lage schlagartig. Der rasende Flug endete so abrupt, wie er begonnen hatte. Die Wirbel lösten sich auf, der Nebel lichtete sich, wich zurück und bildete bald nur noch eine verwaschene Wand in der Ferne.
    Die Düsternis wich einer Helligkeit, wie sie nur der Tag in der Lichtwelt kannte. Es war hell und freundlich, auch wenn keine Sonne schien. Aber es war Tag!
    Die Schattenzone hatte sie entlassen.
    »Ich glaube es nicht«, sagte Sadagar. Er kniete da und blickte empor. »Ich sehe wieder einen weiten Himmel und Wolken hoch über mir.«
    »Da habt ihr

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