Mythor - 123 - Duell der Steinmänner
dich wohl toll!«
Unversehens waren hinter der Reihe der Bogenschützen zwei Personen aufgetaucht. Mythor erkannte einen Krieger mit einem seltsamen Schlackenhelm und eine Frau, die offenkundig Aeda sein mußte. Langsam kam Aeda näher. Vor Larboo blieb sie stehen.
»Hier geschieht, was ich bestimme«, sagte sie scharf. »Du kannst von Glück sagen, daß Prinz Odam aufgepaßt hat – hättest du diese Männer getötet, hätte dein Leben keinen Herzschlag länger gedauert.«
Grollend entfernte sich Larboo, nachdem er mit einer wütenden Bewegung das Schwert in die Scheide gestoßen hatte.
»Ihr seid also Freunde eines Steinmanns?« fragte Aeda. Ihre rechte Hand schwebte ständig in der Nähe des Gürtels. Mythor, der die Schnelligkeit kannte, mit der Steinleute ihre Gegner mit Messern zu spicken vermochten, wußte, daß diese Hand für ihn mindestens so gefährlich war wie zuvor die Bogenschützen.
»Ich bin ein Freund Sadagars, der dein Freund ist«, antwortete Mythor. Langsam stieg er von seinem Tokuan.
»Kannst du das beweisen?«
Mythor lächelte.
»Du trägst sein Amulett«, sagte er und deutete auf das Schmuckstück, das an Aedas Kleidung hing. »Ist das Beweis genug?«
Aeda sah das Amulett an, dann nickte sie.
»Willkommen«, sagte sie und gab Mythor die Hand. »Folgt mir nach Loonkamp, ihr seid meine Gäste.«
Auch Gerrek und Tobar stiegen von den Tokuanen. Sie folgten der Anführerin der Felsenräuber langsam nach Loonkamp.
»Du kennst Sadagar noch von Nykerien?« fragte Mythor.
Aeda sah ihn nicht an, als sie sprach.
»Es ist so furchtbar lange her«, sagte sie leise. »Es gab einmal eine Zeit, da waren wir in Nykerien unbeschwert und glücklich. Nicht, daß das Leben süß wie Honigseim gewesen wäre, aber damals war das Unheil noch nicht über uns hereingebrochen.«
»Catrox?«
»Es war, bevor dieser Dämon über uns kam. Sadagar – damals gab es keinen anderen Mann für mich, obwohl es an Bewerbern nie gefehlt hat. Wir waren sehr glücklich, damals. Und dann traf ich Necron.«
Mythor hütete sich, ihre Erzählung zu unterbrechen. Er konnte sehen, daß Aeda tief bewegt war.
»Er war um vieles jünger als Sadagar, und bald glaubte ich, nur Necron zu lieben. Wenig später haben sie sich angefreundet, ohne zu wissen, daß der andere mich kannte. So waren wir denn zu dritt – und ich hätte mich entscheiden müssen.«
Sie wandte den Kopf und sah Mythor an.
»Ich habe es nicht gekonnt«, sagte sie. »Jeder hatte seine Vorzüge, und ich brachte es einfach nicht übers Herz, einem von beiden den Vorzug zu geben – ich hätte den anderen damit sehr verletzt.«
»Du hättest auf beide verzichten können«, sagte Mythor sanft.
»So ist es denn auch geschehen, ohne meinen Willen. Wir haben uns getrennt, um Catrox zu bekämpfen, und damals habe ich im stillen gehofft, keinen von beiden jemals wiedersehen zu müssen. Und nun sind beide hier und streiten sich um mich.«
»Heute kannst du nachholen, was du damals versäumt hast – verzichte, wenn du willst und kannst.«
Aeda sah Mythor an und lächelte.
»Ich kann es immer noch nicht«, sagte sie schwach. »Ich habe Rat und Hilfe gesucht bei… aber das tut nichts zur Sache. Und das ist Loonkamp, unser Felsennest.«
Mythor ärgerte sich ein wenig darüber. Er ahnte, daß Aeda noch ein Geheimnis bewahrte; die Ankunft in Loonkamp hatte ihr gerade noch rechtzeitig das Stichwort für einen anderen Gesprächsgegenstand gegeben, bevor sie sich verplaudern konnte. Nun, vielleicht ließ sich das Rätsel später lösen. »Und wo stecken die beiden jetzt?« Aeda machte ein verlegenes Gesicht.
»Ich werde es dir zeigen«, sagte sie. »Komm!«
*
»Von hier aus kannst du das Labyrinth überblicken, alles sehen und hören, ohne selbst gesehen oder gehört zu werden. Ich pflege hier Gefangene zu belauschen, um ihre Geheimnisse zu erfahren.«
Mythor legte sich neben Aeda auf den steinernen Boden und spähte in die Tiefe.
Deutlich waren Sadagar und ein anderer Steinmann zu erkennen. Der zweite mußte Necron sein.
»Hast du keine Angst, daß ich dich durchlöchern könnte?« erkundigte sich Necron spöttisch bei seinem Gegner.
»Angst? Vor dir?«
Sadagars Stimme troff vor Hohn.
Die beiden standen in einem langgestreckten Raum, vier Mannslängen breit und fast zehn Mannslängen der Länge nach messend. Das Licht kam von einer Reihe knisternder Kiene in bronzenen Haltern.
»Wir sind allein«, stellte Sadagar fest. »Letzte Gelegenheit, sich zu einigen,
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