Mythor - 124 - Zeichen des Lichts
verschleppen.«
»Ja, aber getrennt«, erinnerte Necron und wies mit einem Messer auf ihn, mit dem er gerade ein Stück Schinken abgeschnitten hatte. »Und es ist ein Unterschied, ob wir als Sklaven oder als Freie hinkommen.«
»Mir kommt das sehr gelegen«, sagte Mythor. »Ich will erfahren, was in der Tabuzone vor sich geht. Ich will dieses Geheimnis enträtseln. Aber für euch Nykerier bedeutet das eine Verzögerung.«
»Nicht, wenn du uns mit Carlumen ans Ziel bringst«, erklärte Sadagar. »Du hast doch die Wahrheit gesprochen, als du sagtest, daß Carlumen nach Lyrland fliegt?«
»Wir werden die fliegende Stadt bei LUM DON treffen«, versicherte Mythor.
»Wie kannst du da so sicher sein?« wollte Necron wissen.
»Das ist meine Sache«, sagte Mythor knapp.
Er hoffte, daß sich Shaya wieder bei ihm melden würde, um ihm weitere Hinweise zu geben.
Aber in dieser Nacht erschien sie ihm nicht.
6.
Carlumen war mit Hilfe der Freven dem Daihn entronnen – diesem Teil des Sumpflands, das voll von unheimlichem und mörderischem Leben war.
Nun war die fliegende Stadt unterwegs und auf der Suche nach Mythor und seinen Gefährten. Tertish hatte beim Abschied im Pfahldorf der Freven von Mythor nur erfahren, daß er sich mit seinen Gefährten, dem Steinmann Sadagar folgend, nach Norden schlagen wollte und dabei gewiß die Düsterzone hinter sich lassen würde.
Das waren recht vage Angaben für ein Treffen in einem unbekannten Land. Man war zwar aus der Düsterzone geflogen und über dem südlichen Teil von Lyrland gekreuzt, von Mythor und seinen Gefährten hatte man jedoch keine Spur gefunden. Dennoch war man an Bord nicht in Sorge.
Fronja vertraute Glair an:
»Ich bin nicht bange, daß ich Mythor überall finden werde. Wenn er in Bedrängnis ist, werde ich seine Hilferufe hören, egal wie weit weg er ist. Ich könnte auch meine Träume befragen, aber es ist mir nicht eilig damit.«
Glair, die rotbemantelte Hexe, sagte darauf nichts. Sie mochte Fronja, obwohl sie in ihr einmal eine Rivalin um die Gunst Mythors gesehen hatte. Aber das war vorbei, sagte sie sich.
Doch Glair wußte, daß Mythor ein Geheimnis hatte, und daß er zu einem anderen weiblichen Wesen eine solche Verbindung hatte, deren sich Fronja rühmte. Mythor war daran eigentlich unschuldig, und unschuldig war seine Beziehung auch zu diesem weiblichen Wesen – zu Shaya, der Suchenden.
Mythor und Fronja waren Liebende, und Glair war längst schon weit davon entfernt, ihrer Liebe irgend etwas in den Weg legen zu wollen. Darum schwieg sie über Shaya. Aber die rotbemantelte Hexe hoffte, daß die Suchende sich ihr wieder einmal zu erkennen geben möge.
Carlumen landete in einer Geröllwüste von Südlyrland, nahe einer kleinen Siedlung. Ein Erkundigungstrupp unter Tertishs Führung wurde ausgeschickt. Doch die Todesbleiche brachte keine Neuigkeiten von Bedeutung zurück.
Man erfuhr einiges über die Lebensgewohnheiten der Lyrer, vor allem zeigte es sich, daß die Bewohner des Südens mit denen des Nordens nur wenig gemeinsam hatten. Sie waren sehr verschlossen und fremdenfeindlich.
Dennoch fand Tertish heraus, daß die Lyrer eine recht eigenartige Zeitrechnung besaßen und daß sie die Jahre rückwärts zählten. Sie standen knapp vor Beginn des sogenannten Letzten Jahres, nach dessen Ablauf der Lichtbote in Erscheinung treten sollte. Davon waren sie überzeugt, und Tertish bekam diese Informationen nur, weil sie von der fliegenden Stadt kam, die die Lyrer für einen Vorboten des Lichtboten hielten.
Glair kümmerte sich nicht viel um die Vorgänge an Bord der fliegenden Stadt. Sie nahm die Gegenwart der vielen Rohnen nur nebenbei wahr, die ehrlich darum bemüht waren, sich in Carlumen einzuleben. Sie wußte nur soviel über sie, daß sich hundert kampffähige Männer freiwillig für die Ausbildung mit den Waffen gemeldet hatten. Aber Tertish hatte noch keine Gelegenheit gefunden, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Glair hatte nicht einmal zu den Frauen der Rohnen Kontakt, obwohl es hieß, daß manche von ihnen hexerische Fähigkeiten hatten. Dafür war ihr aufgefallen, daß Fronja gelegentlich Ejoba, das Weib des Rohnenführers Jercel, aufsuchte.
In dieser Nacht, in der Carlumen in der Geröllwüste von Südlyrland ankerte, zog es Glair zu dem geheimnisvollen Brunnen der fliegenden Stadt, nahe dem unermüdlich schwingenden Lebensrad.
Der Brunnen enthielt kein Trinkwasser, sondern eine Flüssigkeit, die der Carlumen-Organismus absonderte. Glair
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